Ihr Ergebnis: Alle neun entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Folgt man den Angaben der Hersteller, ab welchem Hämoglobin-Wert ein Verdacht auf Darmkrebs vorliegt, finden sich große Unterschiede in der Häufigkeit positiver Ergebnisse. Passt man jedoch die Schwellenwerte an, so liefern alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse.
Selbst ein Smartphone-Test, der ohne spezielle Laboranalytik auskommt, kann mit Analysen aus dem Labor mithalten. Die Darmkrebs-Vorsorge ist dieses Jahr einfacher und zuverlässiger geworden. Immunologische Tests erkennen, ob sich im Stuhl der Blutfarbstoff Hämoglobin befindet.
Dies dient als Hinweis darauf, ob ein Patient an Darmkrebs oder einer Darmkrebsvorstufe erkrankt ist. Dass die immunologischen Tests den weniger spezifischen HämOccult-Test abgelöst haben, geht wesentlich auf die Arbeiten von Hermann Brenner vom Deutschen Krebsforschungszentrum zurück.
Ähnliche Ergebnisse
Zurzeit sind zahlreiche verschiedene immunologische Tests auf dem Markt. „Bisher war unklar, ob und in welchem Umfang es Unterschiede zwischen den angebotenen Tests gibt", sagt der Epidemiologe Brenner. Deshalb hat er gemeinsam mit seinen Mitarbeitern neun Tests einem direkten Vergleich unterzogen.
Sein Ergebnis: Alle neun Tests entdecken die große Mehrheit aller Darmkrebserkrankungen und auch viele Darmkrebsvorstufen. Folgt man den Angaben der Hersteller, ab welchem Wert ein Test als positiv zu werten ist, dann unterscheiden sich die Häufigkeiten positiver Resultate stark. Als die Wissenschaftler jedoch bei der Auswertung die Schwellenwerte anpassten, so lieferten alle Tests sehr ähnliche Ergebnisse.
„In dieser Arbeit legen wir erstmals und weltweit bislang einmalig einen direkten Vergleich der diagnostischen Wertigkeit einer großen Zahl ?von quantitativen Tests in derselben, großen Gruppe von Untersuchungsteilnehmern vor", sagt Hermann Brenner. Aus diesen Zahlen ließen sich bundesweite Empfehlungen für Schwellenwerte einzelner Tests ableiten.
Goldstandard der Darmkrebsvorsorge
„Mit dieser Arbeit geben Brenner und Kollegen ganz konkrete Empfehlungen, wie die Früherkennung von Darmkrebs noch weiter verbessert werden kann", betont Michael Baumann, Vorstandsvorsitzender des DKFZ.
„Es ist wichtig, den Menschen neben der eher aufwändigen Darmspiegelung, die nach wie vor der Goldstandard bei der Darmkrebsvorsorge ist, auch eine niederschwelligere Screening-Untersuchung anzubieten". Bei fünf der neun Tests ist eine Laboranalyse notwendig. Die restlichen vier Tests können direkt in der hausärztlichen und urologischen Praxis durchgeführt und ausgewertet werden.
Sogar der Test, der mit Hilfe einer Smartphone-App ausgewertet wird, lieferte zuverlässige Resultate, zumindest dann, wenn er von geschultem Personal durchgeführt wurde. Darmkrebs ist die dritthäufigste Krebsart weltweit. Pro Jahr erkranken etwa 1,4 Millionen Menschen daran, 700 000 versterben.
Motivation zur Vorsorge
Auch bei Darmkrebs gilt: Je eher man ihn entdeckt, desto besser. Deshalb haben alle in Deutschland gesetzlich Krankenversicherten ab dem 55. Lebensjahr Anspruch auf eine Darmspiegelung. Sie gilt als sicherste Methode zur Entdeckung von Darmkrebs und seinen Vorstufen. Doch das Testverfahren ist aufwändig und viele Patienten scheuen sich davor.
Nur 20 bis 30 Prozent der Berechtigten nehmen daran teil. Neue immunologische Testverfahren, die seit April dieses Jahres von den Krankenkassen bezahlt werden, sollen dabei helfen, mehr Menschen zu einer Vorsorgeuntersuchung zu motivieren.
„Bei unseren Nachbarn in den Niederlanden funktioniert das schon sehr gut", berichtet Brenner. Dort werden die Menschen mit einem persönlichen Brief zur Teilnahme eingeladen – der Test wird direkt mitgeschickt. Dadurch lassen sich Teilnahmeraten von über 60 Prozent erreichen. Deutschland ist davon bisher noch weit entfernt.
Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)
Publikation: Hermann Brenner et al.; Direct Comparison of Diagnostic Performance of 9 Quantitative Fecal Immunochemical Tests for Colorectal Cancer Screening; Gastroenteroloy, 2017; DOI: 10.1053/j.gastro.2017.09.018