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B-Streptokokken-Test für Schwangere und Neugeborene

Besonders gefährlich kann eine Ansteckung mit B-Streptokokken für Neugeborene sein. © KQconcepts / iStock / Thinkstock

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Universelles Screening: B-Streptokokken-Test für Schwangere und Neugeborene

Schwangere deren Scheide oder Anus mit B-Streptokokken besiedelt sind, stellen ein Risiko für die Babys dar: Stecken sie sich bei der Geburt an, kann das im schlimmsten Fall eine Blutvergiftung oder eine Hirnhautentzündung auslösen. Um dem vorzubeugen, bekommen Schwangere, bei denen bestimmte Risikofaktoren vorliegen, kurz vor der Geburt Antibiotika (Risiko-Strategie). Allerdings ist auch ein Test auf dem Markt, den man allen Schwangeren anbieten könnte (Test-Strategie).

Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) untersucht derzeit, ob ein universelles Screening, also die Test-Strategie, gegenüber der bisherigen Risiko-Strategie für Neugeborene oder werdende Mütter Vorteile und damit einen Zusatznutzen, bieten würde. Die vorläufigen Ergebnisse liegen jetzt vor.

Demnach kann diese Frage nicht beantwortet werden, weil es für den Vergleich keine aussagekräftigen Studien gibt. Bis zum 24. August nimmt das Institut Stellungnahmen zu diesem Vorbericht entgegen. Etwa eines von 3000 Neugeborenen infiziert sich bei der Geburt mit B-Streptokokken, davon sterben 3,2 Prozent an den Folgen.

Eine Antibiotika-Prophylaxe bekommen Schwangere beispielsweise dann, wenn Fieber vorliegt, wenn eine Frühgeburt droht, oder wenn sich der Geburtsvorgang stark verzögert. Diese Risiko-Strategie kann bereits den größten Teil von Infektionen verhindern.

Regelleistung nur bei drohender Frühgeburt

Dennoch setzen andere Länder auf eine mikrobiologische Untersuchung, die allen werdenden Müttern angeboten wird (universelles Screening). Auch die aktuelle Leitlinie der Deutschen Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt einen solchen B-Streptokokken-Test generell gegen Ende der Schwangerschaft.

Bislang müssen die werdenden Mütter den rund zehn bis 30 Euro teuren Test allerdings häufig selbst bezahlen. Einige gesetzliche Krankenkassen bezahlen ihn zwar, Regelleistung ist er aber nur dann, wenn eine Frühgeburt droht. Die Wissenschaftler suchten nach Studien, die die Test-Strategie mit der bisherigen Risiko-Strategie verglichen.

Von besonderem Interesse sind jene Schwangere, bei denen die beiden Strategien zu unterschiedlichen Ergebnissen kommen, was die Notwendigkeit von Antibiotika betrifft: Das sind zum einen Schwangere, die der Test als „prophylaxebedürftig“ klassifiziert, die aber keine Risikofaktoren aufweisen.

Gruppen unterscheiden sich deutlich

Zum anderen sind es werdende Mütter, bei denen der Test keine B-Streptokokken anzeigt, bei denen aber besondere Risiken bestehen. Denn nur bei diesen beiden Gruppen könnten die beiden Strategien zu unterschiedlichen Ergebnissen führen, beispielsweise zu einer niedrigeren Rate von Blutvergiftungen bei den Babys.

Daher hat das Institut zusätzlich nach Studien gesucht, die bei diesen Schwangeren untersuchten, welche Konsequenzen es hat, wenn sie Antibiotika bekommen oder lediglich ein Scheinmedikament. Allerdings identifizierte das Institut keine Studie, die belastbare Ergebnisse hätte liefern können. Zwar gibt es eine große sogenannte „Kohortenstudie“, die beide Strategien miteinander vergleicht (Schrag 2002).

Auf sie beziehen sich sowohl die deutsche Fachgesellschaft als auch Länder, die den B-Streptokokken-Test regelhaft eingeführt haben. Das IQWiG hat sie allerdings nicht einbezogen, da die Ergebnisse nicht hinreichend belastbar sind. Das liegt vor allem daran, dass die Studie nicht prospektiv angelegt war, die Teilnehmerinnen vielmehr nachträglich einer der beiden Gruppen zugeordnet worden waren.

Das führte dazu, dass sich die Gruppen nicht nur im Hinblick auf den Test, sondern auch in anderen Merkmalen deutlich unterschieden. Frauen, die den B-Streptokokken-Test machten, erhielten generell mehr Vorsorgeleistungen, sodass die niedrigere Komplikationsrate in dieser Gruppe viele Gründe haben kann. Da diese Studie auch keine „dramatischen Effekte“, also sehr große Unterschiede, zeigte, lassen sich aus ihr keine sicheren Aussagen ableiten.

Quelle: Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG)

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