Alle zwei Jahre gestalten die Deutsche Vereinte Gesellschaft für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin (DGKL) und der Dachverband für Technologen/innen und Analytiker/innen in der Medizin Deutschlands (DVTA) den DKLM. In diesem Jahr kamen rund 1000 Teilnehmer aus dem In- und Ausland zusammen.
Labormedizinische Befunde stellten eine zentrale Schnittstelle zwischen Medizinern verschiedener Bereiche dar, so Kongresspräsident Prof. Dr. Berend Isermann vom Institut für Klinische Chemie und Pathobiochemie der Otto-von-Guericke-Universität, Magdeburg. Diese enge interdisziplinäre Zusammenarbeit mache die Stärke und die Kompetenz seines Faches aus.
Im Fokus der wissenschaftlichen Präsentationen standen die Verbesserung der Grundversorgung durch innovative diagnostische Technologien, darunter Liquid Profiling, sowie interdisziplinäres Management für eine patientennahe Sofortdiagnostik, neue Mechanismen und Biomarker der Inflammation, die diagnostische Herausforderung metabolischer Pandemien und neue diagnostische Ansätze der zellulären Reprogrammierung.
Eigenes Programm für MTLA
In Mikroskopierkursen, Workshops und Seminaren konnten MTLA und BMA (Biomedizinische Analytik: So heißt die den MTLA entsprechende Berufsgruppe in Österreich und der Schweiz) während des Kongresses ihr Wissen prüfen und erweitern. Über Posterbeiträge zu vier verschiedenen Themenschwerpunkten konnte sich jeder aktiv in die Fachtagung einbringen: Zur Wahl standen „Qualitätssicherung und Labormanagement“, „Entwicklungsprojekte aus der Laborpraxis“, „Wissenschaft und Forschung“ sowie „Aus- und Weiterbildung“.
Drei Arbeiten wurden mit dem Margot-Schumann-Preis ausgezeichnet. Diese von Siemens gestiftete Auszeichnung erinnert an Margot Schumann, die mit 24 Jahren das erste Lehrbuch für Laboratoriumsassistentinnen veröffentlichte. Manuela Gehring, MTLA an der Medizinischen Hochschule Hannover, wurde durch den DVTA auf die Postersession aufmerksam. Sie wollte den Kongress schon seit längerem gern einmal besuchen. Ihre Arbeitsstelle erlaubt die Teilnahme an Veranstaltungen jedoch nur, wenn sie dort etwas präsentiert. So entwickelte die junge Assistentin ein Poster zur „hohen Kunst der Basophilen-Isolation“.
Die basophilen Granulozyten, eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen, spielen eine wichtige Rolle bei der Steuerung allergischer Reaktionen und bei der Abwehr von Parasiten. „Der Kongress hat mir gut gefallen“, sagt die Hannoveranerin. „Ich arbeite in einem sehr spezialisierten Fachgebiet. In Mannheim habe ich mich mit anderen Kollegen austauschen und mein Wissen in verschiedenen Disziplinen erweitern können.“
Zukunft MTA-Beruf: So machen es die Nachbarn
Im Ausbildungsforum „Biomedizinische Analytik in der Schweiz“ stellte Prof. Marco Kachler, Studiengangsleiter BMA an der Fachhochschule Kärnten, einen Rollenkompetenzrahmen für den Beruf im Raum DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) vor. In den meisten europäischen Ländern berechtigt dieser erste Abschluss mit Bachelorgrad, den man nach drei bis vier Jahren erreicht, zur Berufsausübung. Darüber hinaus bestehen in vielen Ländern Masterprogramme über ein bis zwei Jahre – lediglich in Deutschland und der Schweiz gibt es diese (noch) nicht.
Da in den deutschsprachigen Ländern die Tätigkeiten weitestgehend identisch sind, sind die Berufsprofile vergleichbar. So fasst Kachler in seinem Diskussionspapier sieben Rollen in vier Expertisegraden in den wesentlichen Handlungsfeldern zusammen, die das Berufsprofil umfassend darstellen. In Befragungen fordern MTLA eine Wertschätzung durch die Akademisierung und erhoffen sich dadurch auch eine Attraktivitätssteigerung des Berufes. Einheitlichkeit und Transparenz sind Voraussetzungen für Vergleichbarkeit. Auch Aufstieg, Gehaltsverhandlungen usw. lassen sich durch eine akademische Ausbildung einfacher durchsetzen. Flexibilisierung sei „in“, Bildungssackgassen sollten vermieden werden.
Laut dem schweizerischen Institut für Laufbahn- und Bildungsentwicklung AG (ILB) ist die Berufsfeldanalyse für BMA in der Schweiz vielfältig. Empfohlen wird dort die Fachmittelschule mit oder ohne Fachmaturität als Hauptzubringer für die Ausbildung. Die Beibehaltung der höheren Fachschulen als Ausbildungsstätten und zusätzliche BMA-Fachhochschulabschlüsse als Bachelor und Master schlug Institutsberaterin Nicole Löhrer vor.
„Das Ausbildungsforum hat mir besonders gut gefallen, weil ich sehen konnte, was andere Länder im Kontext BMA tun“, sagt die Teilnehmerin Juliane Baumann aus Amstein in Österreich. „Ich selbst habe zwei Abschlüsse: MTLA in Deutschland und BMA in Österreich. Auf dem Kongress hätte ich mir allerdings noch mehr fachliche Themen gewünscht, beispielsweise zur Mikrobiologie oder anderen Teilbereichen der Labormedizin; Managementthemen interessieren mich nicht so sehr.“
Ausblick
Ein wichtiger Aspekt des DKLM ist die Nachwuchsförderung. So gestalteten Nachwuchswissenschaftler Sitzungen, in denen sie eigene Arbeiten vorstellten und Networking möglich wurde. Die neue Sektion „Das junge Labor“ will den Austausch zwischen Labormedizinern, Jungfachärzten, Klinischen Chemikern und Wissenschaftlern künftig weiter fördern.
Auf den nächsten Veranstaltungen der Labormedizin werden Teilnehmer den Fortschritt wieder beurteilen können: Die 14. Jahrestagung der DGKL findet im Herbst 2017 in Oldenburg statt, der dritte gemeinsame DKLM tagt wieder in Mannheim 2018.
„Der DVTA bietet den MTLA zudem regionale und thematische Veranstaltungen wie die jährlichen Morphologie-Histologietage in Berlin, die Mikrobiologietage in Essen, das Treffen Leitender und Lehrender MTA und vieles mehr“, ergänzt Christiane Maschek, die sich seit vielen Jahren im Vorstand Ausbildung Laboratoriums-/Veterinärmedizin im DVTA engagiert.
Mirjam Bauer
Weitere Informationen:
Sektion „Das junge Labor“
E-Mail: jungeslabor@dgkl.de