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Herkömmliche Klassifizierung auf dem Prüfstand

Diabetes ist eine Zuckerkrankheit, die in Typ-1 und Typ-2-Diabetes eingruppiert wird. © Dolgachov / iStock / Thinkstock Photos

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Diabetes: Herkömmliche Klassifizierung auf dem Prüfstand

Die herkömmliche Klassifizierung von Diabetes, hauptsächlich Typ-1- und Typ-2-Diabetes, wurde durch Studien aus Skandinavien in Frage gestellt. Forscher des Deutschen Diabetes-Zentrum (DDZ) veröffentlichten zusammen mit Kollegen des Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) und der Universität Lund eine Cluster-Analyse, mit der die Phänotypisierung in Sub-Typen möglich war.

Die Analysen kamen zu dem Resultat, dass das Risiko bestimmte diabetesbedingte Komplikationen zu entwicklen, zwischen den Sub-Typen bereits in den ersten fünf Jahren nach der Diagnose bestand. Diese Ergebnisse stammen aus der prospektiven multizentrischen deutschen Diabetes-Studie (GDS), die Menschen mit neu diagnostiziertem Diabetes seit mehr als zehn Jahren begleitet.

„Die neuen Sub-Typen werden dazu beitragen, präzise Präventions- und maßgeschneiderte Behandlungsstrategien für die jeweiligen Hochrisikogruppen zu entwickeln", betont Professor Michael Roden, Studienleiter der GDS, Vorstand am DDZ und Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf. „Dies ist ein wichtiger Schritt in Richtung Präzisionsmedizin bei Diabetes und seinen Begleiterkrankungen."

Die GDS wird bundesweit an acht Standorten im DZD unter der Leitung des DDZ (www.deutsche-diabetes-studie.de) durchgeführt. Für diese Analyse wurden 1105 Teilnehmer anhand des prädiktiven Markers GADA (Glutamat-Decarboxylase-Antikörper), des Alters bei Diagnose, des Body-Mass-Index (BMI), des HbA1c-Spiegels und der HOMA-Indizes (Homöostasemodellbewertung) auf Insulinsensitivität und Insulinsekretion untersucht. Dabei wurde untersucht, ob eine umfassende metabolische Charakterisierung dieser Cluster bei der Diagnose validiert und sich weiter ausgestaltet.

Analyse und Ergebnisse der Studie

Ferner wurde analysiert, ob sich relevante Komplikationen und Begleiterkrankungen im Zusammenhang mit Diabetes, darunter die nichtalkoholische Fettleberkrankheit (NAFLD), Leberfibrose und diabetische Neuropathie, in diesen Clustern über einen Zeitraum von fünf Jahren unterscheiden lassen.

Basierend auf dem Cluster-Algorithmus konnten verschiedene Sub-Typen mit unterschiedlichen Risiken für Folgeerkankungen identifiziert werden: milder altersbedingter Diabetes (MARD, 35%), milder adipositasbedingter Diabetes (MOD, 29%), schwerer autoimmuner Diabetes (SAID, 22%), schwerer insulinresistenter Diabetes (SIRD, 11%) und schwerer insulindefizitärer Diabetes (SIDD, 3%).

Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere zwei Sub-Typen ein hohes Risiko für Komplikationen besitzen. Das höchste Risiko eine nichtalkoholische Fettleber zu entwickeln lag beim Cluster des „schweren insulinresistenten Diabetes" (SIRD) vor; für eine diabetische Neuropathie lag das höchste Risiko beim Sub-Typ „schwerer insulindefizitärer Diabetes" (SIDD).

Mit Hilfe der neuen Diabetesklassifikation können Menschen mit Typ-2-Diabetes spezifischen Sub-Typen zugeordnet werden, die deutliche Stoffwechselveränderungen und unterschiedliche Risikomuster für die Entwicklung diabetesbedingter Komplikationen aufweisen. Eine gezielte Prävention und frühzeitige Behandlung bei bestimmten Untergruppen von Menschen mit Diabetes ist ein Schritt zur Präzisionsmedizin in Form von spezifisch abgestimmten Therapieformen, um Folgeerkrankungen zu verzögern oder sogar zu vermeiden.

Quelle: Deutsches Diabetes-Zentrum


Originalpublikation: Oana P. Zaharia et al; Risk of diabetes-associated diseases in subgroups of patients with recent-onset diabetes: a 5-year follow-up study; The Lancet Diabetes & Endocrinology, DOI: https://doi.org/10.1016/S2213-8587(19)30187-1

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