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„Zungenschrittmacher

Wo die Atemmaske an ihre Grenzen stößt, soll der neue Zungenschrittmacher Betroffenen weiterhelfen. © yokaew / iStock / Thinkstock

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Atemaussetzer: „Zungenschrittmacher“ soll Schlaf verbessern

Premiere im Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD): Die HNO-Experten des Klinikums haben erstmals einen „Zungenschrittmacher“ bei Patienten eingesetzt, die während des Schlafs an Atemaussetzern leiden. Der Schrittmacher stimuliere die Muskulatur der Zunge während des Schlafs mit Stromimpulsen. So könnten die Atemaussetzer verhindert werden.

Das neue Verfahren könne dann eingesetzt werden, wenn die übliche Behandlung mit der Atemmaske zu keiner Verbesserung führt oder nicht möglich ist. Hintergrund der Schlafapnoe: Im Schlaf können sich durch eine Entspannung der Muskeln Atemwege verengen, da die Spannkraft der Zungen- und Rachenmuskulatur nachlässt. Die Folge sind Atemaussetzer mit Abfallen des Sauerstoffgehalts im Blut.

„Eine Konsequenz ist, dass die betroffenen Patienten nicht die erholsamen Tiefschlaf- und Traumphasen erreichen. Tagsüber fühlen sie sich müde und unkonzentriert. Auch das Risiko für einen Schlaganfall und einen Herzinfarkt steigt an“, so Dr. Christian Plettenberg, Oberarzt der UKD-Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde. Studien gehen davon aus, dass bis zu 20 Prozent der Erwachsenen über 50 Jahren an einer Schlaf-Apnoe leiden.

Sensor vermittelt Informationen über die Atmung

Forscher präsentiert Schrittmacher © UKD / TimmermannDr. Christian Plettenberg, Oberarzt der Klinik für Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde am UKD, präsentiert einen der Schrittmacher, die gegen Schlafapnoe eingesetzt werden. © UKD / Timmermann

Liegt das Problem auf Höhe des Zungengrunds, kann der Schrittmacher helfen, so der HNO-Experte, der eng mit dem Schlafzentrum an der Düsseldorfer Uniklinik zusammenarbeitet. Der Schrittmacher hat die Größe eines „normalen“ Standard-Herzschrittmachers und wird im Brustbereich unterhalb des Schlüsselbeins eingesetzt.

Über einen Sensor werden Informationen über die Atmung vermittelt. Eine Elektrode unter der Zunge gibt dann nachts beim Einatmen einen Stromimpuls ab. Dieser Impuls wirkt dann auf die Zungenmuskulatur und sorgt so für die nötige Bewegung. Der Fachbegriff lautet: „Hypoglossusstimulation“, oder einfacher: Zungengrundstimulation.

Der Patient kann nach dem Einsetzen den Schrittmacher mit einer Fernbedienung aus- und einschalten. Dr. Plettenberg: „Dabei kann man auch eine Einschlafzeit programmieren, so dass das Gerät erst nach einer gewissen Zeit einsetzt und nicht beim Einschlafen stört.“ Die ersten Eingriffe dauerten jeweils zwei Stunden.

Quelle: Universitätsklinikum Düsseldorf


Um über das neue Verfahren aufzuklären, gibt es einen Informationstag für Patienten am 24. Februar von 10 bis 12 Uhr und für Ärzte von 13 bis 15 Uhr. Gemeinsam mit den Kollegen des UKD-Schlafzentrums wird Dr. Plettenberg die neue Methode erklären.

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