Branche
on
Jugendliche persönlich ansprechen

Weniger als die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland nimmt an der Gesundheitsuntersuchung J1 teil. © monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock

| | | | |

Check-up J1: Jugendliche persönlich ansprechen

Der Check-up J1 soll dazu beitragen, körperliche und psychische Probleme von Jugendlichen frühzeitig zu erkennen. Doch wer sich fit und gut drauf fühlt, hat im Alter von 13 oder 14 Jahren zumeist andere Prioritäten. Eine Folge-Studie der Wissenschaftler vom Versorgungsatlas zeigt, dass 46 bis 48 Prozent der gesetzlich versicherten Jugendlichen der Geburtsjahrgänge 1997 bis 1999 an der J1-Untersuchung teilgenommen haben.

„Im Vergleich dazu hatten wir bei der Basisuntersuchung im Jahr 2013 nur eine Teilnahmerate von knapp über 43 Prozent gefunden“, sagt Dr. Mandy Schulz, Erstautorin der Studie. Auffallend seien jedoch nach wie vor die gravierenden regionalen Unterschiede.

Bundesweite Kampagne „Your Next Top Check-Up J1“

Deutliche regionale Unterschiede gibt es sowohl auf der Ebene der Bundesländer als auch auf Kreisebene. Rheinland-Pfalz ist mit Teilnahmeraten zwischen 58 und 60 Prozent der Spitzenreiter unter den Bundesländern. Im Schlusslicht Bayern liegen die Raten zwischen 38 und 41 Prozent. Der Spitzenreiter auf Kreisebene ist, wie bei der vorausgegangenen Untersuchung, bei allen drei Jahrgängen der Landkreis Mettmann in Nordrhein-Westfalen mit Werten zwischen knapp 74 und 76 Prozent.

Ähnlich wie in Rheinland-Pfalz und Brandenburg laden die Gesundheitsbehörden dort nicht nur die Eltern, sondern auch die Jugendlichen selbst persönlich ein. Es gibt auch erste Hinweise, dass die bundesweite Kampagne „Your Next Top Check-Up J1“ der Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) im Jahr 2012 einen positiven Einfluss hatte.

„Für definitive Aussagen ist es allerdings noch zu früh“, sagt Dr. Bätzing-Feigenbaum, Leiter des Versorgungsatlas. Positive Entwicklungen verzeichneten die Wissenschaftler beim Schlusslicht auf Kreisebene: Der Landkreis Miesbach in Oberbayern konnte sich von 1997 (23 Prozent) über 1998 (26 Prozent), bis 1999 auf 30 Prozent verbessern. Neues Schlusslicht war bei diesem Jahrgang der Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt mit zuletzt 29 Prozent.

Persönliche Ansprache wichtig

In Regionen, wo die Behörden die Jugendlichen direkt und persönlich einladen, liegen die Teilnahmeraten durchschnittlich höher als in anderen. „Diese Ansprache signalisiert Wertschätzung, was natürlich bei den jungen Leuten nachvollziehbarer Weise gut ankommt“, interpretiert Dr. Bätzing-Feigenbaum die Ergebnisse.

Die Daten zeigen auch, dass lokale und regionale Maßnahmen grundsätzlich eine stärkere Wirkung entfalten als überregionale Einflüsse. „Diese Erkenntnis gilt es zu nutzen“, betonen die Wissenschaftler vom Versorgungsatlas. „Um die Teilnahmeraten weiter zu steigern, ist es wichtig, Maßnahmen zu entwickeln, die jeweils zu den lokalen Verhältnissen passen.“ Davon würde auch die Gesundheitsversorgung Jugendlicher insgesamt profitieren.

Die Wissenschaftler hatten bei ihrer Studie die pseudonymisierten Abrechnungsdaten aus Arztpraxen von knapp einer Million Jugendlichen ausgewertet, die in den Jahren 2009 bis 2014 am J1-Gesundheits-Check teilgenommen hatten. Die erforderlichen Abrechnungsdaten werden von den regionalen Kassenärztlichen Vereinigungen zur Verfügung gestellt.

Quelle: Versorgungsatlas


Publikation: Mandy Schulz et al.; Teilnahme an der Jugendgesundheitsuntersuchung J1 in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) – Update für den Zeitraum 2009 bis 2014; Versorgungsatlas, 2016; DOI: 10.20364/VA-16.08

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Abbildung einer Fledermaus im Dunkeln.
Erkrankte Leber

Das könnte Sie auch interessieren

SARS-CoV-2-Virus
Hepatitis-Virus und Leber
Leukämie