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Künstliches Molekül aktiviert Immunsystem

Durch das Molekül werden Immunzellen aktiviert, die die Krebszellen bekämpfen. © skeeze / Pixabay

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Tumortherapie: Künstliches Molekül aktiviert Immunsystem

Immunonkologische Therapien sind ein neuer Ansatz das menschliche Verteidigungssystem gegen Krebserkrankungen in Stellung zu bringen. Ein Team um Christian Becker von der Fakultät für Chemie der Universität Wien hat nun eine neue Methode entwickelt, bei der die Krebszellen als Bakterien gekennzeichnet werden. Dies gelingt mit einem vollständig synthetisch hergestellten Molekül, das zur Aktivierung des angeborenen Immunsystems führt.

Die Forscher haben für diese Arbeit zusammen mit der Syntab Therapeutics GmbH und Kolleg an der Universitätsklinik Aachen ein neues Molekül synthetisiert, welches ein Integrin spezifisch bindet, das besonders häufig bei bestimmten Krebszellen auftritt.

Gleichzeitig hat das Molekül ein bakterielles Erkennungssignal, das bestimmte Immunzellen aktiviert. Diese bekämpfen die markierten Krebszellen und verhindern das Entstehen eines Tumors, wie in ersten Versuchen gezeigt werden konnte. 

„Durch die Verknüpfung chemisch-synthetischer Methoden mit den grundlegenden Prozessen der angeborenen Immunität haben wir eine neue Molekülklasse entwickelt, die zwischen den weitverbreiteten Krebstherapeutika angesiedelt ist“, erklärt Christian Becker vom Institut für Biologische Chemie der Universität Wien.

Neue Therapien

© Christian Becker / Scientific ReportsChemiker haben ein neues Molekül synthetisiert, das Immunzellen aktiviert und damit das Entstehen eines Tumors verhindert. © Christian Becker / Scientific Reports

Die hohe Flexibilität bei der Synthese solcher Moleküle, die aus einer Mischung aus Peptiden und Polymeren bestehen, ermöglicht die schnelle Abwandlung dieser Immun-Engager auf andere Oberflächenmarker und damit auf andere Krankheitsbilder.

Die chemische Synthese der Immun-Engager und die Kombination mit nicht-biologischen Bestandteilen erhöht die biologische Stabilität und ermöglicht, auch aufgrund der geringen Größe im Vergleich zu Antikörpern, eine bessere Gewebedurchdringung. „Es ist ein großer Vorteil, die positiven Eigenschaften von Antikörpern mit jenen von kleinen, chemisch zugänglichen Molekülen zu vereinen", erklärt Becker.

Besonders der schnelle synthetische Zugang zu solchen Molekülen und die einfache Anpassung an verschiedenen Zelltypen macht solche Immun-Engager auch für andere Anwendungen interessant, z.B. im Bereich der entzündlichen und Autoimmun-Erkrankungen.

Quelle: Universität Wien


Publikation: Christian F.W. Becker et al.; Synthetic integrin-binding immune stimulators target cancer cells and prevent tumor formationScientific Reports, 2017; DOI: 10.1038/s41598-017-17627-0

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