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Fehlbehandlungen in der Kardiologie

Unter- oder Überversorgung kommt vor aus Sorge der Ärzte, etwas Wichtiges zu unterlassen, weil die Patienten die Maßnahmen einfordern, aber auch aus Unkenntnis der Leitlinien. © Lalith_Herath / iStock / Thinkstock

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Initiative „Klug entscheiden": Fehlbehandlungen in der Kardiologie

Ärzte können durch eine dauerhafte Behandlung mit Blutverdünnern jährlich rund 10000 Schlaganfälle verhindern. Wird bei einem Patienten Vorhofflimmern diagnostiziert, kann durch diese Therapie Schlimmeres verhindert werden. Trotzdem entscheiden sich nur rund 55 Prozent der Ärzte dafür. Auf diese und weitere Fehlbehandlungen weist die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin e. V. (DGIM) im Rahmen der Initiative „Klug entscheiden" hin.

Auf der heutigen Vorab-Pressekonferenz und ihrem Jahreskongress vom 09. bis 12. April stellt die DGIM jeweils fünf Positiv- und Negativ-Empfehlungen pro Schwerpunktfach vor, die angeben, welche Behandlungen in der Kardiologie zu häufig oder zu selten angewandt werden.

„Die Empfehlungen orientieren sich dabei an den gültigen Leitlinien. Hinzu kommen aber auch aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse“, sagt Professor Dr. med. Gerd Hasenfuß, Präsident des 122. Internistenkongresses. Und nicht nur die Empfehlungen in diesem Schwerpunktfach zeigen: Das Einhalten der evidenzbasierten Behandlungsempfehlungen rettet Leben, so der Kardiologe.

Unsicherheit des Arztes, Drängen der Patienten

Ein Beispiel für Unterversorgung in der Kardiologie: Herzinfarkt und Schlaganfall kündigen sich häufig bereits an, bevor es zum Ernstfall kommt – etwa durch Bluthochdruck und erhöhte Cholesterinwerte. Der Cholesterinwert kann durch Statine effektiv gesenkt werden, das Risiko der Sterblichkeit sinkt bei regelmäßiger Einnahme der Medikamente um 60 Prozent, wenn es gelingt, den ursprünglichen Blutfettwert zu halbieren.

Auf andere Maßnahmen hingegen, beispielsweise eine vorsorgliche Computertomographie der Herzkranzgefäße bei Menschen ohne typische Anzeichen für koronare Herzerkrankungen, könnten Ärzte in vielen Fällen verzichten. „Gerade kostenintensive bildgebende Verfahren werden viel zu häufig eingesetzt. Gründe dafür könnten die Unsicherheit des Arztes aber auch das Drängen von Seiten der Patienten sein“, so Professor Hasenfuß, der die Klinik für Kardiologie und Pneumologie an der UMG, Universitätsmedizin Göttingen, leitet.

Die „Klug entscheiden“-Empfehlungen richten sich sowohl an Mediziner als auch an Patienten. Sie sollen aber gerade auch im Gespräch mit dem Patienten eine wertvolle Hilfe sein, wenn es darum geht, gemeinsam eine Behandlungs-Strategie festzulegen. Unter- oder Überversorgung kommt vor aus Sorge der Ärzte, etwas Wichtiges zu unterlassen, weil die Patienten die Maßnahmen einfordern, aber auch aus Unkenntnis der Leitlinien.

„Es ist sehr schwer, aktuelles Leitlinien-Wissen aus allen Fachbereichen stets parat zu haben“, sagt Professor Hasenfuß. Schließlich umfassten viele Leitlinien 150 oder sogar noch mehr Seiten. Neben „Klug entscheiden“-Empfehlungen sei es in erster Linie die Fort- und Weiterbildung, die es Ärzten ermögliche, ihr Wissen aktuell zu halten.

Beim 122. Internistenkongress können sich Teilnehmer beispielsweise in der Reihe „Kardiologie für den Generalisten“ in 14 Symposien über den aktuellen Wissensstand rund um das Herz informieren.

Quelle: idw – Informationsdienst Wissenschaft

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