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MTRA im Fokus

Einige hielten Leipzig für weniger attraktiv als andere Städte und lieferten damit nicht fachlichen Diskussionsstoff zum neuen Kongress-Standort. © Deutsche Röntgengesellschaft e.V.

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97. Deutscher Röntgenkongress: MTRA im Fokus

Nach fünf Jahren in Hamburg tagte der Deutsche Röntgenkongress 2016 erstmalig in Leipzig. Dazu passte auch das Motto „Neue Wege gehen“. Rund 7000 Teilnehmer – Radiologen, Radiologiemanager, MTRA und IT-Spezialisten – besuchten Vorträge, Workshops und die Industrieausstellung. Vor allem MTRA profitierten von dem jetzt dreitägigen Programm.

© Deutsche Röntgengesellschaft e.V.In vielen Krankenhausteams ist es üblich, jedes Jahr eine andere Verantwortliche MTRA zum Röntgenkongress zu schicken. © Deutsche Röntgengesellschaft e.V.

Das Programm bot die gesamte Bandbreite der diagnostischen und interventionellen Radiologie sowie Subdisziplinen wie Neuro- und Kinderradiologie. Eröffnet wurde der Kongress am Mittwoch, 4. Mai 2016, durch Claus Becker, den Vorstandsvorsitzenden des Vereinigung Medizinisch-Technischer Berufe in der Deutschen Röntgengesellschaft (VMTB). Der Verein plant jährlich das Kongressprogramm für die MTRA. Als fester und unverzichtbarer Bestandteil der Radiologie muss diese Berufsgruppe einem hohen Informations- und Weiterbildungsbedarf gerecht werden, so der Vereinsvorsitzende.

„Unter anderem mit neuen Fortbildungsformaten bieten wir jetzt sogar drei Tage eigenes Programm – auch ein Lunchsymposium zum Dosismonitoring gehört dazu.“ Vera Breier, MTRA aus Hannover, erläuterte in ihre Keynote zur Einstimmung, wie jeder mentales Training aus dem Sport auch auf das Berufsleben übertragen kann. Viel Lernstoff gab es in den anschließenden Vorträgen: Referenten gaben Praxistipps zur konventionellen Bildgebung oder zur MRT beispielsweise bei der Lagerung, dem Einsatz von Kontrastmitteln oder bei Schädelaufnahmen sowie zur postmortalen Bildgebung.

Am Donnerstag waren die heutigen Schüler und künftigen MTRA eingeladen, sich über Themen wie Mamma- und Thoraxdiagnostik, Strahlenschutz, Hygiene und konventionelle Röntgentechniken zu informieren. Die Frage „Warum MTRA werden?“ beantwortete Claus Becker: „Dieser zukunftssicherer Beruf bietet spannende und immer neue Themen – und MTRA werden in nahezu jedem Ort gesucht.“ Workshops, Vorträge, eine Industrieausstellung und spezielle Klinikseminare für MTRA im Universitätsklinikum Leipzig rundeten die Veranstaltung ab.

Radiologie: Historie und Zukunft

Ein Spendenlauf für das Geburtshaus Wilhelm Conrad Röntgens rückte den Standort Deutschland als Wiege der Radiologie ebenfalls in den Fokus der Öffentlichkeit. Dieses Haus in Remscheid wird seit einigen Jahren auf Initiative der Deutschen Röntgengesellschaft von Privatpersonen sowie Industrieunternehmen über Spenden restauriert und umgebaut. Es soll künftig als internationale Begegnungsstätte für Wissenschaftler aus aller Welt dienen.

Die offizielle Eröffnung des Kongresses fand am Donnerstag mit Verleihung zahlreicher Preise und Medaillen sowie der Ernennung von Ehrenmitgliedern durch Prof. Dr. Peter Landwehr statt. Er forderte die Radiologen auf, als Einheit zu denken und zu handeln – angesichts immer weiter gehender Subspezialisierung und dadurch möglicher Zersplitterung. Ein erfolgreicher Spagat zwischen Ganzheitlichkeit, Einheit und Spezialisierung sichere die Zukunft, so der Kongresspräsident. Professor Dr. Reinhard Loose ergänzte, diese Disziplin sei wie ein Boot, das überall hinsegelt. Hänge man sich an, fahre man ins sichere Wasser der Zukunft, denn die negativen Tendenzen seien vorüber.

