Wissenschaftliche Studien belegen, dass eine Verringerung der Kalorienzufuhr die Gesundheit verbessern und die Lebensdauer verlängern kann. Eine Beschränkung der Kalorienzufuhr zeigt ähnlich positive Effekte in Modellorganismen wie Mäusen, Fliegen und Würmern. Und: Eine verringerte Kalorienzufuhr könnte zudem das Krebsrisiko verringern. Diese Ergebnisse geben Anlass zu der Hoffnung, dass auch die menschliche Gesundheit und Lebensdauer verbessert werden kann.
Dazu hat sich bereits ein ganz neuer Markt für Produkte entwickelt. Allerdings gibt es eine Vielzahl von oft gegensätzlichen Ratschlägen, wie Ernährungsstrategien gesundes Altern ermöglichen sollen. Aber bisher ist nicht umfassend aufgeklärt, wie biologische Mechanismen genutzt werden können, um wissenschaftlich fundierte Strategien gegen altersbedingten körperlichen Verfall und damit einhergehende Krankheiten zu entwickeln.
Entdeckung eines genetischen Schalters
Ziel der Allianz Hamburg-Groningen ist es daher, mögliche zelluläre Angriffspunkte der verringerten Kalorienzufuhr zu entdecken, diese für eine Intervention zu nutzen und Medikamente zu entwickeln, die wie eine Kalorienreduzierung wirken und so das Potenzial zur Krebsbekämpfung haben. Ein erstes gemeinsames Projekt zwischen Fraunhofer IME ScreeningPort und ERIBA zielt auf die Identifizierung von kleinen Molekülverbindungen ab, die in ihrer Wirkung mit der einer verringerten Kalorienzufuhr vergleichbar sind.
Das Projekt basiert auf der Entdeckung eines genetischen Schalters durch Cornelis Calkhoven und Kollegen vom ERIBA, der bei einer reduzierten Kalorienzufuhr abgeschaltet wird und zu gesundheitlichen Verbesserungen führt. Zusammen mit Ole Pless vom Fraunhofer IME ScreeningPort hat Calkhoven ein leistungsstarkes Screeningsystem entwickelt, um Medikamente zu finden, die auf diesen Mechanismus abzielen.
Entscheidende Rolle für die Gesellschaft
Dr. Pless:
„Wir freuen uns über die neue strategische Allianz. Sie ermöglicht es uns, die bekannte Kluft zwischen Grundlagenforschung und deren Übersetzung in die pharmakologische Anwendung zu überbrücken, insbesondere für altersbedingte Krankheiten."
Prof. Dr. Calkhoven:
„Unser Ansatz ist von enormem Interesse für die breite Öffentlichkeit, da der altersbedingte Verfall der Gesundheit und altersbedingte Krankheiten einschließlich Krebs eine zunehmende Belastung für unsere Gesellschaften darstellen werden. Es ist unser Ziel, dem Auftreten altersbedingter Erkrankungen entgegenzuwirken und diese so weit wie möglich zum Lebensende hin zu verlagern. Wir freuen uns sehr über die finanzielle Unterstützung der Städte Groningen und Hamburg, die es uns ermöglicht, die ersten Schritte zu gehen, um dieses Ziel zu erreichen."
Katharina Fegebank (Senatorin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung der Freien und Hansestadt Hamburg):
„Ich freue mich, dass wir nach meinem Besuch in Groningen im Januar so schnell eine Kooperation zwischen den beiden Forschungseinrichtungen auf die Beine stellen konnten. Die Zusammenarbeit des renommierten Fraunhofer IME mit dem European Research Institute for the Biology of Ageing Groningen stärkt den Wissenschaftsstandort Hamburg und die Allianz mit Groningen. Die Alterungsforschung spielt für unsere Gesellschaft eine entscheidende Rolle: Als Folge der rasanten Fortschritte in der Medizin ist in den letzten 100 Jahren der Anteil der älteren Menschen an der Bevölkerung deutlich angestiegen. Mit den Ergebnissen des transnationalen Forschungsprojekts können neue Therapie- und Präventionsansätze in der Alterungsmedizin entwickelt werden, wovon nicht nur die Menschen in der Metropolregion Hamburg profitieren."
Joost van Keulen (stellv. Bürgermeister von Groningen):
„Die strategische Allianz zwischen Fraunhofer und ERIBA verstärkt die Verbindung zwischen Hamburg und Groningen. Das Interesse der Zusammenarbeit ist mehr als nur wirtschaftlich und wissenschaftlich. Es ist auch eine schöne Verbindung zwischen Spitzenforschung und praktischen Problemen des Alterns in unseren Regionen. Und es erhöht unsere gemeinschaftliche Position als starke Region in Europa."
Quelle: Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME)