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Auf die Operationstechnik kommt es an

Mit der richtigen Technik lassen sich Komplikationen durch Stents verhindern. © mironos / iStock / Thinkstock

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Thrombosebehandlung: Auf die Operationstechnik kommt es an

Bei verengten Herzkranzgefäßen setzen Kardiologen in vielen Fällen Stents ein. Die neuste Generation dieser Stents ist bioresorbier, kann also vom menschlichen Körper abgebaut werden. Einziger Nachteil: Durch den bioresorbieren Stent erhöht sich nachweislich das Thromboserisiko im Vergleich zu metallischen Stents. Doch mit der richtigen Technik lassen sich diese Komplikationen bei bioresorbierbaren Stents verringern.

Das Forscherteam um Prof. Dr. Tommaso Gori und Prof. Dr. Thomas Münzel von der Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) und vom Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) konnten diese Tatsache anhand einer klinischen Studie mit 1300 Patienten belegen. Bei der modifizierten OP-Technik wird der bioresorbierbare Stent auf ein bestimmtes Mindestmaß geweitet.

Verengt sich ein Herzkranzgefäß so sehr, dass der Herzmuskel nicht mehr richtig durchblutet wird, weiten Kardiologen das Gefäß mit einem kleinen Ballon. Zusätzlich bringen sie in das Gefäß ein winziges Stützgerüst ein, eine Art inneres Korsett, welches dafür sorgt, dass das Gefäß sich nicht wieder verengt.

Bislang waren diese Stützgerüste, genannt Stents, aus Metall und verblieben ein Leben lang im Körper. Seit rund vier Jahren gibt es nun Stents aus bioresorbierbarem Material, meist Milchsäure, die sich nach sechs bis achtzehn Monaten auflösen. Das Gefäß hat sich dann stabilisiert und kann wieder elastisch auf unterschiedliche Leistungsanforderungen reagieren. Gefäße mit metallischen Stents bleiben hingegen dauerhaft steif.

Veränderte Implantationstechnik

Auf Grund dieser Vorteile setzen Kardiologen zunehmend bioresorbierbare Stents ein. Allerdings beobachteten die Mediziner dabei im Vergleich zu den herkömmlichen Stents ein erhöhtes Risiko, dass sich eine Thrombose bildet, also ein Pfropf, der das Gefäß verschließt. „Diese Stentthrombosen sind sehr gefährlich, deshalb wollten wir hier etwas tun", sagt Professor Gori.

In ihrer Studie haben die Mainzer Kardiologen herausgefunden, dass sich die vermehrten Thrombosen mit einer veränderten Implantationstechnik vermeiden lassen. „Wir konnten zeigen, dass die Thrombosehäufigkeit dann dramatisch steigt, wenn der Stent beim Einsetzen weniger als 2,4 Millimeter aufgeweitet wird", so Professor Gori. „Mit der ‚richtigen‘ Implantationstechnik, also wenn der Stent auf mindestens 2,4 Millimeter aufgeweitet wird, sinkt das Risiko wieder um 73 Prozent." 

Größere Durchmesser hatten hingegen fast keinen Einfluss auf die Thrombosehäufigkeit. „Somit sollte eine Größe von 2,4 Millimeter auf keinen Fall unterschritten werden", unterstreicht Professor Münzel.

„Wenn dies bei der Implantation von bioresorbierbaren Stents berücksichtigt wird, unterscheidet sich die Zahl der Thrombosen zwischen herkömmlichen Metallstents und bioresorbierbaren Stents nicht." So sei der letzte verbliebene Nachteil bei abbaubaren Stents mit der richtigen OP-Technik in den Griff zu bekommen, betonen beide Forscher einstimmig.

Blutplättchen können verklumpen

Die Forscher haben auch den Grund für das erhöhte Thromboserisiko herausgefunden: Die Gitterstreben der abbaubaren Stents sind dicker als Streben von Metallstents. Wird der resorbierbare Stent nicht genug aufgeweitet, also weniger als 2,4 Millimeter, liegen die Streben so dicht nebeneinander, dass kaum noch etwas von der Gefäßwand freiliegt.

Das führt dazu, dass Blutplättchen an dieser Stelle durch den vermehrten Kontakt mit dem Fremdkörper aktiviert werden und zu verklumpen beginnen – eine Thrombose droht. Die Studie wurde in Kooperation mit dem Agaplesion Bethanien Krankenhaus in Frankfurt, dem Luzerner Kantonsspital und der Universität Fribourg in der Schweiz durchgeführt.

Tommaso Gori hat seit September 2016 eine W3- Professur des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) an der Universitätsmedizin Mainz dem Titel „Myocardial and Vascular Interactions".

Quelle: Universitätsmedizin Mainz

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