Prof. Dr. Frank Montgomery, Vorsitzender der Bundesärztekammer und selbst Radiologe, bestätigte dies in seinem Vortrag: „Die Radiologie hat neben anderen Disziplinen maßgeblich dazu beigetragen, die Lebenserwartung zu steigern. Wir Radiologen müssen Kompetenz beweisen, in dem, was wir am besten können, damit andere medizinische Abteilungen diese Aufgaben nicht übernehmen. Allerdings sind neue Lernmethoden wie etwa eLearning, Telemedizin, Simulation und Skill labs – Übungseinrichtungen für Medizinstudenten – notwendig, um Mediziner adäquat aus- und weiterzubilden.“

Der künftige DRG-Präsident Prof. Dr. med. Stefan O. Schönberg aus Mannheim wagte einen Blick in die Zukunft: „Big Data werden die Radiologie von Grund auf verändern. Sie ermöglichen Verbesserungen bei der Evidenz und Quantifizierung. Im Qualitätsmanagement, aber auch bei neuen Methoden, etwa der Personalisierten Medizin, werden sie künftig eine relevante Rolle im Fach Radiologie spielen.“

Leipzig in all seinen Facetten

Der neue Standort im Kongresszentrum der Messe Leipzig gab allerdings auch Anlass zu kontroversen, nicht unbedingt fachlichen Diskussionen. Einige hielten Leipzig für weniger attraktiv als andere Städte und bekräftigten ihre These unter anderem damit, dass auf dem freien Markt kaum preiswerte Hotels in Veranstaltungsnähe zu finden waren. Das Buchungsportal der Veranstalter war wohl nicht ausreichend kommuniziert worden.

„Leipzig ist ein guter Anlaufpunkt im Osten. Ich halte die Stadt für einen vielseitigen Ort mit Kultur und Historie“, so der ehemalige Präsident aus Hamburg, Prof. Dr. med. Gerhard Adam. „Die Veranstaltung ist eine großartige Bereicherung für die radiologische Szene in der Stadt“, freute sich Prof. Dr. Arnd-Oliver Schäfer, Chefarzt der Radiologie des städtischen Klinikums St. Georg, Leipzig. „Zusammen mit der Radiologie des Universitätsklinikums haben wir uns engagiert um ein vielseitiges Programm gekümmert.“

Ein Networking-Nachmittag mit Barbecue im historischen Badehaus von St. Georg war ein Anfang; im nächsten Jahr will der Radiologe die gemeinsamen Aktivitäten noch verstärken und Führungen durch die Klinik anbieten. Die gut erhaltenen Klinikgebäude aus dem Übergang zum Jugendstil inklusive einer weitläufigen Parkanlage wurden in den Jahren 1908 bis 1913 vom Architekten Max Pommer erbaut. Heute gibt es in Deutschland noch drei „seiner“ Krankenhäuser.

Eine stichprobenartige Befragung unter MTRA zeigte, dass es in viele Krankenhausteams üblich ist, jedes Jahr eine andere Verantwortliche zum Röntgenkongress zu senden. Neuigkeiten, Praxistipps und Gelerntes werden anschließend in Teamsitzungen an die Kollegen weitergegeben. „Nimmt man regelmäßig teil, ist der Fortbildungsstand gut. Nicht jedes Jahr gibt es herausragende, neue Techniken“, fasst eine MTRA aus Münster zusammen. „Zwei Dinge halte ich für verbesserungswürdig: Zum einen starteten relevante Workshops viel zu früh. Bei einer Anreise von einer Stunde ist ein Beginn um 9 Uhr oder 10 Uhr sinnvoller. Auch der Taschenplaner ist unübersichtlich. Nicht jeder nutzt bereits die App.“

Inhaltliche Schwerpunktthemen in diesem Jahr waren Erkrankungen der Wirbelsäule, die Mammadiagnostik, der Einsatz des Ultraschalls, aber auch radiologische Fehler und Komplikationen. Laut Ausstellern lagen insbesondere die strukturierte Befundung und das Dosismonitoring im Trend.

Die Ergebnisse des „Trendreports Radiologie“, einem Gradmesser für Entwicklungen und Trends in diesem Fach, bestätigten diese Tendenzen. Daneben sind Mitarbeiterqualifikation und Fachkräftegewinnung in vielen Kliniken wie auch in der Industrie Topthemen. Mehr als hundert radiologische Fachkräfte – Führungskräfte, IT-Mitarbeiter, Radiologen und Berater – nahmen an dieser Befragung der i-solutions Health GmbH teil.

Mirjam Bauer

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