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Wie der Schutzmechanismus der Haut funktioniert

Durch die enge Verbindung von Hautzellen werden wir vor mechanischen Einflüssen geschützt. © man_at_mouse / iStock / Getty Images Plus

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Zellforschung: Wie der Schutzmechanismus der Haut funktioniert

Die Haut schützt uns vor äußeren Einflüssen. Wie das funktioniert haben Zellbiologen der Westfälischen Wilhems-Universität Münster (WWU) nun untersucht. An der Forschungsarbeit waren ebenso Kollegen des Max-Planck-Instituts für Biochemie und der Stanford Universität (USA) beteiligt.

Die Forscher konnten zeigen, wie mechanische Belastungen an speziellen Zell-Haltepunkten, den sogenannten Desmosomen, verarbeitet werden. Dazu haben sie ein Minimessgerät entwickelt, mit dem Kräfte entlang einzelner Bestandteile in Desmosomen bestimmt werden können. In der Studie zeigen sie mit Hilfe der Technik, wie mechanische Kräfte an diesen speziellen Haltepunkten verarbeitet werden. 

Unsere Haut ist das Schutzschild gegen äußere Einflüsse und hat einiges auszuhalten. Sie muss dehnbar sein, darf aber auch bei großer Belastung nicht reißen. Damit diese mechanische Funktion erfüllt werden kann, bilden Hautzellen spezielle Haltepunkte, sogenannte Desmosomen, aus, welche die Adhäsion zwischen Zellen verstärken.

Menschen mit fehlerhaften Desmosomen leiden unter massiven Hautstörungen, die insbesondere nach mechanischer Beanspruchung zu Tage treten. Allerdings war bisher kaum verstanden, wie mechanische Kräfte auf die einzelnen Bestandteile der Desmosomen einwirken. Die internationale Forschergruppe hat eine Methode entwickelt, um die molekularen Kräfte an diesen Haltepunkten zu analysieren.  

Kraftmessung mit Miniatur-Federwaage

„Die Technik funktioniert so ähnlich wie eine Miniatur-Federwaage“, sagt Anna-Lena Cost, Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut und eine Erstautorin der Studie. Der Kraftsensor besteht aus zwei fluoreszierenden Farbstoffen, die mit einem Peptid verbunden sind. Das Peptid fungiert dabei als Feder, die schon bei wenigen Piconewton gedehnt wird, was zu einer Veränderung in der Strahlkraft der Farbstoffe führt.

Diese Änderung können die Forscher mit Mikroskopen so gut auslesen, dass mechanische Unterschiede an einzelnen Haltepunkten bestimmt werden können. In ihren Experimenten fanden die Forscher heraus, dass Desmosomen keinen mechanischen Belastungen ausgesetzt sind, solange keine äußeren Kräfte auf die Zellen einwirken.

Wird jedoch an den Zellen gezogen, so wie es in der Haut vorkommen kann, werden mechanische Belastungen in Desmosomen sichtbar. Diese Belastungen hängen von der Stärke des Stresses und dessen Ausrichtung ab. „Desmosomen sind sozusagen die Helfer in der Not. Wenn es nur geringe mechanischen Belastungen gibt, können andere Strukturen der Zelle die Last tragen. Aber wenn es zu hohem Stress kommt, dann helfen Desmosomen mit“, fasst Anna-Lena Cost die Ergebnisse zusammen.

Quelle: Westfälische Wilhelms-Universität Münster


Publikation: Price, J. A. et al., Grashoff, C. Mechanical loading of desmosomes depends on the magnitude and orientation of external stress. Nature Communications (2018). DOI: 10.1038/s41467-018-07523-0 

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