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Projektstart zur Bekämpfung der Kindertuberkulose

RaPaed ist eine der größten Kohorten- und Diagnostikstudien, die jemals im Bereich der Kindertuberkulose durchgeführt wurden. © ThitareeSarmkasat / iStock / Getty Images Plus

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Diagnoseansätze auf dem Prüfstand: Projektstart zur Bekämpfung der Kindertuberkulose

Weltweit erkranken jährlich über eine Million Kinder an Tuberkulose (TB), etwa ein Viertel von ihnen stirbt an der potenziell vermeidbaren und heilbaren Krankheit. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist Tuberkulose damit eine der zehn häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Einer der Hauptgründe ist, dass die Erkrankung oftmals nicht richtig und rechtzeitig diagnostiziert wird.

Dies ist insbesondere in ressourcenschwachen Regionen der Fall. Es bedarf dringend neuer, kinderfreundlicher Testverfahren, die anhand einfacher Proben (z. B. Speichel) durchgeführt werden können. Um dies zu ändern, hat ein internationales Forschungskonsortium unter der Leitung von Dr. Norbert Heinrich vom Münchner Tropeninstitut am LMU Klinikum (Abteilung für Infektions- und Tropenmedizin) das Projekt RaPaed-AIDA-TB (Rapid and Accurate Diagnosis of Paediatric TB – An AIDA (Assessment of Innovative Diagnostic and Algorithms for Early and Sensitive Detection of Acute TB)) gestartet.

RaPaed ist eine der größten Kohorten- und Diagnostikstudien, die jemals im Bereich der Kindertuberkulose durchgeführt wurden. Sie wird von der europäisch-afrikanischen Kooperation EDCTP (European & Developing Countries Clinical Trials Partnership) und dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) finanziert. Herzstück des Projekts ist eine diagnostische Validierungsstudie, die gemeinsam mit lokalen Partnern in fünf Ländern gemacht wird. Vier Standorte befinden sich in Afrika (Südafrika, Tansania, Mosambik, Malawi), ein weiterer in Indien. In der Studie werden insgesamt zehn Diagnoseansätze untersucht und dabei acht neue diagnostische Tests evaluiert. Die Leistung der Tests wird mit dem Referenzstandard für diagnostische Validierungsstudien für Kinder verglichen.

Rekrutierung in Studien zu Kindertuberkulose

Nach dem Studienstart im Jahr 2018 erreichten die Wissenschaftler nun einen bedeutenden Meilenstein in der Rekrutierung: So wurden bereits über 820 Kinder mit Verdacht auf TB in RaPaed-AIDA-TB aufgenommen. Das Gesamtziel ist es, 1000 Kinder für die Teilnahme zu rekrutieren. Weitere Proband*innen sollen nun in Zusammenarbeit mit dem Christian Medical College (CMC) in Vellore, Indien, in die Studie eingeschlossen werden.

Dr. Robina Semphere, Studienärztin am College of Medicine (CoM), an der Universität Malawi in Blantyre, Malawi, erklärt: "Der Rekrutierungsprozess in der RaPaed-Studie hat indirekt auch die Versorgung hier vor Ort verbessert, v.a. durch die Verbesserung des Screenings, der Diagnose und des Management der pädiatrischen Tuberkulose in unserer tertiären Gesundheitseinrichtung. Dank der Studie führt ein engagiertes klinisches Team täglich Tuberkulose-Screenings durch, überweist Patienten an die entsprechende Versorgungseinrichtung und identifiziert durch telefonische Kontrolluntersuchungen diejenigen, die einen Nachsorgetermin benötigen. Sie schafft außerdem Zugang zu Leistungen (wie ein Tuberkulin-Hauttests oder Sputum-Induktion), die andernfalls nicht oder nur langsam verfügbar wären (wie GeneXpert® Ultra). Der ganzheitliche Ansatz zeigt, welche Auswirkungen Projekte haben können, wenn sie sich nicht nur auf die potenziellen künftigen Patienten konzentrieren, denen die Ergebnisse langfristig zugute kommen sollen, sondern in ihrer Durchführung auch bereits einen positiven Beitrag für den lokalen Studienstandort, die Mitarbeiter und die dort behandelten Patienten, leisten.“

Tests werden durch Plattformen etabliert

Das RaPaed-AIDA-TB-Projekt bringt erfahrene akademische Gesundheitszentren und ein Zentrum für Klinische Studien an der LMU mit akademischen Test-Entwicklern sowie großen Industriepartnern zusammen. Die Tests werden durch Plattformen etabliert, die eine patientennahe Diagnostik (so genanntes Point-of-Care-Testing) oder eine Durchführung von Tests in lokalen Krankenhäusern mit verkürzten Überweisungsfristen, ermöglichen. Mit dem Ziel, Gesundheitsstrukturen und Forschung weltweit zu stärken, trägt RaPaed-AIDA-TB zudem auch zum lokalen Kompetenzaufbau in der Diagnose von Kindertuberkulose und zur Weiterbildung afrikanischer Forscher bei.

Dr. med. Laura Olbrich, MD, Studienkoordinatorin am LMU Klinikum München, hebt die Bedeutung weiterer Forschung hervor: "TB bei Kindern ist ein vernachlässigtes Problem innerhalb einer vernachlässigten Krankheit. Ganz im Gegenteil zu der hohen Zahl an Kindern, die jährlich an Tuberkulose sterben, erfährt die globale Herausforderung der Kindertuberkulose nur wenig Aufmerksamkeit. RaPaed leistet einen entscheidenden Beitrag, um diese Lücke in der pädiatrischen Versorgung bei TB zu schließen."

Quelle: LMU Klinikum der Universität München

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