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Wie sich Menschen voneinander unterscheiden

Verschiedenste Annahmen existieren zu der Frage, warum sich kognitive Fähigkeiten zwischen Menschen unterscheiden. © http://www.fotogestoeber.de / iStock / Getty Images Plus

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Kognition: Wie sich Menschen voneinander unterscheiden

Die Vernetzung und Kommunikation zwischen verschiedenen Regionen des menschlichen Gehirns beeinflusst unser Erleben und Verhalten. Dies trifft auch auf Unterschiede in der kognitiven Leistungsfähigkeit zu. Intelligentere Menschen zeichnen sich durch zeitlich stabilere Interaktionen in neuronalen Netzwerken aus. Dies berichten Forscher der Goethe-Universität Frankfurt in einer aktuellen Studie, die sie zusammen mit Wissenschaftlern von der Indiana University in Bloomington, USA durchführten.

Verschiedenste Annahmen existieren zu der Frage, warum sich kognitive Fähigkeiten zwischen Menschen unterscheiden. Auch neurobiologische Theorien wurden zur Erklärung dieses grundlegenden Phänomens der Psychologie herangezogen. So wurde beispielsweise angenommen, dass intelligentere Personen bestimmte Hirnregionen stärker nutzen, dass ihre Gehirne effizienter arbeiten oder dass bestimmte Gehirnregionen bei Intelligenteren besser vernetzt sind.

Erst in den letzten Jahren wurde es möglich, auf der Grundlage funktioneller Magnetresonanztomographie-Messungen (fMRT) auch die zeitliche Dynamik der Vernetzung des menschlichen Gehirns genauer zu untersuchen. Dr. Kirsten Hilger und Prof. Dr. Christian Fiebach vom Institut für Psychologie und Brain Imaging Center der Goethe-Universität Frankfurt, sowie Dr. Makoto Fukushima und Prof. Dr. Olaf Sporns von der Indiana University in Bloomington, USA werteten fMRT-Hirnscans von 281 Personen aus, um zu erforschen, wie dynamische Netzwerkeigenschaften des menschlichen Gehirns mit Intelligenz zusammenhängen.

Das menschliche Gehirn ist modular organisiert, das heißt, es lässt sich in verschiedene Netzwerke unterteilen, die mit unterschiedlichen Funktionen wie Sehen, Hören oder der Kontrolle zielgerichteten Handelns in Verbindung gebracht werden. In ihrer aktuellen Studie untersuchten Kirsten Hilger und Kollegen, ob sich diese modulare Netzwerkorganisation über die Zeit verändert und speziell, ob diese Veränderungen einen Bezug zum Intelligenzquotienten der Studienteilnehmerinnen und –teilnehmer aufweisen.

Einfluss von Netzwerkeigenschaften

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass die modulare Organisation der Hirnnetzwerke von Intelligenteren über die Dauer der fMRT-Messung geringeren Schwankungen unterworfen war. Diese stabilere Netzwerkorganisation zeigte sich besonders in Hirnsystemen, die mit der willentlichen Kontrolle von Aufmerksamkeit befasst sind. „Die Erforschung der zeitlichen Dynamik von Gehirnnetzwerken beim Menschen mittels fMRT ist ein relativ neues Forschungsgebiet“, so Hilger.

Dennoch vermutet sie: „Es könnte sein, dass die zeitlich stabilere Netzwerkorganisation, die wir bei Intelligenteren beobachteten, verhindert, dass das Gehirn in ungünstige Netzwerkzustände fällt, in denen sich wichtige Netzwerke entkoppeln und die Kommunikation zwischen diesen beeinträchtigt wird.“

Offen bleibt jedoch die Frage, wie genau diese Netzwerkeigenschaften die kognitiven Leistungen beeinflussen: „Wir wissen zum jetzigen Zeitpunkt nicht, ob die zeitlich stabileren Verbindungen die Ursache höherer Intelligenz sind oder vielmehr ihre Folge. Unsere Ergebnisse legen jedoch nahe, dass Prozesse kontrollierter Aufmerksamkeit, also die Fähigkeit, sich gut konzentrieren zu können, für Intelligenz eine wichtige Rolle spielen“, so Hilger.

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft


Publikation: Fiebach, C. F. et al.; Temporal Stability of Functional Brain Modules Associated with Human Intelligence; Human Brain Mapping, 2019; DOI: 10.1002/hbm.24807

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