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Medizinische Versorgung auf dem Land soll ausgebaut werden

Eine zuverlässige Diagnose der Herzinsuffizienz ist meist nur mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) möglich. © LeventKonuk / iStock / Getty Images Plus

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Herzinsuffizienz: Medizinische Versorgung auf dem Land soll ausgebaut werden

Die magnetresonanztomografische (MRT-)Untersuchung des Herzens ermöglicht in vielen Fällen eine frühzeitige Erkennung der Herzinsuffizienz und damit auch eine bessere Therapie. Auf dem Land stehen Herz-MRT-Geräte und spezialisierte Ärzteteams aber oft nicht zur Verfügung. Mithilfe mobiler MRT-Einheiten und der Telemedizin sollen jetzt in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern MRT-Untersuchungen des Herzens auch in ländlichen Regionen möglich gemacht werden.

Von einer Herzinsuffizienz spricht man, wenn die Pumpleistung des Herzens nicht mehr ausreicht, um den Blutbedarf des Körpers zu decken. Rund 1,8 Millionen Menschen leiden in Deutschland an diesem Krankheitsbild, das zu den häufigsten Todesursachen gehört und in Deutschland Kosten von jährlich über fünf Milliarden Euro verursacht.

Wird eine Herzinsuffizienz früh erkannt und gezielt behandelt, können die Lebenserwartung und -qualität der Patienten gesteigert und gleichzeitig Krankenhausaufenthalte vermieden sowie Therapiekosten gesenkt werden. Allerdings bleibt eine Herzinsuffizienz im Frühstadium häufig unerkannt, da die Krankheit in dieser Zeit oftmals symptomfrei verläuft.

Eine zuverlässige Diagnose ist dann meist nur mit Hilfe der Magnetresonanztomografie (MRT) möglich. In vielen ländlichen Regionen stehen dafür aber oft weder genügend spezialisierte Fachärzte noch die nötige technische Infrastruktur zur Verfügung. Das „Herz-Check“-Projekt sieht deshalb vor, mobile MRT-Einheiten dorthin zu bringen, wo sie in Praxen oder Kliniken nicht vorhanden sind. 

Mobile MRT-Einheiten

Das Berliner Unternehmen medneo verfügt dazu über spezielle „MRT-Mobile“, also umgebaute LKW, die den Patienten eine MRT Untersuchung wie in einer Klinik ermöglichen. Auch die Bestimmung der Blutwerte ist möglich. Zunächst sollen Versicherte der AOK Nordost sowie niedergelassene Haus- und Fachärzte in der Region über die Möglichkeit und die Vorteile der Früherkennung von asymptomatischer Herzinsuffizienz informiert werden.

Die Idee: über eine Website können Hausärzte das Risiko einer unentdeckten Herzinsuffizienz für ihre Patienten anhand etablierter Bewertungsverfahren unkompliziert festlegen. Das ist auch für die Patienten selbst möglich. Stellen der Hausarzt oder der Patient selbst ein erhöhtes Risiko fest, kann online ein Termin für eine mobile MRT-Untersuchung in der Nähe des Wohnorts vereinbart werden.

Die mobilen MRT-Einheiten können an regionalen Kliniken oder ambulanten Einrichtungen wie Ärztehäusern aufgestellt werden. Vor Ort befindet sich medizintechnisches Personal, das die MRT- Untersuchung sicher und zuverlässig durchführen kann. Sie dauert nur etwa 10 Minuten. Die Anwesenheit eines Facharztes ist dabei nicht notwendig. Denn die Untersuchungsdaten werden unter Beachtung aller Datenschutz-Vorgaben online an ein „telemedizinisches Expertenzentrum“ übermittelt und dort durch ein geschultes Fachärzteteam ausgewertet. 

Ergeben MRT- und Laborbefund Handlungsbedarf, werden die Patienten je nach Schweregrad des Befundes in vordefinierte Behandlungspfade eingeteilt. Gemeinsam mit den behandelnden Ärzten vor Ort werden die notwendigen weiteren ambulanten oder stationären Maßnahmen der Therapie festgelegt.

Geplanter Start im Herbst 2020

Das Team des Expertenzentrums steht über die gesamte Behandlungsdauer als Ansprechpartner für die Ärzte vor Ort zur Verfügung. Das „Herz-Check“ Projekt wird über einen Zeitraum von drei Jahren gefördert. Davon entfallen etwa sechs Monate auf die Vorbereitung und 24 Monate auf die Durchführung der Untersuchungen in den mobilen MRT-Einheiten. Derzeit ist geplant, im Herbst 2020 die ersten Patienten untersuchen zu können.

Ein Jahr nach der Erstuntersuchung werden die Patientinnen und Patienten mit auffälligem Befund im Rahmen des „Herz-Check“-Projekts erneut untersucht, so dass ihr gesundheitlicher Zustand und der Erfolg der früh einsetzenden Therapie bewertet und abgeglichen werden können. Die dabei, und bereits im gesamten Projektverlauf, gewonnen Daten werden vom Institut für Biometrie und Klinische Epidemiologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin evaluiert.

Dabei werden auch durch das Projekt erzielte Kosteneinsparungen gemessen. Das mit dem Herz-Check angestrebte Patientenscreening kann gefährdete Patienten sehr früh identifizieren und sie ohne Verzögerung einer effektiven weiteren Diagnostik und Prognose verbessernden Prävention/Therapie zuführen. Langfristig wird angestrebt, die Untersuchungskosten pro Patient auf unter 300 Euro zu senken. Damit können hohe Folgekosten, die bei einer erst spät diagnostizierten Herzinsuffizienz entstehen, durch frühe Erkennung der Krankheit deutlich gesenkt oder vermieden werden.

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft

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