Die Tabakindustrie hat das Marktpotenzial der E-Zigarette erkannt und begonnen, E-Zigaretten im großen Stil zu produzieren und mit beträchtlichem Marketingaufwand weltweit zu vertreiben. Internationale und nationale Studien legen einen Anstieg des Konsums von E-Zigaretten nahe, während das gesundheitliche Risikoprofil und das Suchtpotenzial von E-Zigaretten bislang ungeklärt sind.
In einer industrieunabhängigen Studie* mit 840 Schülern im durchschnittlichen Alter von 12 bis 13 Jahren, hat das Mannheimer Institut für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin (MIPH) die Verbreitung von E-Zigaretten in dieser jungen Altersgruppe in Form eines standardisierten Fragebogens mit 34 Fragen erfasst und – wie in keiner anderen vergleichbaren Studie zuvor – Konsummuster und Motive für die Nutzung von E-Zigaretten differenziert erhoben.
Alarmierende Studienergebnisse
Es zeigt sich, dass sich E-Zigaretten in Deutschland, wie in zahlreichen anderen Industrienationen auch, einer zunehmenden Beliebtheit erfreuen. Diese ist hier sogar besonders groß. Weltweit zeigte bisher keine vergleichbare Studie eine derart hohe Verbreitung der E-Zigarette unter Jugendlichen (Lebenszeitprävalenz): Insgesamt hatten 16,2 Prozent aller befragten Jugendlichen schon mindestens einmal eine E-Zigarette benutzt.
Damit ist der Konsum von E-Zigaretten unter 12- bis 13-Jährigen mittlerweile weiter verbreitet als der Tabakkonsum. Eine andere Studie, die im Jahr 2012 den Konsum von E-Zigaretten bei Schülern vergleichbaren Alters im Norden und Westen Deutschlands erhob, ermittelte damals nur eine Lebenszeitprävalenz von 4,7 Prozent.
Das Mannheimer Institut für Public Health MIPH wertet diesen massiven Anstieg als alarmierend, gerade vor dem Hintergrund, dass gesundheitliches Risikoprofil und Suchtpotenzial von E-Zigaretten weitgehend ungeklärt sind, ebenso wie eine mögliche Katalysatorfunktion der E-Zigarette hin zum Tabakkonsum. Das MIPH plädiert daher für ein bundesweites Monitoring sowie eine weitere Untersuchung des Risikoprofils der E-Zigarette.
Konsum bei männlichen Schülern besonders beliebt
Die vorliegende Studie wurde ausschließlich aus Mitteln des Mannheimer Instituts für Public Health, einer Einrichtung der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, finanziert. Die teilnehmenden Jugendlichen waren Schüler der Jahrgangsstufen sechs und sieben aus der Metropolregion Rhein-Neckar, die für ein an der Thoraxklinik Heidelberg angebotenes Tabakpräventionsprogramm („ohnekippe") angemeldet waren.
Es zeigte sich, dass in den siebten und achten Klassen nahezu jeder Jugendliche das Produkt E-Zigarette kennt und etwa jeder sechste eine solche schon benutzt. Besonders beliebt ist der Konsum unter männlichen Schülern sowie unter Jugendlichen mit Migrationshintergrund und mit Tabakkonsum. Als Hauptmotiv der jungen Konsumenten kristallisierte sich die Neugier heraus, wobei Nutzer von E-Zigaretten häufiger als Nichtnutzer vom E-Zigarettenkonsum innerhalb der eigenen Familie und der Peergroup berichten.
Quelle: Universitätsmedizin Mannheim
Publikation: Sven Schneider et al.; Die E‐Zigarette – Verbreitung, Konsummuster und Nutzermotive bei Siebt- und Achtklässlern; SUCHT, 2016; DOI: 10.1024/0939-5911/a000424
Weitere Informationen:
Die PrevEND-Studien (PREVenting the use of Electronic Nicotine Delivery Systems-Studie) stellen ein industrieunabhängiges Forschungsprogramm des Mannheimer Instituts für Public Health, Sozial- und Präventivmedizin (MIPH) dar. Im Rahmen der hier beschriebenen PrevEND II-Studie wurde ein Kollektiv von insgesamt 840 Schülerinnen und Schülern aus 7. und 8. Klassen zum E-Zigarettenkonsum befragt.