Patientinnen und Patienten mit durch gramnegative Erreger wie Escherichia coli ausgelösten Blutstrominfektionen weisen eine hohe Sterblichkeit auf. Die Infektion konnte durch Antibiotika aber bisher meist gut behandelt werden. Durch die Zunahme von Antibiotikaresistenzen, auch gegen die Gruppe der Carbapeneme, ist die Therapie zunehmend schwieriger geworden.
Bei Infektionen mit multiresistenten Erregern, die auch gegenüber solchen Reserveantibiotika resistent sind, kommt es besonders häufig zu einer unwirksamen Antibiotikatherapie und damit zu höherer Sterblichkeit. Um diese Erreger wie E. coli im Blutstrom nachzuweisen, werden derzeit Methoden angewandt, die 16 bis 72 Stunden zum Nachweis der Antibiotikaresistenz beanspruchen.
Eine beschleunigte Diagnostik ist daher ein wesentlicher Schritt, Patienten mit Infektionen durch Carbapenem-resistente Bakterien schneller und gezielter zu behandeln und zusätzlich die Ausbreitung der Erreger einzudämmen.
Schnell, einfach, kostengünstig
Die Resistenz bei gramnegativen Bakterien ist meist durch Enzyme verursacht, die neben den Carbapenem-Antibiotika auch weitere Antibiotika zerstören können. Sie werden als Carbapenemasen bezeichnet.
Zu den weltweit häufigsten Carbapenemasen zählen die sogenannten Klebsiella-pneumoniae-Carbapenemase (KPC), die New-Delhi-Metallo-Betalaktamase (NDM) und OXA-48. In der jetzt veröffentlichten Studie wurden Blutproben untersucht, die mit Carbapenemase-produzierenden Bakterien versetzt wurden.
Hierbei drei der vier häufigsten Carbapenemasen, OXA-48, KPC und NDM, mit einem einzigen Testverfahren direkt aus positiven Blutkulturen entdeckt werden, ohne dass eine zeitaufwendige weitere Anzüchtung auf Agarplatten notwendig wurde. Das neue Verfahren ist schnell, einfach anzuwenden, kostengünstig (~10€/Test) und kann in jedem klinisch-mikrobiologischen Labor durchgeführt werden.
Sicherheit und Wirksamkeit belegt
„Wir sind mit diesem Verfahren unserem Ziel, mit multiresistenten Erregern infizierte Patientinnen und Patienten so schnell wie möglich helfen zu können, einen Riesenschritt näher gekommen“, so Erstautor und DZIF-Professor Dr. med. Axel Hamprecht vom Institut für Medizinische Mikrobiologie, Immunologie und Hygiene am Universitätsklinikum Köln.
„Bei derartig aggressiven Erregern zählt jede Minute, um eine gezielte Therapie zu starten. Jetzt müssen sich Folgestudien anschließen, um unsere Erkenntnisse so schnell wie möglich in die klinische Praxis zu überführen.“
Die mit Mitteln der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln unterstützte Proof-of-Principle-Studie belegt die Sicherheit und Wirksamkeit des neuen Verfahrens. Bevor aber das neue Verfahren die herkömmliche Diagnostik ablösen und in die klinische Praxis eingeführt werden kann, sind weitere Studien notwendig.
Translation ist das Ziel
Im Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) entwickeln bundesweit circa 500 Wissenschaftler und Ärzte aus 35 Institutionen gemeinsam neue Ansätze zur Vorbeugung, Diagnose und Behandlung von Infektionskrankheiten.
Ziel ist die sogenannte Translation: die schnelle, effektive Umsetzung von Forschungsergebnissen in die klinische Praxis. Damit bereitet das DZIF den Weg für die Entwicklung neuer Impfstoffe, Diagnostika und Medikamente gegen Infektionen. Über 3500 Studierende an der Medizinischen Fakultät werden im Umfeld der Uniklinik Köln praxisorientiert in enger Verzahnung von Lehre, Krankenversorgung und Forschung ausgebildet.
In drei Schwerpunkten erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Probleme von großer gesellschaftlicher Relevanz: „Tumorbiologie, Infektion und Immunität“, „Homöostatische Prinzipien im Stoffwechsel und in der Geweberegeneration“ sowie „Neuromodulation“.
Quelle: Universität zu Köln
Publikation: Saleh A et al.; Rapid detection of NDM, KPC and OXA-48 carbapenemases directly from positive blood cultures using a new multiplex immunochromatographic assay; PLOS ONE, 2018; doi: 10.1371/journal.pone.0204157