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Experten empfehlen interdisziplinäres Nachsorgenetzwerk

Etwa zwei Drittel aller Betroffenen behalten nach einem Schlaganfall Beeinträchtigungen. © stockdevil / iStock / Thinkstock

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Schlaganfall: Experten empfehlen interdisziplinäres Nachsorgenetzwerk

Laut der aktuellen Gesundheitsberichterstattung des Bundes haben hierzulande rund 1,76 Millionen Erwachsene mindestens einmal in ihrem Leben einen Schlaganfall erlitten. In der Akutversorgung nimmt die Bundesrepublik europaweit eine Vorreiterrolle ein – Strukturen für eine gute Nachsorge bestehen bisher jedoch kaum. Anlässlich des Weltschlaganfalltags am 29. Oktober diskutieren Experten der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) deshalb wie eine hochwertige Nachsorge gestaltet werden sollte.

„Trotz effektiver Therapieoptionen bleiben nach einem Schlaganfall häufig chronische Probleme wie Lähmungserscheinungen und Sprachstörungen zurück“, sagt Professor Dr. med. Armin Grau, 3. Vorsitzender der DSG. „Um Komplikationen und neue Schlaganfälle zu verhindern, ist eine effektive Nachsorge von großer Relevanz. Anlässlich des diesjährigen Weltschlaganfalltags informieren wir deshalb beispielsweise gezielt darüber“.

Etwa zwei Drittel aller Betroffenen behalten nach einem Schlaganfall Beeinträchtigungen. „Im ersten Jahr nach einem Schlaganfall entwickeln rund 30 Prozent der Patienten Ängste oder Depressionen, und zehn Prozent zeigen einen relevanten kognitiven Abbau. Etwa die Hälfte der Betroffenen stürzt“, so Grau. Weitere häufige Komplikationen seien epileptische Anfälle, Muskelverkrampfungen in gelähmten Gliedern, Schmerzen und Inkontinenz.

Zudem könnten durch die Pflegebedürftigkeit auch Konflikte mit pflegenden Angehörigen auftreten. Da all dies durch eine erfolgreiche Nachsorge viel besser vermeidbar oder behandelbar wäre, kommt ihr eine immense Bedeutung zu. Dafür bestehen in Deutschland bisher jedoch kaum Strukturen. Die DSG sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf: Sie plädiert für ein umfassendes Modell mit einem interdisziplinären Nachsorgenetzwerk.

Neue Wege in der Therapie

„Hausärzte, Kliniken und eine spezielle Schlaganfall-Pflegekraft, eine sogenannte Stroke Nurse, sollten intensiv zusammenarbeiten“, empfiehlt der Experte. „Der Stroke Nurse fallen dabei wichtige koordinierende Aufgaben zu: Sie beugt möglichen Komplikationen vor, indem sie Zielabweichungen, etwa beim Blutdruck, systematisch erfasst und für eine geeignete Behandlung in Zusammenarbeit mit den Ärzten sorgt“.

Im Gegensatz zur Nachsorge ist Deutschland in der Akutversorgung von Schlaganfallpatienten schon jetzt sehr gut aufgestellt: So wird die mechanische Thrombektomie (MTE) fast flächendeckend gewährleistet. „Die Thrombektomie kann schwere Behinderungen nach einem Schlaganfall verhindern, da verstopfte Hirnarterien mittels eines Mikrokatheters von einem großen Blutgerinnsel befreit werden“, erläutert Professor Dr. med. Darius Nabavi, Vorsitzender der Stroke Unit Kommission der DSG und Chefarzt der Klinik für Neurologie am Vivantes Klinikum Neukölln in Berlin.

„Die Thrombektomie gilt seit drei Jahren als fest etablierte Therapie“, so Professor Dr. med. Martin Dichgans, 1. Vorsitzender der DSG und Direktor des Instituts für Schlaganfall- und Demenzforschung (ISD) am Klinikum der Universität München. Auch junge Menschen, die einen Schlaganfall erlitten haben, haben nach der Erkrankung häufig mit gravierenden Folgen zu kämpfen.

„Trotz guter Therapiemöglichkeiten bleibt etwa ein Drittel von ihnen dauerhaft arbeitsunfähig“, sagt Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG. Nur durch eine schnelle und fachkundige Behandlung könnten Langzeitfolgen vermieden werden. Wie die Behandlung gestaltet werden kann und wann welche Therapie sinnvoll ist, darüber informieren Experten der DSG auf der Pressekonferenz anlässlich des Weltschlaganfalltags.

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft

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