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Biomarker leicht identifizieren

Mit ihrem Verfahren können die Forscher verschiedene Subtypen einer Krebsart unterscheiden. © vitanovski / iStock / Thinkstock

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Krebsforschung: Biomarker leicht identifizieren

Forscher der Ruhr-Universität Bochum haben ein Verfahren etabliert, mit dem sie Protein-Biomarker zur Diagnose verschiedener Krebsarten identifizieren können. Mit einer speziellen Form der Infrarot (IR)-Spektroskopie detektieren sie Tumorgewebe in einer Biopsie oder Gewebeprobe automatisch und markerfrei: Anders als bei der derzeit herkömmlichen Pathologie braucht es dabei weder Färbungen noch Antikörper. So kann das Gewebe anschließend besser detaillierten Proteinanalysen unterzogen werden.

Mit der vorliegenden Arbeit setzen die Bochumer Wissenschaftler um Prof. Dr. Klaus Gerwert und Dr. Frederik Großerüschkamp vom Forschungskonsortium „Protein Research Unit Ruhr within Europe“ (PURE)  ihre Vision für PURE vollständig in die Tat um. „Erstmals ist der zu Beginn geplante Workflow komplett abgebildet“, erklärt Prof. Dr. Klaus Gerwert, Sprecher von PURE. Dabei wird die frisch entnommene Gewebeprobe sofort gekühlt, zum Studienzentrum gebracht und dokumentiert.

Es erfolgt die klassische Diagnostik, die standardmäßig jeder Patient erhält, sowie parallel eine Analyse mit dem Bochumer Verfahren. Für die Studie arbeiteten die Wissenschaftler mit Gewebeproben sogenannter diffuser maligner Mesotheliome. Dabei verglichen sie zwei Subtypen des Mesothelioms – sarkomatoide und epitheloide Formen. Die Krebsart streut häufig in die Lunge und ist in der Regel tödlich.

Bochumer Verfahren zur Diagnose

Forscherteam © RUB / MarquardFrederik Großerüschkamp (links) und Klaus Gerwert haben eine Vision umgesetzt, die sie mit ihrem Proteinforschungskonsortium vor Jahren erdachten. © RUB / Marquard

Die Wissenschaftler bilden die Verteilung eines Tumors mit einem IR-Mikroskop mit hoher räumlicher Auflösung ab. Klaus Gerwert und Dr. Frederik Großerüschkamp entwickelten dieses Imaging-Verfahren im Rahmen von PURE. Sie können damit verschiedene Subtypen einer Krebsart unterscheiden – eine wichtige Information für Prognose und Therapie. Dafür braucht es weder eine Färbung noch Antikörper, die für die herkömmliche Pathologie notwendig sind.

Da das Gewebe unbeschadet bleibt, kann dieselbe Probe weiter auf molekularer Ebene untersucht werden. Nachdem der Tumor in der Gewebeprobe lokalisiert ist, schneiden die Forscher ihn mit einer speziellen Lasertechnik exakt aus. Am Medizinischen Proteom-Center der Ruhr-Universität, ebenfalls Teil des PURE-Konsortiums, analysierten Experten um Prof. Dr. Barbara Sitek und Prof. Dr. Katrin Marcus mithilfe der Massenspektrometrie die Proteinzusammensetzung des ausgeschnittenen Gewebes.

Personalisierte Diagnose

So können die Wissenschaftler ermitteln, welche der über 2000 identifizierten Proteine im sarkomatoiden Mesotheliom im Vergleich zum epitheloiden Mesotheliom auffällig vermehrt oder vermindert vorliegen. „Wir können damit individuell für einen Patienten herausfinden, welche Signalwege in den Krebszellen verändert sind“, erklärt Klaus Gerwert, „und das ist eine wichtige Information für eine präzise Therapie.“

Die so identifizierten Proteine könnten künftig als Biomarker dienen, um die Krebsart bei weiteren Betroffenen zu detektieren. Die auf diesem Weg ermittelten Proteine glichen die Forscher mit denjenigen Biomarkern ab, die derzeit in der klassischen Pathologie genutzt werden. Das Ergebnis: Die Bochumer Methode identifizierte auch die fünf Biomarker, die bereits für die Diagnostik der Mesotheliom-Subtypen eingesetzt werden.

„Auf diese Weise haben wir unsere Methode validiert“, erklärt Gerwert. Die PURE-Forscher fanden auch zusätzliche Biomarker. Gerwert: „Diese müssen allerdings mit einer größeren Probandengruppe im nächsten Schritt bestätigt werden.“ „Der entwickelte markerfreie Ansatz ist derzeit einzigartig und eröffnet die Möglichkeit, zukünftig gezielter nach Biomarkern zu suchen“, sagt Frederik Großerüschkamp.

Ziel: Biomarker in Körperflüssigkeiten finden

Gerwert und Kollegen wollen die Methode nun auf andere Krebsarten anwenden und so neue Biomarker identifizieren. Der Leiter des Lehrstuhls für Biophysik gibt einen Ausblick: „Unser Ziel ist es, die im Gewebe identifizierten Biomarker auch in Körperflüssigkeiten wie Blut und Urin wiederzufinden“, so Gerwert. „Das würde eine nicht invasive, präzise und prädiktive Diagnose mithilfe eines einfachen Antikörpertests ermöglichen.“ 

Das diffuse maligne Mesotheliom wird hauptsächlich durch Asbestbelastung ausgelöst. Die Tumoren sind sehr unterschiedlich ausgeprägt, und es erkrankt eine verhältnismäßig geringe Anzahl an Menschen daran – das erschwert die Forschung. „Gerade in solchen Fällen kann unsere neue Methode Abhilfe bei der Biomarkersuche schaffen“, erläutert Großerüschkamp. 

Quelle: Ruhr-Universität Bochum (RUB)


Originalpublikation: Frederik Großerueschkamp et al.; Spatial and molecular resolution of diffuse malignant mesothelioma heterogeneity by integrating label-free FTIR imaging, laser capture microdissection and proteomics; Scientific Reports, 2017; DOI: 10.1038/srep44829

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