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Nach der Erkrankung noch zwei Tage zu Hause bleiben

Pflegende und Angehörige sollten beim Waschen von Kleidungsstücken und Handtüchern oder beim Toilettenputzen unbedingt Einmalhandschuhe nutzen. © Alex Raths / iStock / Thinkstock

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Norovirus: Nach der Erkrankung noch zwei Tage zu Hause bleiben

Wenn es kalt ist, haben Noroviren Hochsaison: Fast die Hälfte der im vergangenen Jahr in Deutschland registrierten 89 000 Infektionen fiel auf die Monate Januar bis März. Dabei umfasst die Zahl nur Fälle, bei denen das Magen-Darm-Virus durch eine Laboruntersuchung nachgewiesen wurde. Die tatsächliche Fallzahl liegt um ein Vielfaches höher. Der wirksamste Schutz besteht in häufigem und sorgfältigem Händewaschen, so die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Erkrankte sollten zudem zwei Tage über das Abklingen der Symptome hinaus zu Hause bleiben.

„Wenn Erkrankte zu früh wieder in Kontakt mit anderen Menschen treten, besteht ansonsten das Risiko, dass sich die Noroviren weiter ausbreiten“, erklärt Professor Dr. med. Andreas Stallmach, Direktor der Klinik für Innere Medizin IV am Universitätsklinikum Jena. Zudem gelte es, auch im Anschluss an eine Erkrankung auf sorgfältige Hygiene zu achten.

„Der Körper scheidet die Viren noch über ein bis zwei Wochen aus“, so der Experte. In den meisten Fällen sei es sinnvoll, zu Hause abzuwarten, bis Durchfall und Erbrechen vorbei sind. Da die Krankheit dem Körper Wasser und Elektrolyte entzieht, sollten Patienten viel trinken: verdünnte Säfte, Brühe oder gezuckerter Tee können die Verluste ausgleichen.

Selten müssen Betroffene eine Infusion bekommen, um den Flüssigkeitshaushalt auszugleichen. „Kinder unter fünf und ältere Menschen über 70 Jahren erkranken nicht nur häufiger, sondern oft auch schwerer als andere Altersgruppen“, betont Stallmach. Wenn Angehörige oder Pflegende feststellen, dass sich der Allgemeinzustand eines Patienten verschlechtert, sollten sie medizinische Hilfe suchen.

Wichtig dabei: die Voranmeldung in der Klinik oder der Praxis. Denn dort breitet sich das Virus weiter aus und gefährdet andere. 2014 kam es laut Robert Koch-Institut in deutschen Kliniken zu 850 Norovirus-Ausbrüchen mit über 9000 Infektionen. „Für schwerkranke Patienten in Kliniken kann eine Norovirus-Infektion lebensbedrohlich sein. Deshalb müssen Erkrankte soweit möglich isoliert werden.“

Hoffnung auf Impfstoffe

Der Experte erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, sich vor Noroviren zu schützen: „Das Wichtigste ist, sich möglichst von Erkrankten fern zu halten und separate Toiletten zu benutzen“, so Stallmach. Denn Noroviren sind hochansteckend. Stallmach: „Pflegende und Angehörige sollten beim Waschen von Kleidungsstücken und Handtüchern oder beim Toilettenputzen unbedingt Einmalhandschuhe nutzen.“

Damit beim Ausziehen der Handschuhe keine Erreger an die Hände gelangen, wenden Profis folgende Technik an: Zunächst zieht die eine Hand den Handschuh der anderen ab und hält diesen Locker in der Hand. Dann krempelt die freie Hand vom Arm her vorsichtig den zweiten Handschuh über den ersten. Anschließend wandern beide in den Müll.

Da Noroviren gegenüber vielen Desinfektionsmitteln unempfindlich sind, bleiben sie auch nach sorgfältigen Putzaktionen meist noch im Umlauf. Sie überstehen Temperaturen von minus 20 bis plus 60 Grad Celsius und halten sich nicht nur im Privathaushalt, sondern auch in Kitas, Senioreneinrichtungen und Kreuzfahrtschiffen äußerst hartnäckig.

„Wir hoffen sehr auf die Impfstoffe, die derzeit in der Entwicklung sind und die zum Teil bereits in klinischen Studien getestet werden“, sagt DGVS-Experte Stallmach. Die Krankheitslast und die wirtschaftlichen Kosten, die das Norovirus verursacht, seien enorm und könnten durch einen wirksamen Impfstoff drastisch gesenkt werden.

Quelleidw – Informationsdienst Wissenschaft

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