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Raue Zeiten

Sehr trockene Haut lässt sich mit fettreichen Grundlagen behandeln, während bei akut entzündlichen Hautarealen Grundlagen mit einem höheren Wassergehalt zu bevorzugen sind. © Cunaplus_M.Faba / iStock / Getty Images Plus

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Xerosis cutis: Raue Zeiten

Trockene Haut gehört zu den häufigsten Befunden in der dermatologischen und allgemeinmedizinischen Praxis. Etwa jeder dritte berufstätige Erwachsene im Alter zwischen 16 und 70 Jahren leidet darunter.

Unter der Xerosis cutis (trockene Haut, Xerose, Xerodermie) versteht man laut ICD 10: L85.3 einen hydrolipidarmen Hautzustand, der durch eine verminderte Quantität und/oder Qualität von Lipiden und/oder hydrophilen Substanzen gekennzeichnet ist. Trockene Haut stellt zwar eine eigenständige Diagnose dar, wird häufig allerdings nur als Begleitsymptom anderer Erkrankungen mitbehandelt, wie das Positionspapier unter der Schriftführung von Dr. Matthias Augustin vom Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf darlegt. Xerosis cutis geht mit schuppender, rauer, glanzloser Haut, Spannungsgefühlen und Juckreiz einher.

In den ersten Lebensjahrzehnten sind die Symptome noch nicht stark ausgeprägt und die trockenen Stellen äußern sich vorwiegend durch rieselnde Schuppen, in der zweiten Lebenshälfte entstehen aufgrund der zunehmenden Austrocknung oft Spannungsgefühle. In der Regel verschlimmert sich in den kalten Wintermonaten die Exsikkation und wird von Pruritus begleitet, die Lebensqualität Betroffener leidet mitunter stark. Darüber hinaus ist bei einer Xerodermie die Barrierefunktion der Haut beeinträchtigt, sodass Allergene und andere Noxen leichter eindringen können. Ältere pflegebedürftige Patienten mit trockener Haut neigen zusätzlich zu Dekubitusulcera.

Die Diagnose erfolgt in der Regel rein klinisch, hingegen ist für die Abklärung der Ursachen ein größerer Aufwand notwendig. Die Xerosis cutis kann exogen hervorgerufen werden (etwa durch Medikamente, Umwelteinflüsse wie Kälte, Sonnenexposition oder Heizungsluft) oder endogen bedingt sein. Zu den endogenen Auslösern gehören beispielsweise entzündliche, endokrine oder infektiöse Erkrankungen, hormonelle Veränderungen, Dermatosen, Mangelernährung, Flüssigkeitsdefizite oder psychiatrische Ursachen wie Essstörungen oder Suchterkrankungen.

Dick auftragen

Trockene Haut bedarf einer besonderen Pflege: Therapeutika gegen Xerodermie wirken rückfettend, verbessern die Hydratation und stärken zugleich die Hautbarriere, am besten wählt man eine Kombination aus hydrophilen und lipophilen Inhaltsstoffen. Grundsätzlich sollten sich Betroffene nach dem Duschen oder Baden unbedingt eincremen und idealerweise milde, pH-neutrale und nicht parfümierte Reinigungsmittel verwenden.

Sehr trockene Haut lässt sich mit fettreichen Grundlagen behandeln, während bei akut entzündlichen Hautarealen Grundlagen mit einem höheren Wassergehalt zu bevorzugen sind. Diese können in Kombination mit juckreizlindernden Wirkstoffen wie Polidocanol oder hautberuhigenden und regenerationsfördernden Substanzen wie Dexpanthenol appliziert werden. Ein sehr guter Wasserbinder ist Harnstoff (Urea pura), der den Feuchtigkeitsgehalt in der obersten Hautschicht steigert und aufgrund seiner feuchtigkeitsregulierenden und in höherer Konzentration keratolytischen Eigenschaften zu den am häufigsten verwendeten Wirkstoffen in der Dermatologie zählt.

Rückfettende Effekte lassen sich mit hautphysiologischen Lipiden wie Ceramiden oder Omega-6-Fettsäure-haltigen Ölen (zum Beispiel Jojobaöl, Nachtkerzenöl etc.) erzielen, Mineralöle wie Vaseline oder Paraffinum liquidum stabilisieren die Hautbarriere, sollten aber nicht alleine als Lipidphase eingesetzt werden.

Martina Görz


Literatur: 

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