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Von der MTRA zur Praxismanagerin

Yvonne Stammer im Interview: „Eine Akademisierung hilft nicht, das Berufsbild der MTRA zu verändern.“ © GetUpStudio / iStock / Thinkstock

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Interview: Von der MTRA zur Praxismanagerin

Der Beruf einer MTA ist vielseitig. Neben dem Einsatz in Krankenhaus oder Praxis – häufig in Radiologie, Labor, Veterinärmedizin oder Funktionsabteilungen – gibt es auch die Möglichkeit eines Studiums mit spannenden Berufsoptionen. MTA – Das Portal sprach mit Yvonne Stammer über ihren beruflichen Werdegang.

© privatPraxismanagerin Yvonne Stammer © privat

Frau Stammer, welchen Schulabschluss besitzen Sie und warum haben Sie sich für den Beruf MTA entschieden?

Yvonne Stammer: Schon während meiner Schulzeit habe ich mich sehr für Medizin und Technik interessiert; die Ausbildung zur MTRA bot mir diese Kombination. Schon damals hieß es, die Berufschancen auf dem Arbeitsmarkt seien sehr gut. Ich wollte nicht lange studieren, sondern schnell „auf eigenen Beinen" stehen. Die Schule beendete ich mit dem Abitur.

Hat die Ausbildung Ihren Vorstellungen entsprochen?

Stammer: Die Ausbildung hat meine Erwartungen sogar übertroffen! Ich wusste zu Beginn in etwa, welche Schwerpunkte es geben würde. Allerdings hatte ich nicht erwartet, so tiefe Einblicke in die Physik zu erlangen – beispielsweise zu Wechselwirkungen zwischen Strahlung und Materie. Die Ausbildung hat deutlich mehr vermittelt, als das eigentliche Berufs-Ausbildungsziel vermuten lässt. 

Wo haben Sie bisher gearbeitet?

Stammer: Ich habe direkt nach der Ausbildung mit der Arbeit in einer großen radiologischen Praxis begonnen. Diese betreibt zusätzlich zum ambulanten Geschäft auch Abteilungen in zwei Krankenhäusern, sodass ich beide Sektoren und viele Geräte kennengelernt habe.

Welche Herausforderungen ergaben sich während dieser Zeit?

Stammer: Da ich für eine Praxis am Krankenhaus gearbeitet habe, bestand die größte Herausforderung in der Umgestaltung meines Privatlebens. Bereitschaftsdienste an Wochenenden und Feiertagen erfordern große private Verzichte: Man arbeitet an Tagen, an denen andere aus dem Freundeskreis oder der Familie frei haben, ist aber zu Hause, wenn sie arbeiten.

Es gibt mehr Freiräume, falls die Dienste in Freizeit ausgeglichen werden – man muss diese nur richtig nutzen. Die Umgewöhnung an eine Fünf-Tage-Woche nach dem Ausstieg aus dem Patientenbetrieb war für mich wieder mindestens genauso anstrengend wie der Einstieg in den Bereitschaftsdienst. Fachlich ist es eine Herausforderung, technisch „auf der Höhe" zu bleiben, da der Fortschritt in der Radiologie ein enormes Tempo vorlegt. 

Was waren Ihre Gründe, ein Studium anzuschließen?

Stammer: Ich hatte als MTRA alles erreicht: Ich war leitende Kraft, hatte diverse Fortbildungen besucht und sogar als Dozentin gearbeitet – mehr ging nicht. Gleichzeitig war mir klar geworden, dass ich nicht für immer im Patientenbetrieb bleiben wollte. Ein weiterer Karriereschritt war nur durch ein Studium möglich. 

Was haben Sie studiert?

Stammer: Da ich die Kenntnisse aus meiner Tätigkeit als MTRA weiter nutzen wollte, suchte ich nach einem Studium, in dem ich nicht komplett von vorne anfangen musste – und fand den Studiengang „Gesundheitstechnologie Management (B. A.) “ an der Apollon Hochschule in Bremen. Dieses Studium bildet eine Schnittstelle zwischen Medizintechnik und Ökonomie; ich habe es mit dem Bachelor of Arts abgeschlossen. 

Wo arbeiten Sie jetzt?

Stammer: Bereits während des Studiums bin ich in derselben Praxis ins Projektmanagement gewechselt und habe dort ein PACS, eine zentrale Warenwirtschaft und ein elektronisches Dokumentenmanagementsystem (DMS) implementiert. Mittlerweile verantworte ich in der Praxis das Management.

Zu meinen Aufgaben gehören neben der standortübergreifenden Prozessoptimierung, der Personalakquise und -entwicklung auch das Vertragsmanagement sowie das Controlling. Meine vorherige Tätigkeit als MTRA hilft mir, die Abläufe besser einzuschätzen. Ich kann daher Fragen sowohl fachlich als auch ökonomisch bewerten. 

Entsprechen Verantwortung und Bezüge dieser neuen Aufgabe und Qualifizierung?

Stammer: Es ist ein völlig neues Aufgabengebiet mit sehr viel Verantwortung. Die Bezüge hätte ich als MTRA nicht erreicht; sie entsprechen einem akademischen Tätigkeitsfeld. 

Welche Vorteile oder Nachteile sehen Sie in der Akademisierung des Berufsbildes der MTA?

Stammer: Ich denke nicht, dass eine Akademisierung hilft, das Berufsbild der MTRA zu verändern. Es gibt bereits heute schon viele MTRA, die über ein enormes Wissen verfügen – einer akademischen Ausbildung ebenbürtig. Leider wird dieser Zustand in der Praxis wenig gewürdigt und erst recht nicht vergütet. In zahlreichen radiologischen Abteilungen werden Medizinische Fachangestellte mit Röntgenschein eingesetzt.

Diese Konkurrenzsituation schränkt die Gehälter für MTRA erheblich ein. Eine MTRA mit Bachelor ist daher keine Lösung, da dies nichts am Berufsbild ändert. Vielmehr sollte die Reputation des MTA-Berufs verbessert und publiziert werden, um für entsprechenden Nachwuchs zu sorgen. Kaum jemand kennt diesen Beruf; von den Patienten und Angehörigen wird man vielfach für eine Schwester gehalten. Dabei bieten sich für MTA spannende, abwechslungsreiche Tätigkeitsfelder und ein krisensicherer Job. 

Das Gespräch für MTA – Das Portal führte Mirjam Bauer.

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