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Homophobie erhöht HIV-Risiko

Anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) wurden Studienergebnisse zum Thema Diskriminierung veröffentlicht. © Marc Bruxelle / iStock / Thinkstock

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Antidiskriminierungsarbeit unverzichtbar: Homophobie erhöht HIV-Risiko

Diskriminierung schadet der Gesundheit schwuler und bisexueller Männer und erhöht ihr Risiko, sich mit HIV zu infizieren und an Aids zu erkranken. Dies geht aus der Studie „Schwule Männer und HIV/Aids" (SMHA) hervor, für die der Sozialwissenschaftler Jochen Drewes und der Psychologe Martin Kruspe knapp 17 000 Männer befragt haben. Die Deutsche AIDS-Hilfe hat die Ergebnisse anlässlich des Internationalen Tages gegen Homo- und Transphobie (IDAHOT) veröffentlicht.

Ulf Hentschke-Kristal vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe erklärte dazu: „Die Untersuchung zeigt erstmals in Deutschland deutlich den Zusammenhang zwischen Diskriminierung, psychischen Erkrankungen und HIV-Risiken. Wenn wir über Homophobie sprechen, geht es um Chancengleichheit bei der Gesundheit. Politik und Gesellschaft stehen in der Pflicht, alles für Akzeptanz und Respekt gegenüber sexueller Minderheiten zu tun, was in ihrer Macht steht."

Homosexuelle Jugendliche und Männer müssen nach wie vor mit Diskriminierung rechnen. 15% der Studienteilnehmer hatten in den zwölf Monaten vor der Befragung verbale oder körperliche Gewalt erfahren. Bei den 16 bis 19-Jährigen waren es sogar 37 Prozent (SMHA, S.105).

Die Abwertung, die mit Diskriminierungserfahrungen verbunden ist, wirkt sich negativ auf das Selbstwertgefühl aus. Drei Viertel der Befragten haben negative Einstellungen gegenüber Homosexualität verinnerlicht, mehr als ein Viertel in hohem Ausmaß. Je stärker dies der Fall ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass sie unter psychischen Problemen wie Depressionen und Angsterkrankungen leiden.

Psychische Probleme beeinträchtigen Schutz- und Testverhalten

Befragungsteilnehmer mit einer ängstlich-depressiven Symptomatik berichten deutlich häufiger von ungeschütztem Analverkehr als andere (rund 50 Prozent gegenüber 40 Prozent) und informierten sich auch sehr viel seltener über das Thema. Die psychische Belastung durch Diskriminierung führt außerdem bei nicht wenigen Männern zu Drogenkonsum, der das Schutzverhalten ebenfalls schwächen kann.

Zugleich beeinflusst Diskriminierung das Testverhalten: Von den Befragten, die in hohem Maße negative Einstellungen gegenüber ihrer Sexualität verinnerlicht hatten, hatten sich 69 Prozent noch nie oder nur vor längerer Zeit testen lassen (im Vergleich zu 54 Prozent bei denen mit wenig negativen Einstellungen). Das führt zu unerkannten und damit unbehandelten HIV-Infektionen mit dem Risiko schwerer Erkrankungen bis hin zu Aids.

Das Risiko einer ungewollten Weitergabe des Virus wird dadurch ebenfalls erhöht. „Diese Studie unterstreicht, dass man Gesundheit nur ganzheitlich verstehen kann. Die Zahlen belegen eine alte Weisheit der Prävention: Ausgrenzung macht krank. Prävention hingegen muss Menschen stark und selbstbewusst machen", sagt Hentschke-Kristal.

Junge Schwule besonders betroffen

Sowohl Gewalt- und Diskriminierungserfahrungen als auch psychische Probleme betreffen junge Männer in besonderem Maße. Dies trägt möglicherweise dazu bei, dass sie häufiger Risiken eingehen.

DAH-Vorstand Ulf Hentschke-Kristal sagt: „Mit großer Sorge beobachten wir, wie verschiedene Gruppierungen zurzeit Front gegen Antidiskriminierungsarbeit in Schulen machen. Auch wenn Sie sich selbst ,Demo für alle‘, ,Besorgte Eltern‘ oder ,Alternative für Deutschland‘ nennen: Sie fügen jungen Menschen schweren Schaden zu. Wir brauchen deswegen nicht weniger, sondern mehr Aufklärung und Unterstützung sexueller Minderheiten schon in der Schule und Gleichberechtigung in allen Lebensbereichen. Nur eine Kultur der Vielfalt ist gut für die Gesundheit!"

Schutzverhalten weitgehend stabil

Die Untersuchung zeigt insgesamt, dass das Schutzverhalten schwuler und bisexueller Männer weitgehend stabil ist. Vor allem in Beziehungen gehen aber teilweise mehr Männer Risiken ein, oft ohne sich dessen bewusst zu sein. Die Deutsche AIDS-Hilfe reagiert darauf unter anderem in ihrer Kampagne ICH WEISS WAS ICH TU.

Quelle: Deutsche AIDS-Hilfe

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