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Operation verändert Appetit

Forscher haben herausgefunden, warum Patienten nach einer Magen-Bypass-Operation weniger Appetit auf fettiges Essen haben. © Starush / Fotolia.com

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Adipositas: Operation verändert Appetit

Krankhafte Fettleibigkeit (Adipositas) ist eine große gesellschaftliche Herausforderung. Nur wenige Therapien sind dauerhaft erfolgreich, chirurgische Eingriffe kommen nicht für alle Patienten in Betracht. Forscher des IFB AdipositasErkrankungen der Universitätsmedizin Leipzig konnten nun erstmals einen veränderten Mechanismus der Signale vom Darm zum Gehirn nach einem chirurgischen Eingriff zur Gewichtsreduktion nachweisen.

Die Forscher haben entdeckt, dass diese Änderung der Sattheitssignale zudem Auswirkungen auf den allgemeinen Appetit auf fetthaltige Nahrung hat. Dies öffnet neue Perspektiven für die Medikamentenentwicklung in der Adipositasbehandlung. Die Magen-Bypass-Operation gehört zu den erfolgsreichsten Maßnahmen unter den chirurgischen Therapien gegen krankhafte Fettleibigkeit, um das Gewicht von Patienten dauerhaft zu reduzieren.

Hierbei wird der Magen verkleinert und der Darm chirurgisch manipuliert, um die Nahrungszufuhr zu reduzieren. Der Gewichtsverlust nach der Operation ist oft größer als man durch die verringerten Mahlzeiten erwarten würde. Zudem berichten viele Patienten von einem veränderten Appetit auf Lebensmittel mit weniger Fettgehalt. Wie es dazu kommt, konnten sich die behandelnden Ärzte und Wissenschaftler nicht erklären.

Fettsensor im Darm

Forscher aus der Nachwuchsgruppe von Dr. Wiebke Fenske konnten nun erstmals im Kleintiermodell einen verantwortlichen Mechanismus aufzeigen. Er erklärt, warum Veränderungen im Darm zu weniger Appetit auf fetthaltige Nahrung führen. Verantwortlich dafür ist das Molekül Oleoylethanolamid (OEA). Die Aktivierung dieses Moleküls im Darm erfolgt durch Fettzufuhr und sendet Sättigungssignale an das Gehirn in Abhängigkeit des zugeführten Fettgehalts.

Nach der Operation wurde dieses Molekül bereits nach geringer Fettzufuhr in deutlich höherer Menge vom Darm produziert. Die Wissenschaftler konnten nachweisen, dass dieser Fettsensor im Darm dem Gehirn nicht nur Sattheit signalisiert, sondern auch das Lustzentrum im Gehirn aktiviert – durch eine gesteigerte Freisetzung des Neurotransmitters Dopamin, auch „Glückshormon" genannt.

„Die Dopamin-Ausschüttung im Gehirn hat direkten Einfluss auf das mit der Nahrungsaufnahme einhergehende Genussempfinden. Adipositas geht oftmals mit einer veränderten Dopamin-Steuerung im Gehirn einher. Ist die Dopamin-Freisetzung gestört, bedarf es eines gesteigerten Belohnungsreizes, also einer vermehrten Energiezufuhr, um die erforderliche Genussantwort auszulösen, die uns eine Mahlzeit beenden lässt", erklärt Dr. Wiebke Fenske.

Die vorteilhafte Regulierung des Dopamins durch das Molekül OEA produziert somit ein gesünderes Essverhalten und führt zu einem dauerhaften Gewichtsverlust.

Therapie ohne chirurgische Eingriffe

Die neuen Erkenntnisse über diesen Signalweg von der Nahrungsaufnahme über den Darm zum Gehirn – und damit wieder zurück zur Nahrungsaufnahme, zeigen Ansatzpunkte für neue medikamentöse Therapien auf, die auch Patienten zugutekommen können, die eine chirurgische Therapie ablehnen. Das IFB AdipositasErkrankungen ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Zentrum, das Forschung und Behandlung zu Adipositas, einem der großen, gesellschaftlich relevanten Krankheitsbilder unserer Gesellschaft, unter einem Dach vereint.

In der Universitätsmedizin Leipzig steht Adipositas mit deren häufigen Begleiterkrankungen Typ-2-Diabetes, Atherosklerose, Fettgewebestörung und Fettleber im Mittelpunkt der Forschung. Die Erforschung von Zivilisationskrankheiten bildet einen Profilbereich der Forschungsschwerpunkte der Medizinischen Fakultät an der Universität Leipzig.

Quelle: Universität Leipzig


Publikation: Wiebke K. Fenske et al.; Gastric Bypass Surgery Recruits a Gut PPAR-a-Striatal D1R Pathway to Reduce Fat Appetite in Obese Rats; Cell Metabolism, 2017; DOI: 10.1016/j.cmet.2016.12.006

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