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App soll betroffene Frauen miteinander vernetzen

Die App „Not Alone“ soll Frauen mit Fehlgeburten miteinander in Kontakt bringen. © pecaphoto77 / iStock / Getty Images Plus

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Nach Fehlgeburt: App soll betroffene Frauen miteinander vernetzen

Jede fünfte Schwangerschaft in Deutschland endet mit einer Fehlgeburt. Betroffene leiden meist noch lange unter dem Verlust. In die Trauer mischt sich oft Einsamkeit. Die App „Not Alone“ will den Frauen dabei helfen, sich mit anderen Betroffenen zu vernetzen, sich gegenseitig auszutauschen und zu ermutigen. Konzipiert wurde die Anwendung von dem Osnabrücker Hochschulstudenten Tim Moesgen während eines Praktikums an der Drexel University in Philadelphia.

„Es war immer mein Traum, nicht bloß schöne Dinge zu designen, sondern mit meiner Arbeit auch Menschen zu helfen, die es in der Gesellschaft nicht so leicht haben“, sagt Moesgen, der an der Hochschule Osnabrück im Bachelorstudiengang „Media and Interaction Design“ studiert. Das Praktikum in den USA sei ein Glücksgriff gewesen.

„Im Forschungslabor für ‚Empathic Design and Technology‘ beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem genau mit der Frage, wie sich die Probleme von sozial benachteiligten Gruppen mithilfe geeigneter Technologien lösen lassen“, erzählt Moesgen. Dieser Ansatz habe ihm gefallen. 

Die Ursprungsidee für die App kam von Nazanin Andalibi, Doktorandin an der US-Hochschule, die in ihrer Dissertation der Frage nachgeht, welche Art von Technologie für Frauen mit Fehlgeburten bei der Aufarbeitung hilfreich sein könnte. „Eine Umfrage zu Beginn hat gezeigt, dass gerade der Wunsch nach Austausch und Vernetzung mit anderen Betroffenen groß ist“, so Moesgen.

Ein weiter Weg

Da das eigene soziale Umfeld mit dem Thema in der Regel überfordert sei, gebe es für die Frauen im Alltag kaum Gelegenheiten, um über den Verlust zu reden. „Und so war die Idee eines eigenen sozialen Netzwerks in Form einer App geboren.“ Mit der Doktorandin hat Moesgen die Plattform geplant. Für die konkrete Umsetzung war er schließlich allein zuständig.

„Uns war zwar klar, was die App können sollte. Nämlich Vernetzung und Austausch bieten, sowohl durch persönliche Nachrichten als auch über öffentliche Beiträge.“ Doch von der Theorie bis zum Prototypen war es noch ein weiter Weg.

Insgesamt fünf Monate war der Student der Hochschule Osnabrück damit beschäftigt, die App nicht nur funktional, sondern auch nutzerfreundlich zu gestalten: angefangen beim logischen Grundaufbau der Inhalte über die optische Gestaltung bis hin zum Austesten verschiedener Nutzungsszenarien. Über die eigentliche App hinaus bietet „Not Alone“ sogar die Möglichkeit, sich bei Facebook, Twitter und Co. mit anderen betroffenen Frauen zu vernetzen.

Wissenschaftliche Pionierarbeit

Begeistert von der App-Idee und der grundlegenden Forschungsarbeit wurden Moesgen und seine amerikanische Kollegin im April zur bedeutendsten wissenschaftlichen Konferenz für Mensch-Maschine-Interaktionen, der „CHI Conference“ (kurz für: Computer-Human Interaction), nach Montreal in Kanada eingeladen.

Für den Osnabrücker ein einmaliges Erlebnis: „Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal bei so einem renommierten Event ein eigenes Projekt vorstellen zu dürfen.“ Wie es nun mit der App weitergeht, sei noch nicht ganz klar. „Es kann durchaus sein, dass ‚Not Alone‘ in der jetzigen Form gar nicht an den Start gehen wird. Dazu müssten erst noch weitere Tests durchgeführt werden.“

In erster Linie haben er und seine Kollegin wissenschaftliche Pionierarbeit leisten wollen. „Mit dem veröffentlichten Paper stellen wir ja allen Interessierten unser Wissen zu dem Thema samt dem ausgearbeiteten Designangebot zur Verfügung. Ich würde mich freuen, wenn andere an die Idee anknüpfen würden.“

Quelle: Hochschule Osnabrück

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