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Leitschienen aus Krabbenpanzern helfen Nerven beim Nachwachsen

Chitosan wird aus dem Gehäuse von Krabben gewonnen. Der Stoff ist auf natürlichem Wege abbaubar und biologisch sehr gut verträglich. © Maakoora / iStock / Thinkstock

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Implantate: Leitschienen aus Krabbenpanzern helfen Nerven beim Nachwachsen

Bei Unfällen treten häufig Verletzungen auf, die Lücken zwischen durchtrennten Nerven hinterlassen. Forschern des Instituts für Neuroanatomie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist es gelungen, solche Schienen aus Chitosan von Krabbengehäusen herzustellen. Mit den zweigeteilten Röhrchen können Nerven besser nachwachsen.

Nervenfasern, die aus einer Ansammlung sensibler Nervenzellen wachsen. © Freund / Haastert-Talini

Normalerweise überbrücken Nervenchirurgen diese mit körpereigenen Nerven. Dadurch entstehen jedoch neue Nervenverletzungen und hinzu kommt, dass körpereigenes Ersatzmaterial nur begrenzt verfügbar ist. Hier können künstliche Nervenleitschienen Abhilfe schaffen. Vor zwei Jahren ist es Forschern um Professorin Dr. Claudia Grothe, Direktorin des Instituts für Neuroanatomie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH), im europäischen Forscherteam „BIOHYBRID Consortium“ gelungen, solche Schienen aus Chitosan herzustellen.

Chitosan stammt von Chitin ab, das aus Krabbengehäusen gewonnen wird. Der Stoff ist auf natürlichem Wege abbaubar und biologisch sehr gut verträglich. Für die Herstellung der Schienen wird Chitosan so verändert, dass aus ihm formstabile, chirurgisch leicht vernähbare Röhrchen hergestellt werden können.

Mit ihnen konnten im Tiermodell 10 bis 15 Millimeter lange Defektstrecken ähnlich erfolgreich überbrückt werden wie mit körpereigenen Implantaten. Sie sind inzwischen für die klinische Anwendung zugelassen und werden seit etwa einem Jahr bei Patienten eingesetzt.

Darauf aufbauend konnte Professorin Dr. Kirsten Haastert-Talini, MHH-Institut für Neuroanatomie, mit dem europäischen Team tierexperimentell nun zeigen, dass die Nerven besonders gut nachwachsen, wenn die Röhrchen mit Hilfe eines durchlöcherten Chitosanfilms in Längsrichtung in zwei Kammern geteilt worden sind. „Dann wächst nicht nur ein Nervenstrang, sondern es wachsen zwei – und diese sind durch die Löcher über Blutgefäße miteinander verbunden. Mit dieser Methode konnten wir bei Überbrückung der kritischen Defektstrecke von 15 Millimetern eine bessere Muskelfunktion erreichen als mit einkammerigen Röhrchen“, sagt sie.

„Sobald sie für den Einsatz im Menschen vorliegen, werden diese weiterentwickelten Röhrchen sehr wahrscheinlich häufiger angewendet werden als die bisher verfügbaren einfachen Nervenleitschienen“, sagt Professorin Grothe. Die Ergebnisse geben zudem Hoffnung, künftig auch Nervenverletzungen bei Diabetikern besser heilen zu können. Sie wurden in Zeitschrift „Biomaterials“ veröffentlicht.

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover

Originalstudie: Chitosan-film enhanced chitosan nerve guides for long-distance regeneration of peripheral nerves Cora Meyera, Lena Stenbergb, Francisco Gonzalez-Perezc, Sandra Wrobela, Giulia Ronchie, Esther Udinac, Seigo Suganumad, Stefano Geunae, Xavier Navarroc, Lars B. Dahlinb, Claudia Grothea, Kirsten Haastert-Talinia. Doi:10.1016/j.biomaterials.2015.10.040u

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