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Mutierte Nierengene als Ursache entdeckt

Forscher haben sich in Bezug auf die seltene, genetische Nierenerkrankung mit den Mutationen des Calciumkanals TRPC6 beschäftigt. © yezry / iStock / Thinkstock

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Fokal-segmentale Glomerulosklerose: Mutierte Nierengene als Ursache entdeckt

Die fokal-segmentale Glomerulosklerose (FSGS) ist eine schwerwiegende Nierenerkrankung des Jugend- und Erwachsenenalters. Sie zeichnet sich durch einen starken Eiweißverlust (Proteinurie) aus und führt unbehandelt rasch zu einem Funktionsverlust der Niere. Mutationen in verschiedenen Nierengenen konnten jetzt als Ursachen für FSGS identifiziert werden.

Ein interdisziplinäres Forscherteam um den Pharmakologen Prof. Christian Harteneck (✝), Universitätsklinikum Tübingen, der Kindernephrologin Prof. Stefanie Weber, Universität Essen (jetzt Marburg), dem Nephrologen Prof. Maik Gollasch, Charité und Max Delbrück Centrum Berlin-Buch, sowie Kooperationspartner aus London, Heidelberg, Hannover, Köln, Freising und Weißwasser konnten jetzt in einem translationalen Ansatz den Zusammenhang genetisch unterschiedlicher TRPC6 Mutationen und dem daraus resultierenden Krankheitsbild dieser seltenen aber klinisch bedeutsamen und für den Patienten belastenden Nierenerkrankung aufzeigen.

Genetisch veränderte TRPC6 Kanalaktivität

In ihren Untersuchungen weisen sie erstmals nach, dass nicht nur gain-of-function- sondern auch loss-of-function-Mutationen bei betroffenen Patienten zu FSGS führen. Letztere neu entdeckte Genveränderungen bewirken eine Inaktivierung des TRPC6-Ionenkanals mit der Folge einer verminderten Calciumkanalaktivität, die als loss-of-function bezeichnet wird. Diese unerwarteten Befunde erweitern das Verständnis zu den pathogenen Konsequenzen einer genetisch veränderten TRPC6 Kanalaktivität im Menschen.

Sie bedeuten, dass sowohl ein erhöhter als auch ein verminderter Calciumeinstrom über TRPC6 in spezialisierte Nierenzellen, den sogenannten Podozyten, zu ein und derselben Nierenerkrankung (FSGS) führen können. Dreidimensionale Strukturanalysen an Modellen der krankhaft veränderten Kanalproteine belegen zudem, dass räumliche (sterische) Veränderungen in den Proteinen die beobachteten Funktionsveränderungen bewirken.

Die gegenwärtigen Arbeiten konzentrieren sich nun auf pharmakologische Eingriffsmöglichkeiten, um die Fehlfunktion der mutierten TRPC6-Kanäle zu korrigieren. Die Ergebnisse dieser neuen Studie zeigen in besonderer Weise auf, wie wichtig die enge wissenschaftliche Kooperation zwischen Vertretern von experimentell-zellbiologischer Forschung auf der einen und klinisch-wissenschaftlicher Arbeit auf der anderen Seite ist.

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen


Publikation: Christian Harteneck et al.; TRPC6 G757D Loss-of-Function Mutation Associates with FSGSJASN, 2016; doi: 10.1681/ASN.2015030318

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