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Toleranzen gegen Allergene

Langfristig müssen klinische Studien den Effekt der Gentherapie beim Menschen belegen. © Photodjo / iStock / Thinkstock

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Gentherapie: Toleranzen gegen Allergene

Australische Forscherinnen und Forscher der Universität Queensland überprüfen einen neuen Ansatz zur Bekämpfung von Allergien: Sie möchten das Immunsystem durch eine Gentherapie nachträglich an das jeweilige Allergen gewöhnen und so die Reaktion verhindern. Damit könnte das langwierige Verfahren der Hyposensibilisierung abgekürzt werden. Erste Versuche an Mäusen wurden vor Kurzem publiziert.

Bei der sogenannten Hyposensibilisierung (auch bekannt als spezifische Immuntherapie) soll sich der Körper an einen Stoff gewöhnen, der sonst eine überschießende Reaktion des Immunsystems hervorruft. Doch die Methode ist nicht immer erfolgreich und muss zudem über mehrere Jahre wiederholt werden. Darunter leidet unter anderem die Therapietreue der Patienten.

Wissenschaftler der Universität Queensland haben nun versucht, das Verfahren abzukürzen. Ihr Ansatz: durch eine so genannte Gentherapie gezielt eine Toleranz gegenüber Allergenen erzeugen und das Gedächtnis der fehlgeleiteten Immunzellen „auslöschen". Als Gentherapie bezeichnet man das Einfügen von Nukleinsäuren wie DNA oder RNA in die Körperzellen eines Individuums, um beispielsweise eine Krankheit zu behandeln.

Gentherapie verhindert und verbessert allergisches Asthma

Die australischen Forscher entnahmen zunächst Blutstammzellen aus Mäusen und veränderten diese gentechnisch so, dass sie ein experimentelles Allergen namens OVA herstellten. Die veränderten Stammzellen wurden dann Mäusen eingepflanzt, die sonst mit allergischem Asthma auf OVA reagierten. Der Gedanke dahinter: Die Blutstammzellen entwickeln sich weiter zu sogenannten dendritischen Zellen.

Diesen kommt bei der Vermeidung von Autoimmunreaktionen eine Schlüsselrolle zu, da sie die T-Zellen des Immunsystems an bestimmte Strukturen gewöhnen – in diesem Fall das OVA. Entsprechend sollen die aus den Blutstammzellen hervorgehenden dendritischen Zellen dem Immunsystem OVA als „ungefährlich" präsentieren und so die Reaktion verhindern.

In der Tat beobachteten die Autoren der Studie, dass eine solche Behandlung im Vorfeld eine spätere allergisch bedingte Entzündung der Atemwege verhinderte. Im nächsten Schritt überprüften die Forscher nun, ob sie mit der Methode allergisches Asthma nicht nur verhindern sondern auch nachträglich behandeln könnten.

Verbesserte Entzündungsreaktion

Tatsächlich zeigten gentherapeutisch behandelte Tiere, die vorher allergisch auf OVA reagiert hatten, eine deutlich geringere Reaktion auf das Allergen. Die Entzündungsreaktion verbesserte sich. Die Autoren hoffen, dass sie künftig das experimentelle Allergen OVA gegen weitere Allergene austauschen können, etwa solche aus der Erdnuss, Bienengift oder Schalentieren.

Zunächst seien aber Untersuchungen an menschlichen Zellen im Labor gefragt, um die Übertragbarkeit der Ergebnisse zu überprüfen. Langfristig müssten dann klinische Studien den Effekt beim Menschen belegen. Die Gentherapie wird auch bei anderen Krankheiten als künftige Option gehandelt, allerdings gibt es immer wieder Rückschläge. Man wird abwarten müssen, inwieweit sich die Technik durchsetzen kann.

Quelle: Allergieinformationsdienst


Publikation: Al-Kouba, J. et al.; Allergen-encoding bone marrow transfer inactivates allergic T cell responses, alleviating airway inflammation; JCI Insight, 2017; DOI: 10.1172/jci.insight.85742

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