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Herzklappenentzündung nach Operation

Gleich zu Anfang fiel der Verdacht auf einen Heizkühler, der bei Operationen mit Herz-Lungen-Maschine eingesetzt wird. © ivan68 / iStock / Thinkstock

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Kontaminierte Geräte: Herzklappenentzündung nach Operation

Seit 2013 wurde bei Patienten nach einer offenen Herzoperation immer öfter eine Erkrankung mit dem Erreger Mycobacterium chimaera festgestellt. Diese Infektion hat sich zu einer lebensbedrohlichen Infektion mit Befall der im Rahmen der Operation eingesetzten Herzklappen entwickelt. Forscher haben nun das Erbgut von 250 Isolaten von Mycobacterium chimaera aufgeklärt und konnte nachweisen, dass fast alle der untersuchten Infektionen durch eine Kontamination der Geräte bei deren Fertigung verursacht wurden.

Bereits kurz nach Bekanntwerden der ersten Infektionen fiel der Verdacht auf einen Heizkühler, der bei Operationen mit Herz-Lungen-Maschine eingesetzt wird. In Freiburg hat man aus Sicherheitsgründen diese Geräte bereits 2014 aus allen Operationssälen am Universitätsklinikum Freiburg und dem Universitäts-Herzzentrums Freiburg · Bad Krozingen entfernt. 

„Durch unsere Genanalyse konnten wir die Ursache für diesen weltweiten Ausbruch herausfinden. Jetzt ist klar, welches Risiko für die Patienten bestand, und wie man diesen Infektionsweg vermeiden kann“, sagt Co-Studienleiter Prof. Dr. Dirk Wagner, Oberarzt der Abteilung Infektiologie der Klinik für Innere Medizin II des Universitätsklinikums Freiburg.

Neben der Abteilung für Infektiologie waren auch das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, das Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene sowie internationale Kollegen an der umfangreichen Studie beteiligt. Prof. Wagner hob die hervorragende Kooperation dieser drei Abteilungen hervor, die Mitglieder des Zentrums Infektionsmedizin am Universitätsklinikum sind.

Produktion grundlegend ändern

Am Universitätsklinikum Freiburg war lediglich ein Patient betroffen. Er war 2011 operiert worden. Er wurde am Universitätsklinikum trotz langwieriger Behandlung geheilt. Andere Patienten mit der Infektion wurden am Universitätsklinikum nicht identifiziert. „Durch die vorsorgliche Entfernung der Heizkühler sowie durch zusätzliche neue Diagnosetests konnte die Patientensicherheit schnell wieder hergestellt werden“, sagt Prof. Wagner.

„Allerdings“, warnt Prof. Wagner, „besteht ein Restrisiko, da einige der Infektionen noch sehr spät (mehrere Jahre) nach Operation zur Erkrankung führen können.“ In der jetzigen Studie untersuchten die Forscher Erreger-Erbgut von 250 Proben, die von erkrankten Patienten, aus den Wassertanks der Heizkühler unterschiedlicher Hersteller und deren Produktionsorten stammten.

Die Luft der Operationssäle bei laufendem Heizkühler sowie weitere Medizingeräte, Leitungswasser und Trinkwasserspender und weitere Kontrollen wurden ebenfalls in der Analyse untersucht. „Die genetische Ähnlichkeit fast aller Patientenproben mit den Proben aus den Heizkühlern und deren Produktionsstätte ist so groß, dass letztere als Infektionsquelle extrem wahrscheinlich ist“, sagt Prof. Wagner. „Die Hersteller müssen ihre Produktion grundlegend ändern, um eine Verunreinigung der Geräte von vorneherein zu verhindern.“

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg


Originalpublikation: Dirk Wagner et al.; Global outbreak of severe Mycobacterium chimaera disease after cardiac surgery: a molecular epidemiological study; Lancet Infectious Deseases, 2017; DOI: 10.1016/S1473-3099(17)30324-9

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