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Neue „Waffen

Forscher Roland Kälin hält einen Test des kombinierten Therapieansatzes an Glioblastom-Patienten für sinnvoll. © gorodenkoff / iStock / Getty Images Plus

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Glioblastom: Neue „Waffen“ gegen den aggressiven Tumor

Beim Glioblastom hat die sogenannte anti-angiogene Therapie nicht zum gewünschten Ergebnis geführt. Doch abgehakt ist das Prinzip der „Anti-Angiogenese“ noch lange nicht: Forscher des Labors für Neurochirurgische Forschung in Großhadern unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Glaß haben einen neuen Ansatzpunkt für die Therapie gefunden.

Am Glioblastom erkranken allein in Deutschland jährlich 3000 bis 4000 Menschen. Durchschnittlich überleben die Patienten nach Diagnose nur etwa 15 Monate. Die Zellen des Glioblastoms wachsen zum einen hoch aggressiv. Zum zweiten bleiben die üblichen Waffen der Medizin im Kampf gegen den Krebs weitgehend stumpf.

Eine operative Entfernung des Tumors ist nur unvollständig möglich. Auch Chemo- und Strahlentherapie wirken nur begrenzt. „Deshalb sucht die Medizin dringend neue Therapieoptionen“, sagt Dr. Roland Kälin. Er leitet die „neurovaskulären Projekte“ in der Neurochirurgischen Forschung des Klinikums der Universität München (LMU).

Vor mittlerweile vielen Jahren entdeckten Wissenschaftler den VEGF-Signalweg, den Krebszellen für neues Gefäßwachstum (Angiogenese) brauchen. Doch die Blockade dieses Signalweges mittels Avastin brachte keine entscheidenden Überlebensvorteile für die Patienten. Speziell in Glioblastomen kann alles sogar noch schlimmer werden: In vielen Fällen erhöht sich die Streuung von Zellen aus den Tumorherden in andere Gehirnareale noch, wodurch neue Krebsinseln entstehen.

Lebenszeit erhöhte sich deutlich

Und: Die Tumoren aktivieren alternative molekulare Signalwege für das Gefäßwachstum. Die Münchner Forscher um Rainer Glaß haben zum Beispiel den Signalweg um den „Apelin-Rezeptor“ im Fokus. Bindet das Molekül Apelin an den Rezeptor, kommt Angiogenese in Gang. In neuen Studien mit Mäusen haben Glaß, Kälin und ihre Kollegen nun gezeigt: Ein Apelin-F13A genanntes Mini-Protein (Peptid) kann den Rezeptor besetzen, so dass Apelin nicht mehr daran binden kann.

„Der Angiogenese-Signalweg ist damit unterbrochen“, erklärt Kälin. Behandelt man die Mäuse gleichzeitig mit Avastin, ist auch der VEGF-Signalweg gehemmt. Aber, ganz entscheidend: ohne dass Glioblastom-Zellen andere Hirnbereiche besiedeln. Ergebnis letztendlich: Die Lebenszeit der Nager erhöhte sich deutlich. Roland Kälin hält einen Test des kombinierten Therapieansatzes an Glioblastom-Patienten für sinnvoll: „So könnte man vielleicht eine lebensverlängernde Wirkung erreichen.“

Noch besser allerdings wäre es, ein sogenanntes „kleines Molekül“ zu entwickeln, das genau wie Apelin-F13A wirkt, aber noch viel stabiler ist. Erste Gespräche mit der Pharmaindustrie haben die Münchner Forscher angebahnt.

Quelle: Klinikum der Universität München, LMU Klinikum


Publikation: Roland Eugen Kälin et al.; Targeting APLN/APLNR improves anti-angiogenic efficiency and blunts pro-invasive side effects of VEGFA/VEGFR2-blockade in glioblastoma, Cancer Research, 2019; DOI: 10.1158/0008-5472.CAN-18-0881

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