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Digitale Pathologie wird sich durchsetzen

Das vernetzte digitale Labor ist die Zukunft. © scanrail / iStock / Getty Images Plus

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Deutsche Pathologietage 2018: Digitale Pathologie wird sich durchsetzen

Der Bundesverband Deutscher Pathologen BDP und der Dachverband für Technologen/-Innen und Analytiker/-Innen in der Medizin Deutschland DVTA haben Ende Oktober zu einer gemeinsam getragenen Veranstaltung eingeladen. Eine zentrale Rolle spielte in Berlin auf dem 18. Bundeskongress Pathologie und den 41. Morphologie Histologie Tagen die Digitalisierung – mit ihren Chancen und Hürden.

Die fortschreitende Digitalisierung umfasst alle Bereiche, besonders im Labor. Auch die Pathologie sollte die Chance zur vielfältigen Optimierung nutzen. So erklärte Christiane Maschek, Präsidentin Laboratoriums-/Veterinärmedizin des DVTA, die Technologie könne dabei immer nur den Kopiloten liefern.

Umsetzen sollte man sie mit Bedacht und Reflexion, wobei Aspekte wie Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit vorrangig berücksichtigt werden müssen. Ferner unterstütze eine „schwache künstliche Intelligenz (KI)“ das Personal, anstatt den Menschen zu ersetzen. Selbstlernende, starke KI könnte den Menschen zwar in der Zukunft überflüssig machen, doch davon sind wir gerade in der Medizin noch weit entfernt.

Digitalisierung der Pathologie: Beispiel PreciPoint

Nicolas Weiss, Mitgründer von PreciPoint © Michael ReiterNicolas Weiss, Mitgründer von PreciPoint © Michael Reiter

Die Vorteile der Digitalisierung liegen auf der Hand. Prozesse müssen digitalisiert und die Vernetzung vorangetrieben werden, damit dem Pathologen die Informationen ortsunabhängig, kollaborativ und schnell zur Verfügung stehen, so Nicolas Weiss. Der Mitgründer von PreciPoint bietet mit seinem Startup die Möglichkeit neben einer Volldigitalisierung erste digitale Teilschritte in Pathologielaboren umzusetzen, unter anderem, um die Kosten unter Kontrolle zu behalten.

„Am Anfang steht immer das Bild, dann die Speicherung und Verarbeitung. Über diese Prozesskette hinweg muss jede Schnittstelle reibungslos im Workflow funktionieren. PreciPoint analysiert zuerst die Problemstellen eines Labors, beispielsweise die Schnittdicke oder Färbeprotokolle. Danach werden diese gemeinsam mit dem Labor digital umgesetzt und verbessert. So schaffen wir es, den gesamten Routinebetrieb zu digitalisieren. Das kann je nach Kundenwunsch Schritt für Schritt oder in einem Großprojekt umgesetzt werden. Mit dem Pathologielabor PROdermpath unter der Leitung von Dr. Gebing setzen wir in Vreden die erste Volldigitalisierung in einem Großprojekt um.“

Die Effekte auf das Arbeitsleben der MTLA liegen auf der Hand: Neben einer Erleichterung bei Routinearbeiten entsteht eine zusätzliche Sicherheit für die Assistenten/-Innen, da sie nicht mehr so häufig gefährlichen Stoffen ausgesetzt sind. Ferner kann über größere geografische Distanzen hinweg zusammengearbeitet werden.

Im aktuellen Arbeitsmarkt fallen auch keine Arbeitsplätze weg, sondern es entstehen zusätzlich neue mit höheren Kompetenzanforderungen: Kenntnisse in der IT sind ebenso gefordert wie das Know-How im Umgang mit neuen Geräten und Schnittstellen. MTA können als Ansprechpartner der Labore für die Industrie zur Verfügung stehen, damit auch Abstimmungsprozesse reibungslos funktionieren und alle gemeinsam von den Vorteilen der Digitalisierung profitieren.

Das vernetzte digitale Labor der Zukunft – Beispiel Krebstherapie mit inveox

Dominik Sievert, Mitgründer von inveox © Michael ReiterDominik Sievert, Mitgründer von inveox © Michael Reiter

Optimierungsbedarf in der traditionellen Pathologie sieht Dominik Sievert, Mitgründer von inveox, insbesondere an der Schnittstelle zwischen dem Arzt und dem Labor. „Hier befindet sich ein klassischer Medienbruch. Die MTA müssen oft zeitintensiv nachhaken, um notwendige Informationen zusammenzustellen. Bei häufig vorkommenden Patientennamen ist eine Zuordnung nicht einfach, nicht selten fehlt das Geburtsdatum etc. Der Vorteil in der Digitalisierung liegt neben der ‚Remote‘-Arbeit für den Pathologen darin, dass viele Daten hier erstmalig überhaupt erfasst werden; analog sind und waren diese oft gar nicht vorhanden.“

Elemente der digitalen Pathologie sind laut Sievert neben einem System, das alle Daten erfasst, Spezialsysteme, die beispielsweise die Bilder analysieren und optimieren. Oder auch Lösungen, die die Kommunikation mit anderen Partnern erleichtern, Stichwort Tumorkonferenzen, und die Kollaborationen mit Einsendern oder Biobanken, auch in Richtung Forschung etc., erlauben.

Inveox bietet eine Software für den Austausch zwischen Einsender und Labor an. Das Startup verknüpft unterschiedliche IT-Systeme und automatisiert so viele Prozessschritte, um Arbeitszeit einzusparen und Fehler einzudämmen. „Die Hürden liegen aktuell in fehlenden Standards im Gesundheitswesen. In der klassischen IT gibt es viel mehr davon, die Medizin hat enormen Aufholbedarf“, so Sievert.

Neue Kompetenzen in der Arbeit der MTA?

MTA müssen die Prozessschritte verstehen, um ein Verständnis für die neue IT-Unterstützung zu entwickeln. Künftig wird es einschneidende Veränderungen in der Pathologie geben, aber wenn MTA die Prozesse mitgestalten können und auswählen dürfen, welche Tools sie nutzen, dann können sie gemeinsam mit Unternehmen und Ärzten die Prozesse so gestalten, dass alle den Mehrwert erkennen und nutzen.

„Wichtige Kompetenzen sind Offenheit und Neugier. Ob MTA in ihrem bisherigen Softwaremodul arbeiten oder in einem neuen, bleibt vom Prinzip her ähnlich. Wichtig ist das Ausprobieren, habt keine Angst vor dem Unbekannten, nur so könnt ihr alles schaffen!“, empfiehlt der Mitgründer des Startups Inveox, das seine Software in kurzer Zeit schon bis in die USA verkauft hat.

Fazit

Auch wenn in den Diskussionen noch zahlreiche Punkte offen blieben, so etwa die Anforderungen und die geeignete künftige Herangehensweise für die (revisionssichere) Archivierung, sind sich die Experten doch einig: Das vernetzte digitale Labor ist die Zukunft … und jeder tut gut daran, es baldmöglichst umzusetzen, auch im Rahmen der von Politik und Patienten geforderten digitalen Patientenakten. Der nächste Bundeskongress Pathologie findet vom 18. bis 20. Oktober 2019 in Berlin statt, die nächsten Morphologie-Histologie-Tage sind vom 20. bis 21. September in Wiesloch geplant.

Mirjam Bauer

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