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Kinder, deren Erzieher an EMIL teilgenommen hatten, verbesserten ihre exekutiven Funktionen und konnten sich stärker in andere hineinversetzen. © monkeybusinessimages / iStock / Thinkstock

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Streiten lernen: Willenskraft, Mitgefühl und Selbstregulation helfen durch das ganze Leben

Kinder lernen im Verlauf ihrer Entwicklung erst, Konflikte zu lösen, Rücksicht zu nehmen und Ziele zu verfolgen. Wer das gut kann, so zeigen Studien, kann besser lernen, ist später beruflich erfolgreicher und gesünder. Das landesweite Projekt „EMIL – Emotionen regulieren lernen“ schult Pädagogen darin, diese Fähigkeiten bei Kindern im Kindergartenalltag zu fördern.

Kind tröstet anderes Kind © Universitätsklinikum Ulm / ZNL / Martina DachEMIL hilft, sich in andere hineinzuversetzen und Mitgefühl zu zeigen. © Universitätsklinikum Ulm / ZNL / Martina Dach

Um zusammen zu spielen, Konflikte zu lösen und eigene oder gemeinsame Ziele zu verfolgen, brauchen Kinder die Fähigkeit, vorausschauend zu denken, eigene Impulse zu hemmen und geistig flexibel zu sein. „Die Gehirnforschung nennt diese Fähigkeiten exekutive Funktionen, oder auch Selbstregulation. Sie bilden die Grundlage für bedachtes, einfühlsames und situationsangemessenes Handeln", erklärt der Leiter des ZNL TransferZentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm, Professor Spitzer.

Diese Fähigkeiten lassen sich im Kindergartenalltag fördern: Durch den Tagesablauf, die Nutzung der Räume, durch spezielle Spiele und eine angemessene Haltung gegenüber den Kindern. Wie das geht, vermitteln die EMIL-Qualifizierungen. „Wenn eine Erzieherin weiß, dass bestimmte Fähigkeiten sich ganz langsam entwickeln müssen, kann sie gelassener bleiben und diese Entwicklung besser fördern. Sie kann den Kindern zum Beispiel dabei helfen zu lernen, wie sie ihre Streitigkeiten selbst schlichten können, statt ihnen diese Herausforderungen abzunehmen", beschreibt die Projektleiterin Laura Walk.

Höhere Bildungsabschlüsse und bessere Stressbewältigung im Leben

Die Wirksamkeit des EMIL-Konzepts wurde wissenschaftlich vom ZNL evaluiert. Es zeigte sich, dass Kinder, deren Erzieher/-innen an EMIL teilgenommen hatten, ihre exekutiven Funktionen verbesserten, sich bei Spielen besser abwechselten und sich stärker in andere hineinversetzen konnten. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder mit besseren exekutiven Funktionen als Erwachsene u.a. höhere Bildungsabschlüsse erreichen und Stress besser bewältigen. Und wer sich als Kind schlechter selbst regulieren kann, hat als Erwachsener häufiger mit gesundheitlichen Problemen zu tun und begeht häufiger Straftaten.

„Selbstregulierung ist eine sehr wertvolle Fähigkeit", erklärt Christoph Dahl, Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung. „Wir möchten mit Programmen wie EMIL schon früh den Grundstein für ein gesundes und psychisch stabiles Leben legen." Landesweit wurden bereits 300 Fachkräfte geschult. Nach der erfolgten Evaluation starten nun ab September und Dezember neue Kurse. „Wir freuen uns sehr, dass die Baden-Württemberg Stiftung das vom ZNL entwickelte Projekt unterstützt und so Wissen aus der Gehirnforschung und der Pädagogik praxistauglich für das ganze Land nutzbar macht", sagt Prof. Dr. Udo X. Kaisers, der Leitende Ärztliche Direktor des Ulmer Universitätsklinikums.

Quelle: Universitätsklinikum Ulm


Weitere Informationen:

An der EMIL-Qualifizierung können pädagogische Fachkräfte teilnehmen, die in baden-württembergischen Kindergärten mit 3-6jährigen Kindern arbeiten. Durch die Förderung der Baden-Württemberg Stiftung sind die drei Seminartage kostenlos. Neue Kurse finden ab September und ab Dezember in Bietigheim-Bissingen, Esslingen, Freiburg, Heidelberg, Karlsruhe, Ravensburg, Stuttgart und Ulm statt. Die Anmeldung ist jetzt möglich. Alle Informationen dazu gibt es hier: www.znl-emil.de

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