Erbliche Netzhautdegeneration ist eine neurodegenerative Erkrankung, die mit einem Absterben der Photorezeptoren im Auge einher geht und für die es bislang keine effektive Behandlung gibt. Schwere Beeinträchtigungen des Sehvermögens bis hin zu vollständigem Erblinden sind die Folgen. Alleine in Europa sind etwa 130 000 Personen betroffen.
Bei vielen dieser Netzhauterkrankungen kommt es zu einer Überaktivierung des cGMP-Signalweges. Diese den Zelltod auslösende Überaktivierung kann aber durch synthetische cGMP-Analoga ausgeglichen werden. Das internationale DRUGSFORD-Team konnte jetzt zeigen, dass die Formulierung eines Inhibitorischen Analogons des Signalmoleküls cGMP in einem liposomalen Nanocontainer, den Photorezeptorverlust reduzieren kann.
Zudem führte diese neuartige Substanzformulierung zu einem Funktionserhalt der Netzhaut in drei verschiedenen Krankheitsmodellen. Dazu muss das cGMP-Analogon durch Verwendung von im DRUGSFORD-Projekt speziell entwickelten Liposomen über die Blut-Hirn-Schranke hinweg zu den Photorezeptoren der Netzhaut gelangen.
Klinische Entwicklung vorantreiben
„Die DRUGSFORD Partner haben jetzt gemeinsam die Start-up Firma Mireca Medicines gegründet“, erklärt Prof. François Paquet-Durand, Koordinator des EU-Projektes vom Tübinger Forschungsinstitut für Augenheilkunde. „Damit soll die weitere klinische Entwicklung dieser neuen Formulierung eines cGMP Analogons vorangetrieben werden.“
Die Europäische Medizinagentur unterstützt die klinische Translation durch Mireca Medicines mit einer sogenannten Orphan Drug Designation** für das cGMP Analogon (EMA; EU/3/15/1462). Dieser besondere rechtliche Status vereinfacht die klinische Prüfung und verbessert damit auch die Aussichten auf eine zukünftige Anwendung. Optimale Bedingungen vorausgesetzt, könnte in acht bis zehn Jahren ein wirkungsvolles Medikament auf den Markt gebracht werden.
Quelle: Universitätsklinikum Tübingen
Originalpublikation: François Paquet-Durand et al.; Combination of cGMP analogue and drug delivery system provides functional protection in hereditary retinal degeneration; PNAS, 2018; doi: 10.1073/pnas.1718792115