„Die größten Unterschiede bei unserer Arbeit im mobilen Truck – im Gegensatz zu den Aufgaben in der Radiologie im Haus – sind der Patientenbezug und die Netzwerkanbindung“, erklärt Martin Küper, seit 18 Jahren leitender MTRA in Potsdam. Der 51-jährige technische Assistent, der seinen Beruf seit 1987 ausübt, arbeitet gern mit Menschen. Er begleitet die Patienten, die im mobilen MRT untersucht werden, auf ihrem Weg durch das Krankenhaus, leistet in einigen Fällen Hilfestellung beim Transport und erklärt die Untersuchung.
Auch die ambulanten Patienten müssen zuerst in die Aufnahme des Krankenhauses oder der angeschlossenen Praxis, bevor sie zum Truck gehen. Das 35 Quadratmeter große System ist erst seit einigen Wochen im Betrieb. Die „Pflichtbesetzung“ dieser Versorgungsform besteht aus MTRA und Radiologe, sie arbeiten hier eng zusammen. Dabei sitzt der Radiologe in der Regel in der Klinik am Befundungsarbeitsplatz, während das Assistenzpersonal im Trailer agiert und den Arzt nur hinzuzieht, wenn es nötig ist.
Ausstattung und Logistik
Der Trailer ist aufgeteilt in mehrere Zonen: Der Eingangsbereich besteht aus einer Treppe und einer Rampe, ferner bietet eine Umkleide Platz und Privatsphäre für den Patienten. Der rechts vom Eingang liegende Hardwareraum kann im Notfall für eine weitere Person als Wartebereich genutzt werden. Im Vorraum, dem Arbeitsplatz für MTRA, befinden sich Bildschirme, Rechner und Telefone.
In jedem Haus wird ein eigener Laptop genutzt, er sichert den Anschluss an die Klinik-EDV. Auch die Telefone sind hausspezifisch konfiguriert, deshalb stehen gleich mehrere davon im Schrank. Am Morgen schließt der oder die verantwortliche MTRA alle Geräte an und überprüft ihre Funktion.
„Die Verbindung zur Klinik-IT hat den Vorteil, dass man keine Patientendaten auf ein externes Speichermedium zwischenlagern muss. Dies erspart uns viel Zeit. Falls es Schwierigkeiten mit der MRT-Software gibt, haben wir einen Remote-Zugang, darüber wählt sich der Gerätehersteller Philips direkt ein,“ sagt Küper. Der Trailer wird über eine Leitung mit Starkstrom, LAN und Telefon an die Klinik verbunden. Die korrekte Aufstellung und den Anschluss übernimmt der Fahrer des Trucks, der diesen nach Betriebsschluss der Klinik, also ab 20 Uhr, nachts zum nächsten Standort überführt.
Ein Dieselaggregat mit 220 Litern versorgt das MRT während der Fahrt mit Strom. Dieses dient zugleich als Notstromaggregat, es sichert bei einem Ausfall den Betrieb bis zu 48 Stunden. Der Aufstellungsort des Trucks darf nicht zu nah an vielbefahrenen Straßen liegen, ein Mindestabstand ist nötig: Zu viel nah fließender Verkehr kann das Magnetfeld beeinflussen, was eine schlechtere Bildqualität zur Folge hätte.
MRT-Diagnostik
Hinter dem Bildschirm-Arbeitsplatz befindet sich der Untersuchungsraum mit dem MRT, ein Faradayscher Käfig, abgeschottet vom „Elektrosmog“ der Außenwelt. Das robuste Gerät ist ein 1.5 Tesla-System namens Ingenia – ein auch im stationären Betrieb eingesetztes und bewährtes Modell. Mit einer Öffnung von 70 Zentimetern bietet es hohen Patientenkomfort. Dank der Breitbandtechnologie wird das Signal direkt in der Empfangsspule digitalisiert.
Das verkürzt die Scanzeit und erhöht die Bildqualität. Agito Medical rüstete den Trailer für die spezifischen Anforderungen der mobilen Diagnostik um. Die Klinikgruppe Ernst von Bergmann mietet das „MRT auf vier Rädern“ über einen Zeitraum von acht Jahren, betreibt es an den eigenen Standorten und organisiert die weitere Nutzung für externe Partner wie die Universität Potsdam und das Krankenhaus Waldfriede in Berlin-Zehlendorf.
Dabei gibt es Unterschiede im Einsatz von Know-how und Technik: Zum einen ist das MRT an die stationäre Versorgung angeschlossen (Potsdam und Waldfriede), zum anderen an MVZ und Ambulanzen (Forst, Bad Belzig). An der Universität Potsdam kommt es in Forschung und Lehre für die Sportmedizin zum Einsatz.
Zufriedene Anwender
Der Radiologe Dr. Christian Wrase aus Forst freut sich: „Uns steht jetzt ein sehr gutes MRT zur Verfügung. Das ist ein toller Zugewinn für die ländliche Region. Für unsere ambulanten Patienten entfällt die weite Anreise. In Forst nutzen bereits 15 bis 20 Patienten täglich dieses Angebot. Auch unsere MTRA sind sehr motiviert, die neue Arbeit macht ihnen Spaß.“
In der Universität betreut ein oder eine MTRA den Truck, in Forst und Bad Belzig sind es je zwei. Von den rund 30 Assistenten in Potsdam bedienen bisher auch zwei Kollegen das neue Gerät, doch aufgrund von Dienstplankonfigurationen, Urlaub etc. sind für eine gesicherte Versorgung erfahrungsgemäß sechs Personen nötig. Die MTRA bleiben jeweils an ihrem Standort, sie reisen nicht mit dem Truck mit – im Gegensatz zu den Radiologen. „Allerdings ist das Gerät für alle Beteiligten neu,“ erläutert der leitende MTRA Küper.
„Hier in Potsdam steht ein MRT von einem anderen Hersteller, die Bedienung unterscheidet sich. Ein schönes Feature ist ferner die erleichterte Befundung, beispielsweise bei Schädeluntersuchungen, mit Hilfe von künstlicher Intelligenz: Durch die Orientierung am Ventrikelsystem entsteht eine anatomische Linie, nach der es sich selbstständig ausrichtet, egal wie der Patient liegt. Durch die immer gleiche Schichtenführung entsteht so eine Einheitlichkeit der Planung von Schädeluntersuchungen.“
In Zukunft Telemedizin?
Eine Remote-Bedienung durch die Radiologen ist in Planung, ebenso ein Protokollbaum, übergreifend für alle Standorte. „An dem Gerät ist das gesamte moderne Spektrum der klinischen MRT, einschließlich der sehr anspruchsvollen Protokolle, möglich“, sagt Alexander Huppertz, Facharzt für Radiologie und Medizinischer Geschäftsführer der Poliklinik Ernst von Bergmann GmbH Potsdam. Die meisten MTRA haben sich übrigens freiwillig für die neue Tätigkeit im Truck gemeldet. „Auch immer neue Funktionen wie die künstliche Intelligenz machen uns nicht überflüssig“, betont Küper und freut sich auf die künftigen Herausforderungen.
Von Mirjam Bauer