Das diesjährige Motto „Nierengesundheit für alle“ spannt einen weiten Bogen von der Prävention von Nierenerkrankungen bis hin zur Notwendigkeit einer Nierentransplantation. Denn wenn die Nieren endgültig versagen, muss ihre Funktion entweder durch ein maschinelles Nierenersatzverfahren wie Blutwäsche oder Bauchfelldialyse oder durch Transplantation einer Spenderniere ersetzt werden. Die durchschnittliche Wartezeit für eine Spenderniere in Deutschland liegt derzeit bei acht bis zehn Jahren.
Organspende: Dringender Bedarf
Dr. Johannes Nießen, Errichtungsbeauftragter des Bundesinstituts für Prävention und Aufklärung in der Medizin (BIPAM) und Kommissarischer Leiter der BZgA: „Derzeit stehen rund 8500 Menschen auf der Warteliste für ein neues Organ. Davon warten etwa 6700 auf eine Niere. Weil nicht rechtzeitig ein geeignetes Spenderorgan zur Verfügung steht, müssen zu viele Menschen auf eine Organspende warten – oft leider vergeblich. Deshalb ist es mir ein Anliegen, dass wir alle uns mit dem Thema auseinandersetzen und unsere persönliche Entscheidung zur Organspende treffen. Wichtig ist es, diese festzuhalten, im Organspendeausweis oder in einer Patientenverfügung. Zudem kann das Organspende-Register ab dem 18. März 2024 dafür genutzt werden, online die persönliche Organspendebereitschaft zu dokumentieren. So können wir im Fall der Fälle anderen Menschen helfen, mit einem Spenderorgan wieder ein gesundes und normales Leben zu führen.“
Früherkennung von Nierenkrankheiten
Prof. Dr. Julia Weinmann-Menke, Pressesprecherin der Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN):„Damit der Anstieg der Zahl von dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten, die ein Nierenersatzverfahren benötigen, aufgehalten werden kann, ist eine rechtzeitige Früherkennung wichtig. Ein einfacher Blut- und Urintest beim Hausarzt hat hohe Aussagekraft über das Vorliegen einer Nierenkrankheit. Eine mögliche Erkrankung kann so rechtzeitig erkannt und der Nierenfunktionsverlust durch eine entsprechende Behandlung aufgehalten oder zumindest verlangsamt werden. Dies gilt insbesondere für Patientinnen und Patienten, die bereits Vorerkrankungen wie Bluthochdruck oder Diabetes haben. Denn die positive Botschaft zum Weltnierentag lautet: Nierenkrankheiten sind gut behandelbar, wenn sie rechtzeitig erkannt werden.“
Nephrologie jenseits der Dialyse
Dipl.-Med. Heike Martin, Nierenfachärztin aus Zwickau und stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbands Deutsche Nierenzentren (DN) e. V., erläutert: „Nephrologie ist mehr als Dialyse. In unseren 411 ambulanten Mitgliedszentren werden deutschlandweit Patienten mit Nierenfunktionsstörungen behandelt, so dass eine Dialyse im besten Fall gar nicht erst notwendig wird. Auch die Vor- und Nachsorge der Nierentransplantation wird von den niedergelassenen Nephrologinnen und Nephrologen in den Praxen durchgeführt.“