Hundert Billionen Bakterien leben im Darm eines Menschen – es handelt sich um ein äußerst komplexes mikrobielles Ökosystem, das die Gesundheit beeinflusst und bei zahlreichen Erkrankungen eine wichtige Rolle spielt – beispielsweise bei entzündlichen Darmkrankheiten wie Morbus Crohn. Die Wechselwirkungen zwischen diesen Mikroorganismen und Immunfunktionen sowie genetischer Veranlagung des Menschen stehen Mittelpunkt des Schwerpunktprogramms 1656 „Intestinale Mikrobiota“.
1,1 Million Euro Förderung erhält Professor André Bleich, PhD. „Bei der Vielzahl an Darmbakterien ist es schwer zu erkennen, welche Bakterien wie mit dem Darm interagieren. Deswegen brauchen wir Forscher keimfreie Mausmodelle, die mit einzelnen Bakterienarten kolonialisiert werden können“, sagt der Leiter des MHH-Instituts für Versuchstierkunde und des Zentralen Tierlaboratoriums. Sein Team züchtet solche Tiere für die Wissenschaftler des Schwerpunktprogramms, führt aber auch Experimente durch und bietet Kurse zum Umgang mit den Tieren an.
Resistenzen mittels Stuhltransplantation übertragen
233 800 Euro bekommt Professor Dr. Guntram Graßl. „Wir untersuchen Wechselwirkungen der Mikrobiota mit darmpathogenen Krankheitserregern wie Salmonellen. Denn die Zusammensetzung der Mikrobiota ist entscheidend dafür, ob Salmonellen krank machen. „Wenn bestimmte Zucker auf der Oberfläche der Darmschleimhaut fehlen, verändert sich die Zusammensetzung der Darm-Mikrobiota und das führt zu erhöhter Resistenz des Wirts gegenüber Samonellen“, berichtet der Forscher des MHH-Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene.
Die veränderte Mikrobiota und damit die Resistenz gegenüber der Infektion könne man mittels Stuhltransplantation auf andere Mäuse übertragen. Seine Professur wird über das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) finanziert. Ebenfalls weiter am Schwerpunktprogramm 1656 mitarbeiten werden die Arbeitsgruppen von Professor Dr. Sebastian Suerbaum und Profesorin Dr. Christine Josenhans vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene mit Fördermitteln von 311 000 Euro.
Ihr Projekt befasst sich mit den Wechselwirkungen zwischen der Mikrobiota des Darms und dem pathogenen Bakterium Helicobacter hepaticus. Dieser Verwandte des Magenkrebsbakteriums Helicobacter pylori löst bei Mäusen entzündliche Darmerkrankungen aus, deren Schwere entscheidend von der Zusammensetzung der Mikrobiota abhängt.
Quelle: Medizinische Hochschule Hannover (MHH)