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Sepsis und psychische Folgen

Patienten die eine Sepsis überlebt haben, haben oft mit posttraumatischen Belastungsstörungen zu kämpfen. © Henrik Dolle / iStock / Thinkstock

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Hilfe aus dem Netz: Sepsis und psychische Folgen

Nach einem langen Krankenhausaufenthalt und meist längeren Rehabilitationsbehandlungen versuchen Sepsispatienten, in einen normalen Alltag zurückzufinden. Oft kämpfen sie danach nicht nur mit körperlichen Langzeitfolgen – sondern auch mit psychischen. Dr. Jenny Rosendahl und Prof. Dr. Christine Knaevelsrud leiten eine vor kurzem gestartete Studie zu diesem Thema. Mithilfe einer internetbasierten Schreibtherapie soll den Betroffenen geholfen werden.

„Wir wissen, dass mehr als ein Fünftel der Überlebenden einer Sepsis eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt und auch die Lebenspartner der Patienten sehr oft betroffen sind. Zutage tritt diese Störung meist einige Monate, nachdem das Schlimmste überwunden ist“, beschreibt PD Dr. Jenny Rosendahl das Ergebnis einer Untersuchung des Zentrums für Sepsis und Sepsisfolgen CSCC am Uniklinikum Jena.

Die Psychologin leitet gemeinsam mit ihrer Kollegin Prof. Dr. Christine Knaevelsrud von der Freien Universität Berlin die Studie, die Patienten und ihren Partnern in Form der Schreibtherapie „zwei leben“ Hilfe anbietet.

Christine Knaevelsrud ist von der Wirksamkeit der internetbasierten Schreibtherapie überzeugt: „Aktuelle Studien belegen, dass internetbasierte Behandlungen genauso wirksam sein können wie Sprechzimmertherapien.“ Bei der Kommunikation per Internet falle es den Patienten mitunter sogar leichter, angst- und schambesetzte Erfahrungen sowie Gedanken und Gefühle anzusprechen und sich dem Therapeuten gegenüber zu öffnen.

Lebenspartner werden aktiv einbezogen

Bislang wurde die Wirksamkeit der internetbasierten Schreibtherapie in verschiedenen Patientengruppen traumatisierter Menschen überprüft und bestätigt. In der aktuellen Studie wollen die Wissenschaftlerinnen testen, wie wirksam die Therapie für Sepsis-Überlebende und deren Partner mit einer PTBS sein kann. Entsprechend wurde das Behandlungsangebot erstmals speziell für die traumatischen Erfahrungen aus der intensivmedizinischen Behandlung angepasst.

Neu ist zudem, dass auch die Lebenspartner der Patienten aktiv in die Behandlung einbezogen werden und ebenso eine Therapie in Anspruch nehmen können, wenn eine PTBS vorliegt. Etwa 100 betroffene Paare suchen die Forscher dafür.

Projektmitarbeiterin Romina Gawlytta zum Ablauf der Studie: „Bevor die Behandlung beginnen kann, untersuchen wir zunächst, ob eine PTBS vorliegt.“ Charakteristisch dafür sind u.a. das ungewollte Wiedererleben sowie Alpträume von den traumatischen Erlebnissen auf der Intensivstation, Vermeidungsverhalten in Bezug auf Orte und Personen, die mit dem Trauma verbunden sind, sowie Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen oder Schreckhaftigkeit.

Traumatische Erlebnisse verarbeiten

„Liegen bei mindestens einem der Partner entsprechende Symptome vor, kann eine Behandlung erfolgen“, so die Psychologin weiter. In der Therapie bekommen die Studienteilnehmer wöchentlich zwei Schreibaufträge, insgesamt sind es zehn. Wann sie diese bearbeiten, können sie flexibel gestalten. „Sie erhalten innerhalb eines Werktages die individuelle Rückmeldung ihrer persönlichen Therapeutin und eine Anleitung für das weitere Vorgehen“, betont Romina Gawlytta.

Durch die Behandlung sollen so schließlich die traumatischen Erlebnisse verarbeitet und die Symptome gelindert werden. Der Erfolg der Behandlung wird nach deren Abschluss überprüft. Jenny Rosendahl: „Wenn wir die Wirksamkeit der internetbasierten Schreibtherapie für traumatisierte Patienten und deren Partner nach intensivmedizinischer Behandlung bestätigen können, kann dieser belasteten Patientengruppe relativ unkompliziert und ohne lange Wartezeit die benötigte psychologische Unterstützung angeboten werden.“

Quelle: Universitätsklinikum Jena


Patienten und deren Partner, die sich für die Studie interessieren, können sich hier informieren. Das Studienteam ist darüber hinaus unter zweileben@med.uni-jena.de für Fragen erreichbar. Die Teilnahme an der Studie, die als Kooperation vom Universitätsklinikum Jena und der Freien Universität Berlin als Projekt des CSCC vom Bundesforschungsministerium gefördert wird, ist kostenlos.

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