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Was bietet der neue Beruf „Physician Assistant

PA ist ein zukunftsorientierter und vielseitiger Beruf im Gesundheitswesen. © megaflopp / iStock / Thinkstock

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Karriere-Interview: Was bietet der neue Beruf „Physician Assistant“?

Ein spannendes Berufsbild im deutschen Gesundheitswesen ist die „Arztassistenz" oder „Physician Assistant". Die Assistenten und Assistentinnen führen delegierbare ärztliche Aufgaben aus. Über die neue akademische Ausbildung mit Bachelor of Science-Abschluss berichtet die Medizinerin Dr. Claudia Heilmann, Studiengangsleiterin „PA" an der Staatlichen Studienakademie Plauen.

© privatStudiengangsleiterin Dr. Claudia Heilmann. © privat

MTA – Das Portal: Was sind Physician Assistants und welche Aufgaben haben sie?

Dr. Claudia Heilmann: Physician Assistants (PA) entlasten Ärzte sowie Pflegepersonal von qualitätsfremden Aufgaben. So übernehmen sie nicht approbationsgebundene ärztliche Leistungen und medizinspezifische betriebswirtschaftliche Aufgaben. Sie entlasten Ärzte sowie Pflegepersonal von qualitätsfremden Aufgaben und helfen so, Personalengpässe zu meistern.

MTA – Das Portal: Welche Einsatzgebiete decken ausgebildete PA ab?

Dr. Heilmann: Einsatzfelder für die Assistenten bieten sich in Klinken, Medizinischen Versorgungszentren (MVZs) und Praxisverbünden, ferner bei Kostenträgern oder im Öffentlichen Gesundheitswesen. Die PA führen überwiegend Aufgaben aus, die traditionell von Ärzten übernommen wurden. Im OP können sie als OP-Assistenz oder auch organisatorisch tätig werden. Auf den Stationen, in der Ambulanz und in anderen Funktionseinheiten wirken sie beispielsweise bei der Erstellung sowie Erläuterung von Diagnostik und Behandlungsplänen mit. Daneben sind sie regelmäßig in die Behandlungsorganisation und Dokumentation eingebunden. Allgemeines und ärztliches Prozessmanagement sowie delegierbare patientenbezogene Tätigkeiten gehören ebenso zu ihren Aufgaben wie Mitwirkung bei Notfallbehandlungen, Eingriffen oder komplexen Untersuchungen.

MTA – Das Portal: Wo wird dieser Studiengang angeboten?

Dr. Heilmann: Es gibt weltweit über 200 akkreditierte PA-Programme und circa 108 000 praktizierende PA. In Deutschland sind rund 300 ausgebildete Arztassistentinnen und Assistenten tätig, weitere 260 sind momentan immatrikuliert. Neben unserer Hochschule, der Staatlichen Studienakademie Plauen, bieten zurzeit vier weitere Hochschulen in Deutschland diesen Studiengang an: die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW), die Steinbeis Hochschule in Berlin und Hamburg, die Carl Remigius Hochschule in Frankfurt und München und die Praxishochschule in Köln und Rheine.

MTA – Das Portal: Welche Voraussetzungen müssen Interessierte mitbringen?

Dr. Heilmann: Zugangsvoraussetzungen sind eine abgeschlossene dreijährige Ausbildung in einem Gesundheitsfachberuf und in der Regel Berufserfahrung in diesem Fachbereich. Ferner ist die allgemeine Hochschulreife – also Abitur -, die Fachhochschulreife, die fachgebundene Hochschulreife, eine Meisterprüfung oder eine Zugangsprüfung der Staatlichen Studienakademie Plauen erforderlich.

MTA – Das Portal: Wie lange dauert die Ausbildung, gibt es Schwerpunkte?

Dr. Heilmann: Das Studium dauert drei Jahre, also sechs Semester. Wir legen Wert auf eine breit aufgestellte Ausbildung. Später können sich die PA immer noch entscheiden, ob und wie sie sich spezialisieren. Das Studium vermittelt vertiefte medizinische Kenntnisse, beispielsweise in der Beurteilung und Behandlung von Notfällen, und medizinspezifische betriebswirtschaftliche Kompetenz in Theorie und Praxis.

MTA – Das Portal: Mit wem arbeitet die Studienakademie Plauen zusammen?

Dr. Heilmann: Unsere aktuellen Praxispartner sind rund zwanzig Krankenhäuser und ein Ärztenetzwerk, prospektiv ist jede medizinische Einrichtung geeignet. Dabei ist es egal, ob es sich um Medizinische Versorgungszentren, Reha-Einrichtungen oder den Öffentlichen Gesundheitsdienst handelt. Die Begleitung des Studiengangs erfolgt durch die Sächsische Landesärztekammer.

MTA – Das Portal: Was wird in den praktischen Phasen des Studiums erlernt, wie lange dauern diese?

