Branche
on
Schlafender Mann im Bett

Wie die Forschenden zeigten, wird durch Schlaf die gerichtete Wanderung der T-Zellen hin zu einem Signalprotein gesteigert. © PeopleImages / iStock / Getty Images Plus

| |

T-Zell-Aktivität: Wie Schlaf das Immunsystem unterstützt

Schlafen ist gesund – das lässt sich wissenschaftlich untermauern. Forschende um Prof. Luciana Besedovsky vom Institut für Medizinische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) konnten nun zeigen, dass Schlaf die Fähigkeit von T-Zellen fördert, in Lymphknoten einzuwandern.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben bei einer Gruppe von gesunden Männern und Frauen die Konzentration verschiedener Untergruppen von T-Zellen im Blut wiederholt über zwei 24-Stunden-Sitzungen untersucht. Alle Teilnehmenden durften in einer der zwei Versuchsbedingungen nachts acht Stunden schlafen. In der anderen Versuchsbedingung blieben sie nachts entspannt, aber wach im Bett.

Ein Unterarmkatheter, der mittels Schlauch in einen Nachbarraum führte, ermöglichte Blutabnahmen auch während des Schlafs, ohne die Probandinnen und Probanden zu wecken. Bei der Analyse der Blutproben zeigten sich dann signifikante Unterschiede zwischen den Versuchsbedingungen: „Unsere Ergebnisse zeigen, dass Schlaf die Wanderungsbereitschaft verschiedener T-Zell-Subpopulationen fördert“, sagt Besedovsky.

Einwanderung von T-Zellen in Lymphknoten

Wie die Forschenden zeigten, wird durch Schlaf die gerichtete Wanderung der T-Zellen hin zu einem Signalprotein, dem sogenannten „Homing“-Chemokin CCL19, gesteigert. Dieses Molekül vermittelt die Einwanderung von T-Zellen, die den entsprechenden Rezeptor für CCL19 besitzen, in die Lymphknoten. Dort wird die T-Zell-Immunabwehr durch Präsentation von Antigenen – etwa nach einer Impfung – „geschult“.

In weiteren Experimenten konnten die Forschenden zeigen, dass die Inkubation von T-Zellen mit Blutplasma, das von schlafenden Teilnehmenden gewonnen wurde, ebenfalls das Wanderungspotenzial erhöht. „Dies zeigt, dass lösliche Faktoren, die während des Schlafs im Blutplasma erhöht sind, den Effekt von Schlaf auf die T-Zell-Wanderung vermitteln. Wir können den Effekt von Schlaf also quasi im Labor mit dem Blutplasma von schlafenden Personen nachbauen“, berichtet Besedovsky.

Hormone und Migration im Blutplasma

Als entscheidende Faktoren für dieses Migrationsverhalten identifizierten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler die Hormone Prolaktin und Wachstumshormon: Beide Hormone zeigen schlafabhängige Änderungen der Konzentration im Blutplasma, mit höheren Werten bei den ausgeschlafenen Probandinnen und Probanden.

„Unsere Ergebnisse haben auch potenzielle klinische Implikationen“, sagt Besedovsky. „So könnten sich das Wachstumshormon und Prolaktin möglicherweise als neue Wirkverstärker zur Förderung von Immunantworten nach einer Impfung eignen, insbesondere bei älteren Menschen, die häufig niedrigere Spiegel dieser Hormone im Schlaf aufweisen.“ Insgesamt ist die Studie nach Ansicht der Autoren ein wichtiger Schritt, um besser zu verstehen, wieso Schlaf für Immunreaktionen, z.B. nach einer Impfung, förderlich ist und warum ältere Menschen oft weniger effektiv auf Impfungen reagieren.

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München


Originalpublikation: Estefanía Martínez-Albert et al.; Sleep promotes T-cell migration towards CCL19 via growth hormone and prolactin signaling in humans;  Brain, Behavior, and Immunity, 2024, DOI: 10.1016/j.bbi.2024.02.021

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Corona-Viren
Weiße runde Pillen

Das könnte Sie auch interessieren

Amöbe Naegleria fowleri
Bakterien
Petrischale mit Blutmedium