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Gegenstand zukünftiger Forschungen

RNA-Moleküle schalten in der Zelle Gene an und aus. © DonoMacs / iStock / Thinkstock

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Ribonukleinsäure: Gegenstand zukünftiger Forschungen

Neues Wissen über die Ribonukleinsäure RNA eröffnet Forschung und Medizin beträchtliche Möglichkeiten. Die RNA-Moleküle kontrollieren die Gene, schalten diese ein und aus. Vom 3. bis 6. Oktober treffen sich 100 internationale RNA-Forscherinnen und Forscher in Nohfelden, um Ergebnisse auszutauschen, Kooperationen auszuloten und neue Forschungsfelder zu sichten. Die Konferenz organisiert der Juniorprofessor für Molekulare Zelldynamik Martin Simon von der Saar-Universität.

Jahrzehntelang unterschätzten Wissenschaftler die Rolle der Ribonukleinsäure für das Leben. Im Jahr 2006 erhielten die US-Forscher Andrew Fire und Craig Mello den Nobelpreis für ihre Erkenntnis, dass RNA weit mehr ist als nur eine einfache Boten-Substanz oder gar ein Abbauprodukt. Die RNA-Moleküle haben in Lebewesen das Sagen darüber, ob Gene – die Erbanlagen – aktiv werden oder nicht: Sie schalten in der Zelle Gene an und aus.

„Die RNA-Moleküle regulieren 60 Prozent des Humangenoms. Sie haben überaus vielfältige biologische Funktionen. Es gibt zahlreiche verschiedene RNA-Arten und -Unterarten, die teils erst neu entdeckt wurden und jetzt in den Fokus der Forschung geraten“, erklärt der Molekularbiologe Martin Simon von der Universität des Saarlandes.

Verständnis der Vererbungslehre

Prof. Martin Simon © EhrlichDie Konferenz, die die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert, organisiert der Juniorprofessor für Molekulare Zelldynamik Martin Simon von der Saar-Universität. © Ehrlich

Die Bio-Moleküle können unter anderem verantwortlich dafür sein, dass Lebewesen sich flexibel und schnell an neue Umweltbedingungen anpassen, und zwar ohne dass sich die Gene, die DNA, dafür verändern müssten. Dies könnte zu einem neuen Verständnis der Vererbungslehre führen. Im Oktober treffen auf Einladung des Juniorprofessors für Molekulare Zelldynamik Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus aller Welt zusammen, die diese Fragen erforschen – vor allem aus Europa, Russland und den USA.

Im saarländischen Nohfelden wollen sie ihre RNA-Forschungsprojekte vernetzen. „Wenn wir verstehen, was genau die RNA-Moleküle regulieren, wie sie das tun, und wie diese molekularen Mechanismen weitervererbt werden, können wir Antworten finden, etwa wie Lebewesen sich ihrer äußeren Umwelt anpassen oder wie erworbene Eigenschaften, wie zum Beispiel Adipositas vererbt werden kann“, erläutert Juniorprofessor Martin Simon.

Die Grundlagenforschung kann vor allem auch zu neuen Therapiekonzepten etwa gegen Krebs oder Autoimmunerkrankungen beitragen. „Schon heute können wir RNA als sehr effizienten Wirkstoff gegen Viren und viele andere Erkrankungen einsetzen“, sagt der Biowissenschaftler, der an der Schnittstelle von Epigenom- und Wirkstoff-Forschung arbeitet.

Vererbung von Hard- und Software

Gemeinsames Forschungsobjekt aller Gruppen, die im Saarland zusammenkommen, ist das Pantoffeltierchen. Die dicht mit Wimpern behaarten Einzeller leben im Wasser, kommen im jedem See oder Fluss vor.

„Das so genannte Paramecium pflanzt sich wie alle Tiere sexuell fort, wobei es Erbgut ebenso wie RNA austauscht. Es vererbt also zum einen die ‚Hardware‘, die Erbinformationen, und auch die ‚Software‘, mit der diese Gene gesteuert werden. Daher ist das Pantoffeltierchen für unsere Forschung ideal, um den Austausch von RNA über Generationen hinweg zu analysieren“, erklärt Martin Simon.

Die Konferenz ist eine Tagung der europäischen Forschergruppe des Verbundes GDRI (Groupement de recherche internationale), welche von der Pariser Genomforscherin Dr. Linda Sperling vom Institut de Biologie Intégrative de la Cellule koordiniert wird.

Quelle: Universität des Saarlandes


Hintergrund: Die Universität des Saarlandes hat eine Schlüsselposition in der Genomforschung in Deutschland inne. Der Saarbrücker Genetik-Professor Jörn Walter leitet das von deutscher Seite federführende Deutsche Epigenom-Programm (DEEP). Zahlreiche Wissenschaftler verschiedener Disziplinen an der Saar-Uni und des Max-Planck-Instituts für Informatik forschen auf diesem Gebiet und arbeiten im Zentrum für Bioinformatik Saar mit Partnern zusammen. Neben der Epigenom-Forschung steht an der Universität auch die Wirkstoff-Forschung im Fokus.

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