Dr. Heilmann: Im dualen Studium besteht jedes Semester aus zwölf Wochen theoretischem Unterricht und anschließendem Praxiseinsatz über zehn bis vierzehn Wochen bei einem Praxispartner. Dabei arbeiten die Studierenden im ersten Semester auf einer allgemeinen Station im Krankenhaus, im zweiten in der „normalen" Patientenaufnahme, im dritten in der Notfallaufnahme, im vierten in den Bereichen Endoskopie und Funktionsdiagnostik und im fünften Semester im OP. Für die Praxiseinsätze gibt es ein Logbuch. Im letzten Semester erstellen die angehenden Arztassistentinnen und Arztassistenten die Bachelorarbeit.

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MTA – Das Portal: Welche Rückmeldung zum Einsatz der PA gibt es aus den Krankenhäusern?

Dr. Heilmann: Die Akzeptanz des Berufsbildes bei – und die Zusammenarbeit – mit Ärzten, Pflege- und OP-Personal sowie sonstigen Gesundheitsfachberufen ist durchweg gut. Bedeutsam ist eine vertrauensvolle Teamarbeit. Zudem schätzen die Patienten die Physician Assistants, denn sie leisten einen wesentlichen Beitrag zum „Erfolgsfaktor menschliche Wärme". Letztlich kann die Schnittstelle zwischen medizinischem Personal und Patienten nicht durch Informationstechnologie (IT) ersetzt werden. So verknüpfen die PA interne und externe Kommunikation in verschiedenen Krankenhausprozessen und sichern die Kontinuität auf Stationen sowie in Bereichen mit Patientenkontakt.

MTA – Das Portal: Wie hoch sind die Kosten des Studiums?

Dr. Heilmann: In Plauen erheben wir keine Studiengebühren, und die Stadt stellt günstige möblierte WG-Zimmer für die Zeit der Theoriephasen zur Verfügung.

MTA – Das Portal: Wie ist die Honorierung während des Studiums und nach erfolgreichem Abschluss?

Dr. Heilmann: Während des Studiums in Plauen erhalten alle Studierenden eine durchgehende Vergütung von ihrem Praxispartner, die individuell vereinbart wird. Dabei handelt es sich um mindestens 440 Euro. Bisher gibt es keine tarifliche Verankerung. Der Bachelor-Abschluss ist dann in den meisten Tarifverträgen vorgesehen, und entspricht beispielsweise im TVöD E 9 bis E 12. Nach einer aktuellen Umfrage der DHBW beträgt das jährliche Bruttogehalt nach Studienabschluss zwischen 30 000 und 48 000 Euro – durchschnittlich sind dies 41 000 Euro.

MTA – Das Portal: Welche Vorteile ergeben sich durch dieses Studium?

Dr. Heilmann: Die Arbeitsverdichtung im Gesundheitswesen führt zu einer Übertragung nicht originär ärztlicher Aufgaben auf Ärzte – und qualifikationsfremder Aufgaben auf die Pflege. Die akademische Weiterbildung in einem Gesundheitsberuf bietet neue Karrierechancen und bindet motivierte Mitarbeiter. PA sollen Ärzte nicht ersetzen, aber entlasten. Dies resultiert beim ärztlichen Personal in höherer Arbeitszufriedenheit und hat einen Wettbewerbsvorteil für das betreffende Krankenhaus zur Folge. Die Assistenzärzte verlassen das Haus, doch PA bleiben. Die Pflege muss keine qualifikationsfremden Aufgaben mehr übernehmen, sondern kann sich auf ihre eigentlichen Aufgaben konzentrieren. Durch die Mehrfachkompetenz der PA ergibt sich weniger Reibungsverlust an den Schnittstellen. Eine Integration der Arztassistentinnen und -assistenten in ambulante Strukturen halte ich ebenfalls für sinnvoll.

MTA – Das Portal: Ist das Studium für medizinisch-technische Assistenten sinnvoll?

Dr. Heilmann: Es gibt bereits Interessentinnen und Interessenten aus dem Bereich. Das Studium bietet eine hervorragende Möglichkeit für MTA, sich akademisch im eigenen Berufsfeld weiterzuentwickeln und dabei im Patientenkontakt zu bleiben. Sie sind beispielsweise auch prädestiniert für Aufgaben der Laborleitung. PA finden schnell eine Stelle und arbeiten bislang ganz überwiegend in Krankenhäusern.

MTA – Das Portal: Warum würden Sie jungen Menschen diesen Beruf empfehlen?

Dr. Heilmann: PA ist ein zukunftsorientierter und vielseitiger Beruf im Gesundheitswesen mit interdisziplinärer Kompetenz an der Schnittstelle zwischen ärztlichem Dienst, Pflege und Management. Und: Das Studium bietet den Einstieg in eine neue Karriere für Angehörige von Gesundheitsfachberufen.

Das Gespräch für MTA – Das Portal führte Mirjam Bauer.


Weitere Infos zum Beruf auf den Seiten der Staatlichen Studienakademie Plauen

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