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Neue Behandlungsoptionen für Betroffene

Womöglich könnten bald neue Wirkstoffe zur Behandlung von MS-Erkrankten zur Verfügung stehen. © Minerva Studio / iStock / Thinkstock

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Multiple Sklerose: Neue Behandlungsoptionen für Betroffene

Professor Ralf Gold, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, hat auf dem diesjährigen Neurologenkongress die neuesten Erkenntnisse zu Behandlungsmöglichkeiten von schubförmiger Multipler Sklerose (MS) vorgestellt. Derzeit stehen eine Reihe neuer Substanzen auf dem Prüfstand. Erst kürzlich wurde der monoklonale Antikörper Daclizumab zugelassen. Künftig könnte für viele Patientengruppen ein spezifischer Wirkstoff zur Verfügung stehen.

Seit wenigen Wochen ergänzt eine neue Substanzklasse das Repertoire an Arzneimitteln gegen die Multiple Sklerose (MS). Daclizumab ist jetzt in der EU zur Behandlung von erwachsenen Patienten mit schubförmiger MS zugelassen. Daclizumab ist ein monoklonaler Antikörper und greift im Gegensatz zu bisher bekannten Therapeutika primär regulierend über Natürliche Killerzellen (NK) ins Immunsystem ein.

Der Wirkstoff bindet an die CD25-Untereinheit des hochaffinen Interleukin-2-Rezeptors auf aktivierten T-Zellen und wirkt damit immunmodulierend, weil er die Expansion regulatorischer natürlicher Killerzellen fördert. In der zulassungsrelevanten Studie mit mehr als 1800 Patienten war die Schubrate gegenüber der bewährten MS-Arznei Interferon-ß-1a annähernd halbiert.

Progressionsverzögerung mit Siponimod

Aktuelle Daten zu Siponimod bei progredienter Verlaufsform nähren die Hoffnung, dass auch bei sekundär chronisch progredienter MS mit noch vorhandener Schubaktivität Immuntherapien greifen können und zwischen 25 und 30 Prozent Progressionsverzögerung erzielen können.

Der S1P-Rezeptor-Modulator Siponimod hindert T- und B-Zellen daran, den Lymphknoten zu verlassen und einen MS-typischen Entzündungsprozess auszulösen. Die noch unveröffentlichte Studie wurde vergangene Woche in London bei der Tagung des European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis (ECTRIMS) erstmals vorgestellt .

Ocrelizumab vor der Zulassung

Ocrelizumab ist ein weiterer humanisierter monoklonaler Antikörper, der das Therapiespektrum bald erweitern könnte. Ocrelizumab zerstört B-Zellen, die eine Schlüsselrolle bei der Entstehung typischer MS-Entzündungen im zentralen Nervensystem spielen.

ie positiven Ergebnisse der Phase-III-Studien lassen erhoffen, dass diese Therapie zukünftig nicht nur bei schubförmiger MS, sondern auch bei bestimmten Subgruppen mit progredienter MS eine Zulassung erhalten wird.

MS und Umwelt

Es verdichten sich momentan die Hinweise, dass Salzkonzentrationen über die Nahrung direkt zu einer Aktivierung von autoagressiven Immunzellen führen. Interessant ist die Umverteilung der Salze in Körperkompartimenten.

Neue Ergebnisse zeigen, dass die Salze über Ablagerung in der Haut von Patienten mit Multipler Sklerose direkt die Immunaktivierung verstärken können. Die Konzentrationen wurden spektroskopisch gemessen und liegen ca. ein Drittel höher als bei gesunden Kontrollen. Das Ergebnis ist spezifisch und wird nicht in anderen Organen beobachtet, sondern ausschließlich in der Haut.

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN)


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