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Stofflicher Aufbau von Oberflächen sichtbar machen

Das neue massenspektrometrische Mikroskop ermöglicht genaue Untersuchungen an Oberflächen im Labor. © versevend / iStock / Thinkstock

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Massenspektrometrie: Stofflicher Aufbau von Oberflächen sichtbar machen

Während die analytischen Wissenschaften in den vergangenen Jahrzehnten enorm zur Aufklärung und dem Verständnis von Lebensvorgängen in Populationen, in Körpern, in Organellen und in den Zellen tierischen oder pflanzlichen Ursprungs beigetragen haben, lagen die Oberflächen solcher Lebewesen bislang weitgehend im Dunkeln. Eine neuartige Apparatur und Methodik liefert nun erstmals sowohl stoffliche als auch topographische Information von den Oberflächen und Kontaktflächen von Tieren und Pflanzen.

Mit einem kürzlich vorgestellten neuen massenspektrometrischen Mikroskop lassen sich Substanzen, die zum Beispiel der Kommunikation oder Steuerung zwischen Mitgliedern bestimmter Populationen dienen, in ihrem chemischen Aufbau erkennen und gleichzeitig in einem dreidimensionalen Bild einer Oberfläche darstellen.

Das in der Arbeitsgruppe von Prof. Bernhard Spengler, Institut für Anorganische und Analytische Chemie, entwickelte Gerät benutzt dazu einen Laserstrahl, der auf einen sehr kleinen Punkt mit einem Durchmesser von wenigen Mikrometern gebündelt wird. Um diesen Laserpunkt in die jeweils richtige Höhe auf einer gewölbten Oberfläche zu bringen, benutzen die Wissenschaftler ein selbst entwickeltes Autofokussystem, wie es in ähnlicher, einfacherer Form zum Beispiel in Kameras verwendet wird.

„Von einer Oberfläche wird punktweise die Zusammensetzung eines mikrometergroßen Gebietes bestimmt“, erklärt Mario Kompauer, Doktorand der Arbeitsgruppe. „Für jeden einzelnen Punkt wird dabei schrittweise im Mikrometermaßstab die jeweilige Höhe gemessen und angepasst, die Stelle analysiert und anschließend vom Computer zu einem dreidimensionalen Bild der Oberfläche zusammengesetzt“. Dieses Bild zeigt nicht nur die Form des Objektes, sondern auch seinen stofflichen Aufbau.

Tödliche Parasiten bekämpfen

Pärchenegel und Saugwurm © Justus-Liebig-Universität GießenOben: Oberflächenstruktur (Topographie) des Pärchenegels. Die Balken repräsentieren jeweils 200 µm. Unten: Mikroskopiebild des parasitären Saugwurms 3D Oberflächenbild mit drei Biomolekülen in rot-grün-blau-Kodierung. © Justus-Liebig-Universität Gießen

Mit dem weltweit einzigartigen neuen Gerät kann die Arbeitsgruppe gemeinsam mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus der Biologie und der Medizin zahlreiche Fragen beantworten. Neben den Oberflächen von Blättern oder pilzbefallenem Saatgut ist seit kurzem auch die Oberfläche eines Wurmparasiten von besonderem Interesse.

„Wir sind begeistert, dass wir mit der neuen analytischen Technologie nun zum Beispiel die Oberfläche von Schistosomen, das sogenannte Tegument, im Paarungszustand untersuchen können“, sagt Prof. Christoph G. Grevelding, Parasitologe an der Universität Gießen. Die Paarung ist eine Voraussetzung für den Lebenszyklus dieser Parasiten, die die Krankheit Bilharziose (Schistosomiasis) hervorrufen. Die tödliche, aber dennoch vernachlässigte Tropenerkrankung wird von den zweigeschlechtlichen Schistosomen verursacht, die auch Pärchenegel genannt werden.

„Wenn man den im menschlichen Körper stattfindenden, dauerhaften Paarungszustand der Schistosomen unterbrechen könnte, ließe sich möglicherweise die tödliche Parasitenerkrankung heilen und weltweit dauerhaft zurückdrängen“, meint Dr. Sven Heiles, Habilitand in der Arbeitsgruppe der Massenspektrometriker. Was sich da auf der „Haut“ dieser nur wenige Mikrometer großen Würmer abspielt und die Paarung hervorruft und aufrecht erhält, wollen die Wissenschaftler nun mit der neuen dreidimensionalen Oberflächenanalytik untersuchen.

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen


Publikation: Bernhard Spengler et al.; Autofocusing MALDI mass spectrometry imaging of tissue sections and 3D chemical topography of nonflat surfaces; Nature Methods, 2017; doi: 10.1038/nmeth.4433

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