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Zum Nutzerverhalten der Corona-Warn-App

Forscher konnten vier Hauptgründe für das Nicht‐Nutzen der Corona‐Warn‐App ermitteln. © kzenon / iStock / Getty Images Plus

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Umfrage: Zum Nutzerverhalten der Corona-Warn-App

Die deutsche Corona-Warn-App hat derzeit laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) knapp 23 Millionen Downloads in Deutschland zu verzeichnen. Das Informatikforschungsinstitut OFFIS hat von Mitte August bis Ende September 2020 eine bundesweite Online-Umfrage zur Nutzung, oder auch Nichtnutzung, der deutschen Corona-Warn-App durchgeführt. Erste Ergebnisse sind nun als Vorabveröffentlichung verfügbar.

Die bundesweite Umfrage enthielt Fragen wie: Nutzen Sie die Corona‐Warn‐App? Warum nutzen Sie die App, beziehungsweise warum nutzen Sie sie nicht oder nicht mehr? oder auch: Wie regelmäßig nehmen Sie Ihr Handy mit, wenn Sie das Haus verlassen? An der OFFIS Umfrage beteiligten sich insgesamt mehr als 1300 Teilnehmer*innen.

Ein parallel vom renommierten Marktforschungsinstitut infas 360 durchgeführtes, größeres Panel hat einen Teil der Studien-Fragen unverändert übernommen. Dort wurden die Fragen von mehr als 10 000 Personen beantwortet. Die nun vorabveröffentlichten Ergebnisse der OFFIS-Studie basieren daher auf insgesamt 11 862 Antworten aus diesen zwei bundesweiten Umfragen.

Nutzung

Bei denjenigen, die die Corona‐Warn‐App nutzen, ist sie in der Regel aktuell und das Handy wird meistens oder immer mitgeführt, so dass das grundsätzliche Funktionieren im Wesentlichen sichergestellt scheint. Die Nutzenden öffnen die App regelmäßig, oft mindestens wöchentlich. Hauptgründe sind dabei das Überprüfen des eigenen Status, und das Sicherstellen der Funktion, obwohl das technisch nicht oder nicht mehr notwendig ist beziehungsweise zum Zeitpunkt der Umfrage nicht ausdrücklich empfohlen wurde. Beides ist zudem bei Personen mit höherer Corona‐Sorge stärker ausgeprägt und nimmt insgesamt zu, wenn in räumlicher oder sozialer Nähe das Risiko steigt.

Die Gründe für die Nutzung der App sind vor allen Dingen altruistisch: Die Nutzenden wollen einen Beitrag dazu liefern, die Pandemie zu beenden. Nachgeordnet, aber noch deutlich erkennbar ist der Grund, das eigene Umfeld zu schützen. Deutlich geringer, aber ebenfalls noch zustimmend ist der Selbstschutz angegeben worden, obwohl dies objektiv keine Funktion der App ist. Die Wirkweise der App wird möglicherweise, auch wenn sie vielen im Grundsatz klar ist, von einem deutlichen Anteil der Nutzenden nicht vollständig verstanden.

Nicht-Nutzung

Die Forscher konnten vier Hauptgründe für das Nicht‐Nutzen der Corona‐Warn‐App ermitteln. An erster Stelle stehen Datenschutzbedenken. Nahezu gleichauf sind Zweifel am Sinn der App sowie technische Probleme. Schließlich werden auch Probleme genannt, die sich allgemein unter User Experience zusammenfassen lassen, und die widerspiegeln, dass die Nutzenden den Umgang mit der App nicht angenehm finden. Weniger relevant, aber doch sichtbar in den Ergebnissen, waren Gleichgültigkeit sowie grundsätzliche Zweifel an der Gefahr durch Corona.

Auffallend ist, dass ein deutlicher Anteil der Nutzenden unsicher war, ob sie die App zum Eingeben von Testergebnissen öffnen würden. Unklar bleibt hier, ob lediglich eine Unkenntnis darüber herrscht, ob und wie Testergebnisse in der App eingegeben werden, oder ob es ein Misstrauen darüber ist, ein Testergebnis eingeben zu wollen.

Folgerungen

Aus der Studie kann man zwei mögliche, sich ergänzende Folgerungen ziehen: 1. Zum einen lässt sich vermuten, dass die Nutzenden mit der Corona‐Warn‐App interagieren wollen, und sie nicht ausschließlich als rein passive Hintergrund‐App auf dem Handy laufen lassen wollen.

2. Zum anderen wird möglicherweise die Funktion der App nicht ausreichend verstanden, so dass es zu Zweifeln an der Sinnhaftigkeit und an ihrem Datenschutzkonzept kommt. In einer nun folgenden, detaillierten Analyse untersucht OFFIS, welche Zusammenhänge es zwischen den verschiedenen Ansichten gibt. Die Wissenschaftler*innen hoffen, so Hinweise zu erhalten, wie die Corona-Warn-App so gestaltet werden kann, dass sie auf eine höhere Akzeptanz und sinnvollere Nutzung trifft.

Quelle: OFFIS – Institut für Informatik

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