Wissenschaftler der Medizinischen Fakultät der TU Dresden und des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus bekommen nun erneut die Möglichkeit, in einem wissenschaftlichen Netzwerk mit Arbeitsgruppen aus Hamburg, Heidelberg, Erlangen, Mannheim, Bonn, Würzburg, Leipzig, München, Regensburg sowie Frankfurt am Main, an der Erforschung von Knochenmetastasen zusammenzuarbeiten. Dabei sollen Forschungsergebnisse rascher in die klinische Anwendung übertragen werden. Das Schwerpunktprogramm 2084 „μBONE – Kolonisierung und Interaktionen von Tumorzellen innerhalb der Knochenmikroumgebung“ wird mit insgesamt acht Millionen Euro gefördert. Allein die Dresdner Arbeitsgruppen erhalten davon 3,9 Millionen Euro.
Knochenmetastasen gelten im Frühstadium als unsichtbare Gefahr bei vielen Krebsarten, vor allem bei Brust- und Prostatakrebs, den häufigsten Tumoren von Frauen und Männern. Im weiteren Verlauf können sie zu pathologischen Frakturen, starken Schmerzen, Lähmungen und einer eingeschränkten Beweglichkeit mit der Folge einer schlechten Überlebenschance betroffener Patienten führen. Trotz oder gerade aufgrund der verbesserten Überlebenschancen vor allem bei Brust- und Prostatakrebs erleben die Betroffenen heute das Auftreten von Knochenmetastasen in bis zu 80 Prozent im fortgeschrittenen Tumorstadium.
Maligne Erkrankung von Plasmazellen
Neben diesen beiden Tumorarten steht vor allem das multiple Myelom als maligne Erkrankung von Plasmazellen im Knochenmark im Mittelpunkt. Für diese fortgeschrittenen Stadien sind mittlerweile wirksame und gut verträgliche Medikamente verfügbar, wie das Aminobisphosphonat Zoledronsäure oder der RANKL- Antikörper Denosumab. Für das skeletal metastasierte Prostatakarzinom hat sich das radioaktive 223Radium bewährt, welches von durch Tumorzellen stimulierten knochenbildenden Osteoblasten analog zu Kalzium in den Knochen eingebaut wird und dann als Alpha-Strahler innerhalb weniger Mikrometer diese Tumorzellen gezielt zerstört.
Der Ansatz des µBONE-Konsortiums ist es, Knochenmetastasen möglichst früh zu erkennen bzw. durch ein besseres Verständnis der Faktoren, den Prozess komplett zu unterbinden, der den Knochen so anziehend für Tumorzellen macht. Das Konsortium aus Vertretern der Medizin, Biologie, Biochemie, Biotechnologie und Biomaterialforschung nimmt dabei unter anderem extrazelluläre Vesikel mit Mikro-RNAs, die zelluläre Seneszenz, Membranstrukturen sowie die zellulären Besonderheiten der drei Knochenzellen, Osteoblasten, Osteoklasten und Osteozyten im Dialog mit Tumorzellen in den Fokus. Ferner werden die Mechanismen der Strahlenresistenz untersucht und dem Konzept der „Liquid Biopsy“, der Analyse zirkulierender Tumorzellen, weiter nachgegangen.