Branche
on
Institut fordert bundesweites Monitoring

Das Risiko von E-Zigaretten ist noch so gut wie ungeklärt, trotzdem erfreut sich der elektronische „Glimmstängel" hoher Beliebtheit. © Andrea Carpedi / iStock / Thinkstock

| | | |

E-Zigaretten: Institut fordert bundesweites Monitoring

Laut einer aktuellen Studie (PrevEND-Studie) des Mannheimer Instituts für Public Health (MIPH) erfreuen sich E-Zigaretten nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch in anderen Nationen großer Beliebtheit. Das Institut fordert jetzt ein bundesweites Monitoring, da Risikoprofil und Suchtpotenzial der E-Zigarette noch nicht ausreichend geklärt sind.

Die Tabakindustrie hat das Marktpotenzial der E-Zigarette erkannt und begonnen, E-Zigaretten im großen Stil zu produzieren und mit beträchtlichem Marketingaufwand weltweit zu vertreiben. Internationale und nationale Studien legen einen Anstieg des Konsums von E-Zigaretten nahe, während das gesundheitliche Risikoprofil und das Suchtpotenzial von E-Zigaretten bislang ungeklärt sind.

In einer industrieunabhängigen Studie* mit 840 Schülern im durchschnittlichen Alter von 12 bis 13 Jahren, hat das Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin (MIPH) die Verbreitung von E-Zigaretten in dieser jungen Altersgruppe in Form eines standardisierten Fragebogens mit 34 Fragen erfasst und – wie in keiner anderen vergleichbaren Studie zuvor – Konsummuster und Motive für die Nutzung von E-Zigaretten differenziert erhoben.

Alarmierende Studienergebnisse

Es zeigt sich, dass sich E-Zigaretten in Deutschland, wie in zahlreichen anderen Industrienationen auch, einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen. Diese ist hier sogar besonders groß. Weltweit zeigte bisher keine vergleichbare Studie eine derart hohe Verbreitung der E-Zigarette unter Jugendlichen (Lebenszeitprävalenz): Insgesamt hatten 16,2 Prozent aller befragten Jugendlichen schon mindestens einmal eine E-Zigarette benutzt.

Damit ist der Konsum von E-Zigaretten unter 12- bis 13-Jährigen mittlerweile weiter verbreitet als der Tabakkonsum. Eine andere Studie, die im Jahr 2012 den Konsum von E-Zigaretten bei Schülern vergleichbaren Alters im Norden und Westen Deutschlands erhob, ermittelte damals nur eine Lebenszeitprävalenz von 4,7 Prozent.

Das Mannheimer Institut für Public Health MIPH wertet diesen massiven Anstieg als alarmierend, gerade vor dem Hintergrund, dass gesundheitliches Risikoprofil und Suchtpotenzial von E-Zigaretten weitgehend ungeklärt sind, ebenso wie eine mögliche Katalysatorfunktion der E-Zigarette hin zum Tabakkonsum. Das MIPH plädiert daher für ein bundesweites Monitoring sowie eine weitere Untersuchung des Risikoprofils der E-Zigarette.

Konsum bei männlichen Schülern besonders beliebt

Die vorliegende Studie wurde ausschließlich aus Mitteln des Mannheimer Instituts für Public Health, einer Einrichtung der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, finanziert. Die teilnehmenden Jugendlichen waren Schüler der Jahrgangsstufen sechs und sieben aus der Metropolregion Rhein-Neckar, die für ein an der Thoraxklinik Heidelberg angebotenes Tabakpräventionsprogramm („ohnekippe") angemeldet waren.

Es zeigte sich, dass in den siebten und achten Klassen nahezu jeder Jugendliche das Produkt E-Zigarette kennt und etwa jeder sechste eine solche schon benutzt. Besonders beliebt ist der Konsum unter männlichen Schülern sowie unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund und mit Tabakkonsum. Als Hauptmotiv der jungen Konsumenten kristallisierte sich die Neugier heraus, wobei Nutzer von E-Zigaretten häufiger als Nichtnutzer vom E-Zigarettenkonsum innerhalb der eigenen Familie und der Peergroup berichten.

Quelle: Universitätsmedizin Mannheim


Publikation: Sven Schneider et al.; Die E‐Zigarette – Verbreitung, Konsummuster und Nutzermotive bei Siebt- und Achtklässlern; SUCHT, 2016; DOI: 10.1024/0939-5911/a000424

Weitere Informationen:

Die PrevEND-Studien (PREVenting the use of Electronic Nicotine Delivery Systems-Studie) stellen ein industrieunabhängiges Forschungsprogramm des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin (MIPH) dar. Im Rahmen der hier beschriebenen PrevEND II-Studie wurde ein Kollektiv von insgesamt 840 Schülerinnen und Schülern aus 7. und 8. Klassen zum E-Zigarettenkonsum befragt.

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Abbildung einer Fledermaus im Dunkeln.
Erkrankte Leber

Das könnte Sie auch interessieren

Petrischale und rote Blutzellen
MRT-Aufnahme für Erkennung neurologischer Erkrankungen
Ribonukleinsäure und Proteine