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Fehlende Maßnahmen gegen Tabak

Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten kritisiert die unzureichenden Maßnahmen der Bundesregierung zur Prävention vor Krankheiten. © belchonock / iStock / Thinkstock

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Präventionspolitik: Fehlende Maßnahmen gegen Tabak, Alkohol und Co.

Seit Jahren fordert die Weltgesundheitsorganisation WHO konkrete politische Maßnahmen, um chronischen Erkrankungen wie Herzkreislauf- und Lungenkrankheiten, Krebs und Typ-2-Diabetes effektiv vorzubeugen. Die Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK) fordert nun von der Bundesregierung eine neue Präventionspolitik mit wirksamen Maßnahmen.

Nichtübertragbare Krankheiten wie Krebs, Typ-2-Diabetes, chronisch obstruktive Lungenkrankheiten (COPD) und Herzkreislauf-Erkrankungen sind weltweit Todesursache Nummer eins. In Deutschland sind rund zwei Drittel aller Todesfälle darauf zurückzuführen.

Hauptrisikofaktoren für diese chronischen Erkrankungen sind Rauchen, hoher Alkoholkonsum, ausgeprägtes Übergewicht, ungesunde Ernährung und Bewegungsmangel. „Wir brauchen gesellschaftliche Rahmenbedingungen, die diesen Risikofaktoren entgegenarbeiten und einen gesunden Lebensstil fördern“, betont Garlichs.

Umstrukturierte Besteuerung

Um dieses Ziel zu erreichen, sind Preissignale besonders wirksam. „Preiserhöhungen tragen nachweislich dazu bei, Tabak- und Alkoholkonsum zu reduzieren“, so Garlichs. Auch Übergewicht und Diabetes lassen sich durch eine Umstrukturierung der Besteuerung von Lebensmitteln effektiv bekämpfen. „Für Produkte mit niedrigem Fett-, Zucker- und Salzanteil sollte die Mehrwertsteuer gesenkt werden“, führt der DANK-Sprecher aus.

Im Gegenzug würde die Mehrwertsteuer für verarbeitete Lebensmittel mit hohem Gehalt an Fett, Zucker und Salz erhöht. „Das schafft Anreize für eine gesunde Ernährung, ohne die Bürger zusätzlich zu belasten“, so Garlichs. Zahlreiche europäische Staaten, darunter Großbritannien, Frankreich, Ungarn und Portugal, haben inzwischen entsprechende Abgaben oder Steuererhöhungen für ungesunde Produkte beschlossen, etwa das Vereinigte Königreich für stark gesüßte Getränke. Dazu konnten sich deutsche Politiker noch nicht durchringen, ebenso wenig wie zu einem Verbot der Außenwerbung für Tabakprodukte.

„Die Bundesregierung hat bereits einem Entwurf für die Abschaffung der Außenwerbung für Tabakprodukte zugestimmt. Dass sie dafür seit Monaten die entscheidende Unterstützung aus dem Parlament nicht bekommt und das Vorhaben in unverantwortlicher Weise verzögert wird, ist nicht nur bedauerlich, sondern auch nicht nachzuvollziehen“, erklärt Prof. Robert Loddenkemper von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin.

Überfällige Verbote

„Dabei hat sich Deutschland mit der Ratifizierung des WHO-Tabakrahmenübereinkommens dazu verpflichtet, bis 2010 ein umfassendes Tabakwerbeverbot einzuführen, ein Verbot der Tabakaußenwerbung ist also überfällig“, meint Prof. Loddenkemper. Politischer Widerstand regt sich ebenfalls gegen ein Verbot von an Kinder gerichteter Werbung für übergewichtsfördernde Lebensmittel.

„Dabei könnte eine solche Maßnahme langfristig den Anteil übergewichtiger Kinder um 25 Prozent senken, wie Untersuchungen belegen“, berichtet Prof. Manfred Müller, Sprecher des Kompetenznetzes Adipositas. Mehr körperliche Aktivität im Kindes- und Jugendalter sollte eine solche Initiative flankieren. So fordert DANK, in jeder Kita und Schule täglich mindestens eine Stunde Bewegung oder Sport verpflichtend einzuführen.

Sinnvollerweise ergänzt würde diese Vorgabe durch eine verbindliche Umsetzung der Qualitätsstandards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) für das Essen in Kitas und Schulen. „In Deutschland ernähren sich nahezu 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen nicht nach den Empfehlungen für eine gesunde Ernährung“, erläutert Prof. Manfred Müller. So verzehrt nur rund ein Drittel der Sechs- bis Elf-Jährigen die empfohlene Menge an Obst und Gemüse.

Quelle: Deutsche Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK)

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