Aktuell können die gemeinnützigen DRK-Blutspendedienste unter großer Anstrengung und komplexer Logistik die bundesweite Versorgung mit täglich 12 000 benötigten Konserven, das entspricht 75 Prozent des Gesamtbedarfes noch garantieren, doch das solidarische Blutspendesystem wankt.
Aufgrund des demographischen Wandels scheiden allein in Deutschland jährlich rund 100 000 Spenderinnen und Spender aus. In vielen Gebieten fehlt es an Nachwuchs. Durch moderne Operationsmethoden ist es in den letzten Jahren zwar gelungen, den allgemeinen Bedarf an Blutkonserven mittels des sogenannten Patient Blood Management Programm (PBM) zu senken, wer hier nun allerdings auf eine automatische Anpassung von Angebot und Nachfrage setzt, irrt gewaltig.
Als einziges Land in Europa verzeichnet Deutschland seit Jahren eine steigende Zahl an Behandlungen in Krankenhäusern. Der medizinische und medizinisch-technische Fortschritt macht mehr Behandlungen möglich und auch das Erkrankungsspektrum hat sich verändert. Eine weitere Ursache ist der stetig steigende Anteil von Senioren bei gleichzeitig sinkender Geburtenrate.
Langfristigen Blutspender-Rückgang aufhalten
Bereits heute hat Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern eine höhere Zahl an Patienten über 65 Jahren. Trotz blutsparender Methoden bei der Behandlung von Krankheiten und Verletzungen steigt dadurch der Blutbedarf insgesamt. Eine insgesamt alternde Gesellschaft wird eine bedarfsgerechte medizinische Daseinsvorsorge mit Blutpräparaten zu Recht auch in Zukunft erwarten.
Derzeit stellen im Versorgungsgebiet des DRK-Blutspendedienstes Nord-Ost, das fünf Bundesländer umfasst, 225 000 Menschen rund 75 Prozent des Blutbedarfs zur Versorgung von knapp 15 Millionen Einwohnern. Unsere Gemeinschaft steht vor der großen Herausforderung, den langfristigen Blutspender-Rückgang aufzuhalten, indem das Potential von rund 30 Prozent spendefähigen Menschen in Deutschland geweckt wird.
Die These, finanziellen Anreize, in Form von Aufwandsentschädigungen könnten die Problemlösung hierfür sein, zweifeln nicht nur die DRK-Blutspendedienste an. Zum einen entspricht dies nicht den ethischen Grundsätzen der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften sowie der Weltgesundheitsorganisation, zum Anderen lässt sich belegen, dass auch Institutionen, die Spendern einen entsprechenden Aufwandsentschädigung anbieten, mit ähnlichen Problemen beim Blutspendeaufkommen zu kämpfen haben.
Jeder Einzelne hat es selbst in der Hand. Nur wenn sich in naher Zukunft mehr Menschen zur regelmäßigen, uneigennützigen Blutspende bekennen, kann eine alternde Gesellschaft auch langfristig mit Blut in Therapie und Notfallversorgung behandelt werden. Rund 42 000 Blutspendetermine bieten die DRK Blutspendedienste jährlich flächendeckend in Deutschland an. Nur durch diesen immensen Aufwand und die Gewinnung neuer Spender lässt sich die sichere Versorgung aller Patienten in jeder Region mit passgenauen Blutpräparaten auch in den kommenden Jahrzehnten erst gewährleistet.