Geeignet ist die Kardiokapsel zur Behandlung der Bradykardie, dem verlangsamten Herzschlag, und bei Patienten, die von einer Stimulation nur in der rechten Herzkammer profitieren. „Die Kardiokapsel ist weniger als ein Zehntel so groß wie herkömmliche Schrittmacher, etwa so wie eine große Tablette. Sie bietet die fortschrittlichste Herzschrittmachertechnologie und ist dabei kosmetisch unsichtbar und klein genug, um über einen Katheter minimalinvasiv über die Leiste implantiert zu werden“, erklärt PD Dr. Christian Veltmann.
Er ist als Oberarzt in der MHH-Kardiologie Spezialist für Rhythmologie und Elektrophysiologie und hat den Schrittmacher gemeinsam mit seinem Kollegen PD Dr. Hanno Oswald bei der 75-jährigen Patientin eingesetzt. Die Patientin litt unter immer wieder kehrenden Schwindelattacken und stand kurz vor Ohnmachtsanfällen aufgrund eines viel zu langsamen Pulsschlags. Eine normale Schrittmacher-implantation war in einem externen Krankenhaus aufgrund einer angeborenen Gefäßveränderung nicht erfolgreich. PD Dr. Christian Veltmann: „Gerade bei dieser Patientin stellt die „Kardiokapsel“ die einzige Alternative dar.“
Kurzer Eingriff – lange Haltbarkeit
Sobald die Kardiokapsel positioniert ist, wird sie an der Herzwand befestigt, kann aber bei Bedarf auch umpositioniert oder entfernt werden. „Im Gegensatz zu herkömmlichen Schrittmachern sind bei der Kardiokapsel weder Drähte erforderlich noch muss operativ eine Tasche unter der Haut angelegt werden“, ergänzt Klinikdirektor Professor Dr. Johann Bauersachs. Stattdessen wird das System mit winzigen Titanärmchen in der Herzwand verankert und gibt über einen Pol an der Spitze des Gerätes die elektrischen Impulse für die Herzaktivität ab.
Der Eingriff dauert im Schnitt zwischen 30 und 45 Minuten. Trotz der geringen Größe der Kardiokapsel beträgt die geschätzte Lebenszeit der Batterie zehn Jahre. Das System reagiert auf den Aktivitätsgrad des Patienten, indem es die Schrittmachertätigkeit automatisch anpasst. Es ist für MRT-Untersuchungen aller Körperregionen zugelassen und hält den Patienten den Zugang zu den fortschrittlichsten diagnostischen Bildgebungsverfahren offen.
Da die Kardiokapsel nur in einer Herzkammer stimuliert, ist sie aktuell speziellen Patientengruppen vorbehalten.
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Klinik für Kardiologie und Angiologie der Medizinischen Hochschule Hannover