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Projekt fokussiert psychische Leiden

Auch produzierende Bereiche wie die Metall- und Elektroindustrie sind zunehmend von psychischen Störungen und Stress geprägt. © Gerry O'Leary / iStock / Thinkstock

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Wenn Arbeit krank macht: Projekt fokussiert psychische Leiden

Seit Jahren nehmen psychische Belastungen im Job zu: Arbeitsverdichtung und Zeitdruck machen krank, führen zu hohen Fehlzeiten und tragen zu Frühverrentungen bei. In vielen Betrieben fehlt es jedoch an fundiertem Wissen zur Prävention. Dr. Anja Gerlmaier, Arbeitspsychologin am Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) ist der Ansicht, dass sich diese Situation ohne große Kosten ändern ließe.

Sie ist Projektkoordinatorin des Verbundprojekts INGEMO. Es wird vom Bundesforschungsministerium im Rahmen des Schwerpunktes „Präventive Maßnahmen für die sichere und gesunde Arbeit von morgen“ gefördert und startet jetzt mit Partnern aus Wissenschaft und Industrie.

Denn: Arbeit ist auch in den produzierenden Bereichen nicht mehr allein durch körperliche Beanspruchungen, sondern zunehmend durch Stress und psychische Erschöpfung geprägt. In der Metall- und Elektroindustrie etwa sind die Arbeitsunfähigkeitszeiten mittlerweile deutlich höher als im Durchschnitt der Erwerbstätigen; zudem erreichen knapp 22 Prozent der Metaller den regulären Renteneintritt aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen nicht.

Entwicklung und Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen stärken

Eine aktuelle Studie des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) belegt, dass in der Industrie zwischen 27 und 34 Prozent der Mitarbeiter durch Zeitdruck stark belastet sind. Zudem berichten etwa 43 Prozent im Metallbereich/Maschinenbau und 47 Prozent im Elektrobereich, dass sie ständig mit neuen Aufgaben konfrontiert werden. Hinzu komme, dass oft regelmäßig Überstunden anfallen und so weniger Zeit zur Erholung bleibt. Stressfolgen und Erschöpfungssymptome werden von Beschäftigten und Führungskräften somit erst oft viel zu spät erkannt.

Gleichzeitig sind in vielen Betrieben die belastungsreduzierenden Effekte etwa von Kurzpausen, von gesundheitsgerechten Schichtsystemen oder von regelmäßigen Tätigkeitswechseln nicht bekannt. „Dieses Wissen müssen wir wieder in die Unternehmen kriegen, und zwar auf Mitarbeiterebene wie auch auf Führungsebene und bei den Arbeitsschutzverantwortlichen“ sagt Dr. Anja Gerlmaier. Ziel von INGEMO ist es, die betriebliche Gestaltungskompetenz zur Entwicklung und Förderung psychosozialer Gesundheitsressourcen in der Metall- und Elektroindustrie zu stärken.

„Gemeinsam mit den Kooperationsunternehmen sollen die Möglichkeiten zur stressreduzierenden Arbeitsgestaltung in den Betrieben besser nutzbar gemacht werden. Dazu gehören auch Qualifizierungsmaßnahmen für Führungskräfte, Mitarbeitende und Arbeitsschutzfachleute bzw. Betriebsräte.“

Dieser neue, die Verhaltens-/Verhältnisebene übergreifende kooperative Präventionsansatz wird gemeinsam erarbeitet – vom IAQ , der ffw GmbH – Gesellschaft für Personal- und Organisationsentwicklung (Nürnberg) als wissenschaftliche Verbundpartner sowie den Deutschen Edelstahlwerken (Witten) und der Bühler Motor GmbH (Nürnberg) als betriebliche Verbundpartner sowie weiteren Umsetzungspartnern. Geplant ist außerdem eine themenbezogene Branchenallianz. Unternehmen, die Interesse an den Ergebnissen und Instrumenten sowie guten Praxislösungen haben, sind eingeladen sich daran zu beteiligen.

Quelle: Universität Duisburg-Essen

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