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Viele Apps für natürliche Familienplanung nicht zuverlässig

Für Android und iOS gibt es verschiedene Apps, welche den Zyklus für die Verhütung oder den Kinderwunsch auswerten. © nito100 / iStock / Thinkstock

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Stiftung Warentest: Viele Apps für natürliche Familienplanung nicht zuverlässig

Für Paare, die nicht hormonell oder mit Kondomen verhüten möchten, besteht die Möglichkeit, über Zyklus-Apps die fruchtbaren Tage der Frau zu bestimmen. Stiftung Warentest hat die verschiedenen Apps ins Visier genommen – die meisten schnitten allerdings mangelhaft ab.

Schwanger werden ist nur an fünf bis sechs Tagen im Zyklus möglich, denn die Eizelle wird kurz nach dem Eisprung, genau genommen zwölf bis 18 Stunden danach, befruchtet. Aus diesem Wissen ergibt sich die Methode der natürlichen Familienplanung (NFP): Frauen mit Kinderwunsch bestimmen ihre fruchtbaren Tage und planen den Geschlechtsverkehr zeitlich so, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöht.

Die Methode dient allerdings auch der Schwangerschaftsverhütung. Frauen im gebärfähigen Alter, die die Anwendung von chemischen oder hormonellen Methoden scheuen, verzichten an den fertilen Tagen auf Geschlechtsverkehr. Mit der NFP kann eine ebenso hohe Verhütungssicherheit erreicht werden wie mit hormonellen Kontrazeptiva, wenn sich die Paare an die entsprechenden Regeln halten.

Natürlich verhüten: Basaltemperatur messen, Zervixschleim beobachten

Fruchtbarkeitskurve © Blair_witch / iStock  / ThinkstockIm Rahmen der NFP beobachten Frauen ihre fruchtbare Phase sowie den ungefähren Ovulationszeitpunkt. © Blair_witch / iStock / Thinkstock

Im Rahmen der NFP beobachten Frauen ihre fruchtbare Phase sowie den ungefähren Ovulationszeitpunkt in ihrem aktuellen Zyklus, der mit jeder Monatsblutung neu beginnt. Die fertilen Tage werden anhand von verschiedenen Parametern ermittelt, die wichtigsten Symptome sind die Körpertemperatur, der Gebärmutterhals / Muttermund sowie der Zervixschleim.

Jeden Morgen wird die Körpertemperatur, auch als Basaltemperatur bezeichnet, gemessen, die kurz vor und nach dem Eisprung ansteigt. Allerdings reicht es für eine sichere Verhütung nicht aus, lediglich die Temperaturschwankungen während des Zyklus zu beobachten. Das Risiko einer ungewollten Schwangerschaft reduziert sich deutlich, wenn zusätzlich zu der Basaltemperatur auch die Beschaffenheit des Zervixschleims untersucht wird.

In der zeitlichen Nähe des Eisprungs ist er dünnflüssig und klar, später von viskoser Konsistenz, sodass er den Spermien den Weg zur Gebärmutter versperrt. Mit diesen beiden Parametern arbeitet die sogenannte sympto-thermale Methode: Die derzeit sicherste Variante ist Sensiplan® mit einem am besten evaluierten Regelwerk.

Sie wurde von der Malteser Arbeitsgruppe NFP in Kooperation mit dem Forschungsprojekt NFP der Universitäten Düsseldorf und Heidelberg entwickelt. Mithilfe von entsprechender Literatur (zum Beispiel „Natürliche Familienplanung – Arbeitsheft") oder durch die Unterstützung von NFP-Beratern, die bundesweit Schulungen anbieten, lässt sich das sympto-thermale Verfahren erlernen.

Nur drei Apps sind gut

Für Android und iOS gibt es verschiedene Apps, welche den Zyklus für die Verhütung oder den Kinderwunsch auswerten. Die Stiftung Warentest untersuchte 23 meist kostenlose Versionen und kam zu dem ernüchternden Ergebnis, dass nur zwei Android-Apps und eine iOS-App zuverlässig sind.

Hierzu gehören Lady Cycle (nur für Android-Geräte) sowie die beiden MyNFP-Apps (für das Betriebssystem iOS und Android), die den Zyklus mit Hilfe der sympto-thermalen Methode auswerten. Sie unterstützen die Anwenderinnen, indem sie die Daten aufzeichnen und einen Überblick über den Zyklus schaffen.

Fertilitätsmedizinerin Dr. Cordula Schippert, Leiterin der Kinderwunschabteilung der Medizinischen Hochschule Hannover, erklärte den Nutzen der Apps gegenüber Stiftung Warentest: „Mit einigen können Frauen zumindest fruchtbare Tage ermitteln. Sie können auch feststellen, ob Zyklusstörungen vorliegen, und frühzeitig mit ihrem Arzt reden. Die meisten Ursachen eines unerfüllten Kinderwunsches erkennen sie allerdings nicht."

Laut Angaben von Stiftung Warentest berechnet der Testsieger MyNFP für die Nutzung 9,99 Euro (für drei Monate) oder 29,99 Euro (für ein Jahr).

Martina Görz


Quellen:

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