Branche
on
Impfstoffentwicklung mit neuen Ansätzen

Auch wenn sie im Labor noch vielversprechend erscheinen, versagen viele Impfstoffkandidaten dann in den klinischen Studien. © Remains / iStock / Thinkstock

| | | | | |

Tuberkulose: Impfstoffentwicklung mit neuen Ansätzen

Infektionen mit Mycobacterium tuberculosis gehören weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Die einzige zugelassene Impfung gegen Tuberkulose erfolgt mit Bacillus Calmette-Guérin (BCG) – einem aus Rindertuberkelbakterien entwickelten Lebendimpfstoff. Wissenschaftler des Instituts für Infektionsimmunologie am TWINCORE beschreiten nun neue Wege bei der Suche nach einem effektiveren Impfstoff gegen die Krankheit.

„Neue Impfstoffentwicklungen gegen die Lungentuberkulose basieren fast durchgängig auf denselben Prinzipien wie der BCG Impfstoff und sprechen immer dieselben Rezeptorfamilien auf den Immunzellen an“, sagt Dr. Luciana Berod, Leiterin der Arbeitsgruppe Wirt-Pathogen Interaktionen und Immunmetabolismus.

Auch wenn sie im Labor noch vielversprechend erscheinen, versagen diese Impfstoffkandidaten dann in den klinischen Studien. Das Team um Luciana Berod hat nun Dendritische Zellen (DC) als potentielle Zielzellen für die Tuberkuloseimpfung untersucht.

Dendritische Zellen sind antigenpräsentierende Zellen, die eine zentrale Rolle in der zweiten Phase der Erregerabwehr spielen: bei der adaptiven Immunantwort. Allerdings steckt die Entwicklung von DC-Impfstoffen noch in den Anfängen. Sie sind bislang noch inneffektiv und sehr kostspielig und daher nicht für die Regionen geeignet, in denen die Tuberkulose am schlimmsten wütet: die armen Länder der Welt.

Wirk- oder Impfstoffe einschleusen

Also müssen neue Angriffspunkte gefunden werden: „Unter den zahlreichen Rezeptoren der Dendritischen Zellen, sind die sehr spezifisch exprimierten C-Typ-Lektine, so genannte CLRs, besonders geeignete Ziele für eine Impfung gegen Tuberkulose“, sagt Lis Noelia Velasquez, Wissenschaftlerin im Team von Luciana Berod. C-Typ-Lektine erkennen fremde Zuckerstrukturen auf Krankheitserregern, die sich von Zuckerstrukturen auf körpereigenen Zellen unterscheiden und lösen daraufhin eine Immunantwort aus.

Und sie eignen sich, um Wirk- oder Impfstoffe in die Immunzellen einzuschleusen. „Mit Hilfe des DC-SIGN Rezeptors aus dieser Rezeptorfamilie können wir gezielt mykobakterielle Antigene in DCs einschleusen. Wir koppeln sie an einen Antikörper, der sich gegen DC-SIGN richtet und induzieren damit spezifische Immunantworten gegen Mycobacterium tuberculosis“, sagt Institutsleiter Prof. Tim Sparwasser.

„Damit ist uns gelungen zu zeigen, dass in dem bisher wenig beachteten Rezeptor DC-SIGN das Potential für eine neue Zielstruktur für DC-basierte Tuberkulose-Impfstoffe steckt, oder vielleicht sogar für weitere intrazelluläre Pathogene.“

Quelle: TWINCORE – Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung


Publikation: L. Berod et al.; Targeting Mycobacterium tuberculosis Antigens to Dendritic Cells via the DC-SIGN Receptor Induces Strong Th1 Immune Responses; Frontiers in Immunology, 2018; DOI: 10.3389/fimmu.2018.00471

Newsletter abonnieren

Newsletter Icon MTA Blau 250x250px

Erhalten Sie die wichtigsten MT-News und Top-Jobs bequem und kostenlos per E-Mail.

Mehr zum Thema

Schwangere Frau beim Ultraschall
Nahaufnahme von Tabletten

Das könnte Sie auch interessieren

CAR-T-Zelle
SARS-CoV-2-Virus
Hepatitis-Virus und Leber